Kapitel 23 ~ Kurzschlussreaktion
"Warum Lou? Warum bist du mir gefolgt", fragt mich Brian ein wenig vorwurfsvoll. Die Frage ist gut, aber die Antwort darauf weiß ich selbst nicht. "Keine Ahnung. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht", gebe ich beschämt zu. "Kurzschlussreaktion." Ich zucke mit den Schultern und schaue ihn mit treuen Augen an. In seinem Blick regt sich etwas. Angst, Zweifel, Ratlosigkeit und Wut sind in seinen mattgrüngrauen Augen zu erkennen. Aber jetzt mal im Ernst. Was mache ich überhaupt hier? Gestern kämpfe ich verbal gegen ihn und heute laufe ich ihm hechelnd hinterher um ihm zu "helfen" ? Das passt überhaupt nicht zu mir. Anscheinend hat mein Gehirn in letzter Zeit einmal einen heftigen Schlag abbekommen von welchem es sich noch nicht erholt hat. Ja, so muss es sein.
"Das ist keine genaue Antwort", sagt Brian vor Wut schäumend. Mit erhobenem Kinn blicke ich ihm entgegen. Unsere Blicke scheinen sich wie magisch miteinander zu verbinden, so dass jeder dem jeweils anderen gezwungen ist in die Augen zu schauen und ich muss zugeben, seine Augen sind wirklich einzigartig. Einzigartig schön. Ich muss wohl ein paar Minuten geträumt haben, den Brian reißt mich mit einem "Antworte mir gefälligst" aus meinen Tagträumereien. Schnell straffe ich meine Schultern und verforme meine Augen zu schmalen Schlitzen. "Jetzt hör mir mal gut zu, erstens brauchst du mich nicht so anzubrüllen, ich bin nämlich nicht schwerhörig und zweitens musst du dich wohl mit meiner ersten Antwort zufrieden geben. Denn eine zweite bekommst du mit absoluter Sicherheit nicht", rede ich mich nun ebenfalls in Rage.
Brian ist kurz davor zu explodieren, seine Hände sind zu Fäusten geballt und seine Fingerknöchel leuchten weiß. Langsam tritt er einen Schritt vor, näher an mich heran. Unbeweglich bleibe ich stehen. Leichte Verwunderung ist in seinen Augen sichtbar, welche jedoch sofort wieder in ungezügelte Wut umschwingt.
Liam hat mittlerweile den Weg aus seiner Schockstarre gefunden und tritt an uns heran. Eine Hand legt er auf meine, die andere auf Brians Schulter und stellt sich mit ausgebreiteten Armen zwischen uns, so das jeder von uns gezwungen ist einen Schritt zurück zu weichen. "Jetzt sag ihm einfach die Antwort und verschwinde", wirft Liam ein und ich glaube mich verhört zu haben. Auf seinem Gesicht ist ein abfälliger Gesichtausdruck sichtbar und seine Hand liegt eisern auf meiner Schulter, während er Brian los lässt und dieser mich schadenfroh angrinst. Was ein ...grr.
"Das werde ich garantiert nicht, wieso denn auch, es geht euch einen Scheißdreck an. Ach, und im Übrigen wollte ich mich noch für euren netten Empfang bedanken. Mit Türen und Vollpfosten kenne ich mich dank euch jetzt prima aus." Den letzten Satz sage ich so ironisch, dass er nur so vor Ironie zu triefen scheint. Brian will schon etwas erwidern, doch Liam stoppt ihn mit einem kaum sichtbaren Kopfschütteln.
Schwungvoll drehe ich mich auf dem Absatz um und verschwinde zurück in Richtung Treppenhaus. Ich nehme immer zwei Treppen auf einmal und stehe auch schon bald vor meiner Zimmertür. Ein Wunder, dass ich mich nicht noch verlaufen habe, denn an einem Tag wie diesem wäre das nichts ungewöhnliches gewesen. Immerhin wurde das Namensschild schon geändert. Ich stürmte in das Zimmer ohne anzuklopfen und nahm auf der Stelle ein schiefes Gequietsche wahr. Was war das denn? Eine kreischende Möwe oder eine klagende Katze? Im nächsten Moment höre ich wie die Musik im Hintergrund verstummt und sich eine wütende Jaqueline zu mir umdreht.
