Kapitel 23

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Ruinen

"Die Aussortierung der Neugeborenen, verhindert unfruchtbare Menschen, weswegen es äußerst selten in der Vereinten Republik vorkommt, dass Menschen keine Kinder bekommen können. Dies geschieht meistens nur, indem man sich durch einen Unfall verletzt. Tut mir leid Milea, aber sie können keine Kinder mehr kriegen."

Mitleidig sah mir Herr Schmitt in die Augen. Zwar hatte ich mit dieser Antwort schon gerechnet gehabt, dennoch raubte sie mir den Atem.

Ich konnte keine Kinder mehr bekommen. Niemals werden kleine Kinder von mir das Licht der Welt erblicken, weil ich nicht fähig bin Kinder zu zeugen. Der Dock hatte mich unfruchtbar gemacht! Wie konnte das geschehen?

Im selben Moment, wo ich mir diese Frage stellte, wurde mir klar, dass ich oft genug bewusstlos wurde und er genügend Zeit dazu gehabt hatte. Ich konnte nicht fassen, dass Menschen zu so etwas fähig waren.

Herr Schmitt redete wieder mit mir, doch seine Worte kamen bei mir einfach nicht an. Ich war viel zu geschockt, um irgendetwas aufzunehmen. Langsam und immer mehr gelangten die neuen Informationen, die ich gerade erst erlangt hatte, immer weiter in meinen Kopf hinein. Umso weiter sie kamen, desto mehr überschlugen sich meine Gedanken.

Es war fast so, als würden tausende Papageien auf einmal anfangen in meinen Kopf zu reden. Sie hörten nicht auf und verstummen auch nicht, wenn man ihnen sagt, dass sie die Klappe halten sollen.

"Ich muss hier raus!" sagte ich schließlich, als ich den Wänden dieses Raumes nicht mehr standhalten konnte. "Milea?" hörte ich Leon mir noch hinterher rufen, doch ich war in diesen Moment einfach nicht fähig mit ihm zu reden.

Ich rannte die Treppen des Gebäudes hinunter, rannte aus dem Haus heraus, auf die Straße und erst als mir bewusst wurde, dass es einfach nur dämlich war zu rennen, hörte ich damit auf.

Schließlich fand ich mich im Hauptpark wider. Ich war stehen geblieben und wusste nicht, was ich als nächstes tun sollte. "Milea?" hörte ich die raue melodische Stimme von Leon. Ich drehte mich zu ihm um, während er zu mir gelaufen kam.

Seine Augen waren gerötet. Er schien genau zu wissen, dass die Antwort vom Arzt nicht gut ausgegangen war, ansonsten wäre ich auch nicht weggelaufen.

Vor mir blieb er schließlich stehen. "Was hat der Arzt gesagt?" fragte er schweren Herzens. Meine Lippe bebte und bevor sich mein Gesicht in einen Wasserfall verwandeln konnte, presste ich noch "Ich kann nicht schwanger werden!" über die Lippen.

In meiner Kindheit hatte ich oft sehr laut und theatralisch wegen Kleinlichkeiten geheult. Heute heulte ich auch so, aber nicht wegen einer Kleinlichkeit.

Leon nahm mich sofort in Arm und auch er konnte, es sich nicht verkneifen nicht zu heulen. Auch er hatte sich auf Kinder mit mir gefreut und ich musste ihm diesen Wunsch verwehren. Ich nahm ihn seinen Kinderwunsch und ich konnte verstehen, wenn er mich deswegen verlassen würde.

"Es tut mir leid Leon! Es tut mir so unendlich leid!" schluchzte ich. "Du kannst nichts dafür!" "Doch!" Zwar sah ich ihn nicht ins Gesicht, doch ich konnte seine Verwirrung spüren. "Hätte ich mich damals nicht betrunken und von den Rebellen gefangen nehmen lassen, dann hätte der Dock mich niemals so foltern können, dass ich keine Kinder mehr kriegen kann! Es tut mir unendlich leid Leon!" schluchzte ich weiter.

Scheinwelten - Weißes ArmbandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt