Kapitel 2

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Die Wahrheit über die Individualität

Bevor ich überhaupt erst aus meiner Wohnung hinausgehen konnte, standen vor mir schon fünf fremde Gesichter. Sie waren alle fünf Männlich, zwei von ihnen dunkelhäutig.

Ich musste sie nicht fragen, um zu wissen, dass sie die fünf Amerikaner waren, die mich nach Amerika brachten. Sie wirkten nicht so, als verstünden sie Spaß. Das wurde eindeutig keine angenehme Reise, aber das hätte ich auch schon vorher sagen können.

„Orlando hat dich über den Plan der Reise und mit den Spielregeln vertraut gemacht?" sagte der größte von ihnen, der blonde Haare hatte und braun gebräunt war. „Jup!" sagte ich tonlos.

„Gut, dann werden wir jetzt sofort losfahren und keine Zeit mehr verlieren. Sie stellten sich um mich herum und zusammen fuhren wir mit einen der Aufzüge hinunter in die Lobby und liefen weiter durch die Straßen der Vereinten Republik, bis wir schließlich  an einem alten Gebäude ankamen, wovor drei Motorräder standen.

Der größte von ihnen macht eine Bewegung, dass ich mich mit zu ihm aufs Motorrad setzen sollte. Sie  machten mir alle fünf, keinen wirklichen netten Eindruck. Es kam mir so vor, als mochten sie mich alle nicht sonderlich, doch was hatte ich ihnen getan? Sie kannten mich doch gar nicht, also konnte ich ihnen doch nichts angetan haben, oder?

Eine Weile fuhren wir einfach nur Straßen entlang, die im Grund alle gleich waren. Wald, Felder, dann wieder Wald. Es war wie ein Rhythmus, der sich immer wieder von neuem wiederholte.

Gegen Nachmittag machten wir dann eine Pause, auf einen Rastplatz. Die Jungs hatten Rucksäcke dabei, aus denen sie etwas zu Essen herausholten. „Seit ihr extra aus Amerika gekommen, um mich abzuholen?" fragte ich in die Runde, nachdem wir, meiner Meinung nach, schon viel zu lange schwiegen. Ich kannte sie nicht und hatte sie noch nie bei den Europäischen Rebellen gesehen, weswegen ich davon ausging, dass sie nicht dazu gehörten.

„Ja sind wir!" sagte wieder einmal der größte von ihnen. Konnte nur er reden oder hatten die anderen einfach kein Bock, mir zu antworten? Ich hatte schon bemerkt, dass der Große keine Lust mehr hatte, weiter zu reden, doch ich scheißte darauf. Was konnten sie mir schon antuen? Ich wurde so oder so nach Amerika gebracht und niemand hatte mir verboten zu reden, zu mindestens noch nicht.

„Warum seit ihr zu fünft? Hätte nicht einer von euch gereicht?" „Iss einfach und hör auf zu reden!" befahl mir der Große wieder einmal. Stöhnend biss ich in mein Essen.

Nachdem ich grade meinen letzten Bissen hinunter geschluckt hatte, ging es auch schon weiter. Wir fuhren weiter durch, biss die Sonne hinterm Horizont langsam verschwand. Als von der Sonne nur noch ihre vereinzelten Strahlen zu sehen waren und der lillane Himmel, hielten die Jungs in einen der Wälder an und schlugen ein kleines Zeltlager auf, was eigentlich nur aus Schlafsäcken und aufblasbaren Matratzen bestand.

Sie hatten eine Matratze in der Mitte, während alle anderen drum herum lagen. Natürlich musste ich in die Mitte, da ich ja bestimmt auch gegen fünf Jungs ankam.

Warum hätte ich mich wehren sollen? Ich hätte mehr kaputt gemacht, anstatt gerettet. Ich wäre für mein restliches Leben auf der Flucht gewesen, der Präsident hätte die amerikanischen Soldaten, die uns helfen sollten abgezogen, dadurch hätten wir noch weniger die Chance gehabt, die Revolution zu gewinnen und an all dem, wäre nur ich allein dran schuld gewesen. Zu Flüchten war keine Option mehr!

Sie sahen mich alle fünf erwartungsvoll an. Was genau wollten sie denn jetzt auf einmal von mir? Einer von ihnen machte eine Bewegung, dass ich mich hinlegen sollte. Stöhnend legte ich mich auf die Matratze, die in der Mitte lag.

Scheinwelten - Weißes ArmbandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt