Kapitel 36 ~ Taylor
Liams Sicht
Verschlafen reibe ich mir meine Augen. Der Abend gestern ging doch länger als geplant, aber die neuen Spiele von Taylor waren einfach zu spitzenmäßig. Außerdem wurde es erst gegen zwölf Uhr so richtig spaßig - was wohl mit daran lag, dass Leander tatsächlich noch zu uns gestoßen war. Ich hatte zwar nicht mehr damit gerechnet, aber es hat mich wirklich gefreut, dass ihn seine Klette - auch bekannt als Jacqueline Ladent - einmal losgelassen hat. Langsam drehe ich mich zur Seite. Auf dem anderen Bett an der gegenüberliegenden Wand liegt Brian. Komisch. Ihn habe ich gestern Abend in seinem Zimmer vermisst. Er muss ungefähr gegen zehn halb elf gegangen sein und nicht wieder zurückgekommen. Sein Gemütszustand war eigenartig. Komplett in sich gekehrt, verschwiegen, wortkarg und wenig für einen Spaß zu begeistern. Ich bin mir zwar sicher das Etwas nicht stimmt, aber ihn bedrängen es mir zu sagen möchte ich ihn auch nicht. Bei Brian ist das immer so eine Sache...
Ich nehme mir vor ihm später zumindest einmal zu sagen, dass ich ihm gerne zuhöre, wenn er jemanden zum Reden brauchen sollte. Mehr kann ich aber auch nicht machen. Ein leises Seufzen reißt mich aus meinen Überlegungen. Es hört sich verblüffend hell und weiblich an. Brian wird doch wohl nicht - Bevor meine Fantasien zu bunt werden überwinde ich mich und stehe auf um langsam zu dem anderen Bett zu schleichen und mich selbst zu überzeugen, dass es sich nicht um das handelt, was ich befürchte. Meine Nerven beruhigen sich schon beträchtlich, als ich das T-Shirt an Brian sehe. Er liegt mit dem Gesicht in Richtung Wand und scheint etwas zu umarmen. Ein Mädchen, wie ich vermute. Kurz spiele ich mit dem Gedanken ihm ein Glas mit Wasser über den Kopf zu kippen, entscheide mich aber dagegen.
Wir wollen seinen Gast in meinen Zimmer, um das nochmal zu betonen, ja nicht erschrecken und verscheuchen. Das wäre eindeutig zu unhöflich. Selbst für mich, obwohl ich mir grundsätzlich das Recht dazu herausnehmen könnte.Das Gesicht des Mädchens ist von ihren Haaren überschirmt, aber ich kenne es. Ich kenne dieses Haar nur zu gut. Meine Hand ausgestreckt um ihr die Haare aus dem Gesicht zu streichen, halte ich die Luft an. Das wunderschöne Gesicht von Lou kommt zum Vorschein. Was soll ich sagen, sich selbst anzulügen bringt einfach nichts. Ihre Schönheit zu verkennen ist reine Selbsttäuschung. Glaubt mir, ich übertreibe nicht, wenn ihr jede Nacht dieses Gesicht vor Augen habt und jeden Quadratzentimeter kennt, wisst ihr wovon ich spreche...
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, du bist verliebt-
Da kann ich ja von Glück sprechen, dass du es besser weißt.
Langsam fangen ihre Lider an zu flackern. Schnell nehme ich meine Hand zurück und wende mich ab. Ich denke zu viel nach - viel zu viel. Bevor ich noch das verschlafene "Morgen" erwidere, verschwinde ich in unserem Bad. Eine kalte Dusche sollte mich jetzt richtig wach machen. Letztendlich lasse ich das Wasser doch warm werden. Trotzdem zeigt es seinen gewollten Effekt. Mit neuer Energie steige ich aus der Dusche, trockne mich an und bereue es im gleichen Moment keine neuen Klamotten mitgenommen zu haben. Da ich keine Lust verspüre meine alten Schlafklamotten wieder anzuziehen binde ich mir einfach das Handtuch um die Hüfte und schließe die Badetür auf. Einen Schritt aus der Tür spüre ich sogleich ein Augenpaar auf mir ruhen, genauer gesagt auf meinem freien Oberkörper. Ohne ihren Blick zu erwidern durchquere ich mein Zimmer. "Beeindruckend, nicht wahr?"