Wütend auf mich zu sein, scheint heute an der Tagesordnung zu liegen...Genervt stöhne ich auf und schon platzt alles aus Jaqueline herraus: "Was fällt dir eigentlich ein, ich probe hier gerade für ein Vorsingen und du-". Das ich nicht laut lospruste ist reine Selbstbeherrschung, aber eine fiese Bemerkung kann ich mir nicht ersparen. "Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen, wenn sie nicht gerade auf der Suche nach einer kreischenden Möwe sind, nehmen sie dich zu 100 % nicht. Da kannst du so viel proben wie du willst. Und außerdem ist das auch mein Zimmer."
Fassungslos schaut mich Jaqueline mit offenem Mund an. Mit so viel Ehrlichkeit hätte sie wohl nicht gerechenet. "Das nimmst du sofort zurück, ich kann auch nichts dafür das du so untalentiert und hässlich bist und ich so wunderschön und begabt." Wer's glaubt. Da mir der Kopf mehr nach Schlaf als nach allem anderen steht, gehe ich nicht weiter darauf ein, sondern belasse es bei einem einfachen "Wenn du meinst" und laufe zu meinem Bett. Jaqueline lächelt überheblich. "Gut das wir das ein für alle mal geklärt haben."Ohne mich noch einmal zu ihr umzudrehen, lasse ich mich erschöpft in mein Bett fallen.
Das einzige was ich noch mitbekomme ist die zufallende Tür und die damit einkehrende Stille, dann schalfe ich ein.
~★~
Knock, knock, knock.
Durch ein Klopfen werde ich wach. Wer will den jetzt schon wieder was von mir, ist mir auch kein erholsames Schläfchen vergönnt? Die Tür wird knarzend geöffnet und vorsichtig lugt Colly um die Ecke. "Oh sorry. Störe ich dich bei etwas?" Nein, weißt du, ich sehe immer so aus als wäre ich gerade erst wach geworden. "Nein, überhaupt nicht", gebe ich - so hoffe ich- ironielos von mir. "Also störe ich doch..." Oh, sie scheint mich besser zu kennen als ich dachte. "Das tut mir ehrlich leid und ich würde dich jetzt auch gerne in Ruhe lassen, aber ich hab dir doch heute morgen von dem Doppeldate erzählt zu welchem ich heute abend gehen werde..." Ich nicke leicht, irgendetwas hatte sie heute morgen diesbezüglich erwähnt. "...und ich hab außerdem erwähnt, das Jenny mich begleiten wollte." Wieder nicke ich leicht, diesmal etwas unsicher. "Ja gut, da liegt das Problem, Jenny ist vorhin umgekippt wegen ihrem Kreislauf und soll sich jetzt noch etwas ausruhen weshalb sie nicht mitkommen kann."
Langsam wurde ich ungeduldig. Konnte sie nicht endlich zum Punkt kommen? "Ja und? Dann gehst du eben alleine mit Casper. Wo ist das Problem?"
Ich wundere mich gerade selbst darüber, dass ich mir den Namen des Jungen merken konnte, als sie die Bombe platzen lässt. "Nein, das geht nicht, wir wollen ein Doppeldate machen, so dass jeder zur Not einen Stützpunkt hat und es nicht allzu peinlich wird." Sie atmet geräuschvoll aus und ratert den nächsten Satz in einem atemberaubenden Tempo herunter.
"Deshalbwollteichdichfragen,obeseventuellmöglichwäre,dassdumitgehstunddannsozusageneinDatemitLeanderhast? Bitte!?"Das ich vor lauter Schock nicht aus meinem Bett purzele grenzt an ein wahres Wunder. Was verlangt sie da von mir? Ich soll mit Leander auf ein Date gehen? Nie. Im. Leben!
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Ich hoffe euch gefällt das neue Kapitel♥
Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet , aber erst hatte ich ein Schreibtief und jetzt hat die Schule wieder angefangen und alle Lehrer sind der Meinung, dass sie ihre Arbeiten noch im November schreiben wollen, weshalb sich da ein ganz schöner Berg von Arbeiten anhäuft.
Meine Schreibblockade gelöst, hat ein Buch von @storyteller1997 ,weshalb ich ihr auch dieses Kapitel widme. Schaut doch mal auf ihrem Profil vorbei :). Es lohnt sich!
Liebe Grüße
HarpaIsland♥
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***PAUSIERT***Das unverwechselbare Leben der Lou Marple
Novela JuvenilLou Marple ist ein normales 16-jähriges Mädchen, in wessen Leben unvorhersehbare Dinge geschehen. Nicht das es schon genug wäre, dass ihr Vater auf unerklärliche Weise stirbt. Nein, nachdem sie auch noch Morddrohungen bekommt, scheint das Chaos in...