"Ja na klar, wenn man Wert auf die zweite Wahl legt." Ein Grinsen legt sich auf meine Lippen. Dieses Mädchen...
"Wusstest du noch nicht, dass die zweite Wahl oft die Wertigere ist", kontert ich ihren Einwand. Ein Schweigen ist die Antwort. Was ist mit ihr? Verwundert drehe ich mich um. Gedankenverloren schaut sie sich die Wand an. Etwas scheint sie zu beschäftigen. Was es ist, kann ich nur vermuten, aber fragen werde ich nicht. Zu persönlich.Meine Einfältigkeit lässt mich heute noch verrückt werden. Was ist nur mit mir los? War das letzte Bier gestern Abend vielleicht doch eins zu viel?
°•○●○•°
Pünktlich zur ersten Stunde sitze ich an meinem Platz im Klassensaal. Genauso wie meine Kumpels und Lou mit welcher ich - ganz der gefühlskalte Kerl, der ich bin, (nicht) - bis jetzt kein weiteres Wort mehr gewechselt habe. Frau Johnson betritt gerade die Klasse, als ein verschlafener Taylor sich gähnend durch den Türspalt drängt und sich auf den freien Platz neben mir fallen lässt. "Mann! Diese Nächte werden aber auch immer kürzer", murrt er zur Begrüßung, wobei ich ihm nur mit einem herzhaften Gähnen zustimmen kann.
"Good morning Liam, can you say how to build the past perfect and the use of it", schallt mich die Stimme unserer Direktorin und ließ mich kurz zusammenschrecken. "Could you repeat your question, please?" Zähneknirschend schaue ich sie bittend an. Missbilligend schüttelt sie den Kopf. "Was hat denn diese alte Trulla jetzt schon wieder für Probleme", stöhnt Taylor, komplett fertig mit der Welt. Ich sage nichts. Johanna und alte Trulla. Pff. Wenn er wüsste. Aber ich verbessere ihn nicht. "And you, Lou? Do you have an answer on my question?" Sie lächelt Lou freundlich und verständnisvoll zu. "Schau dir den Blick an, Alter! Dabei ist die doch jetzt auch schon lange genug da um wie alle anderen behandelt zu werden", regt sich Taylor weiter auf. Er geht mir so sehr auf die Nerven. Er ist so geblendet. "What do you want to say, Taylor", geht Frau Johnson auf seinen Kommentar ein. "Aber ist doch war", will sich Taylor noch verteidigen, aber der Blick von Johanna spricht Bände. "Ich geh ja schon", sagt Taylor beleidigt und verlässt mit Gefluche den Saal. Die ganze Klasse wendet ihren Blick von der Tür ab, als diese ins Schloss fällt und Lou zu, welche versucht ausdruckslos zu wirken. Super, Taylor.
Tut mir wirklich leid, dass so lange nichts von mir gekommen ist. Jetzt haben wir Ferien und ich versuche regelmäßiger zu updaten. Auch wenn ich die ganzen ersten drei Woche als Betreuerin in Programmen unterwegs bin.
Gerade sitze ich mit einer Kindergruppe im Zug auf dem Weg ins Gutenberg Museum in Mainz.Mal sehen wie es wird.
LG HarpaIsland♥
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***PAUSIERT***Das unverwechselbare Leben der Lou Marple
Teen FictionLou Marple ist ein normales 16-jähriges Mädchen, in wessen Leben unvorhersehbare Dinge geschehen. Nicht das es schon genug wäre, dass ihr Vater auf unerklärliche Weise stirbt. Nein, nachdem sie auch noch Morddrohungen bekommt, scheint das Chaos in...