Kapitel 37 ~ Neue Gerüchte in der Küche
Liams Sicht
Am Nachmittag gehe ich in den Mädchentrakt. Ich habe vor Lou einen Besuch abzustatten. So wie ich mir vorstelle, wie sie sich in ihrer Lage fühlt, tut eine Schulter zum Anlehnen bestimmt einmal gut, vor allem da sie sich momentan scheinbar auch von Colleen zu entfernen scheint, was die Kleine doch weniger zu interessieren scheint, als ich gedacht hätte. Schade, eigentlich. Irgendwie hätte ich es Lou gegönnt zumindest eine Freundin zu haben, die wirklich Wert auf Freundschaften legt. Vielleicht versucht Colleen ihre Enttäuschung und Verwunderung aber auch einfach nur zu überspielen. Wenn ja, spielt sie ihre Rolle wirklich sehr überzeugend. Mal sehen wie Lou ihre Lage wohl einschätzt. Hoffentlich positiver als ich. Getäuscht hätte ich mich nämlich wirklich gerne, wenn ich mir anschaue, welche Gerüchte schon in dieser kurzen Zeit nur durch Taylor und sein sch... , unangebrachtes Verhalten in Umlauf gekommen sind. Um Beispiele zu nennen, Casper – der Junge, der mit Colly auf einem Date war und mit welchem ich vermute, dass sie auch bald zusammen kommen wird – hat Colleen in der Mittagspause erzählt, dass Lou angeblich die Johanna bestochen und mit Mr. Redfire im Gang geflirtet haben soll. Totaler Humbuck. Zumindest was das erste betrifft, da bin ich mir sicher. Johanna brauch man nicht versuchen zu bestechen, sie ist in solchen Punkten hart, kalt und eisern. Reden ist da zwecklos. Die zweite Anschuldigung klingt in meinen Ohren zwar genau so unsinnig, da ich ihr das einfach nicht zutraue, aber man kann ja nie wissen. Doch was ist schon so verwerflich daran, ich würde wetten, das mindestens die Hälfte aller Mädchen schon ein Auge auf ihn geworfen hat, auch wenn es in meinen Augen keinen Grund für diese Begeisterung gibt.
Mit erhobener Hand erzeuge ich ein dumpfes Pochen, das auch im Zimmerinneren nicht zu überhören sein sollte. Nichtsdestoweniger bekomme ich auch nach dem fünften Pochen die Tür immer noch nicht geöffnet. Vielleicht ist sie ja doch nicht da. Oder aber sie versucht mich zu ignorieren und glaubt, dass ich sie mit den Anschuldigungen der anderen konfrontieren möchte und dort weiter mache, wo die anderen aufgehört haben oder eher, wo sie sich aus dem Staub gemacht hat.
Unsicher, ob ich mich auch wirklich für das Richtige entscheide, wenn ich nun einfach versuche das Zimmer zu betreten, lasse ich meine Hand auf der Türklinke ruhen. Wenn sie nicht da sein sollte, hat sie wahrscheinlich sowieso abgesperrt, also warum sollte ich es nicht einmal probieren, denn „Probieren geht über Studieren wie es so schön heißt". Also auf gut Glück.
Ein leises Knarren, einen Schritt nach vorne und schon stehe ich in dem Zimmer von Lou und Jacqueline. Aus dem Inneren höre ich immer noch keinen Laut. Schnell schaue ich auf den Gang, ob mich jemand beobachtet, aber es scheint die Luft rein zu sein. Ohne noch länger darüber nachzudenken schließe ich die Tür hinter mir und betrete den Raum. Menschenleere umgibt mich. Meine Vermutung Lou habe sich hierher zurück gezogen, ist nun also im Keim erstickt, was jedoch nicht länger dramatisch ist. Interessiert bewege ich mich durch das Zimmer. Die Bettdecke ist zerknüllt in eine Ecke des Bettes geworfen worden. Die CDs sind fein und säuberlich geordnet. Auf dem Schreibtisch liegen Hausaufgaben, Hefteinträge, Lehrbücher und leere Tintenpatronen. Am äußeren Rand des Tisches steht zusätzlich eine Feder mit einem Fässchen Tinte – königsblau – daneben. Einige Blätter sind beschrieben mit einer Kunstschrift, Kalligraphie genannt, und bilden einen Kontrast zu den schnell in Eile mitgeschriebenen Einträgen. Den Schreibtischstuhl aus der Mitte des Zimmer ziehe ich schnell näher und lasse mich auf ihn sinken, um einige von ihren kleinen Kunstwerken genauer zu betrachten. Unter einem von ihnen sehe ich einen verschlissenen Zettel weißes Papier mit Computer beschrieben. Darauf liegt ein Stein platziert. Was soll denn das darstellen? Ohne weiter darüber nachzudenken greife ich nach dem Blatt, doch die sich darauf befindenden Worte, lassen mich einmal kurz nach Atem ringen. Die erste war schon eine zu viel, aber diese hier schießt den Vogel vom Baum.
DAS LEBEN IST UNGERECHT, SAGE ICH UND WEIß, DASS ES SICH ERST ÄNDERN WIRD, WENN DU VERSTUMMST.
WENN DEINE ATMUNG EINGESTELLT IST.
MACH DICH SCHON EINMAL BEREIT!Warum um drei Gottes Namen hat sie uns nichts davon erzählt?! Die Antwort finde ich keine Minute später. Unter einem weiteren Blätterhaufen liegt ein kleines aufgeschlagenes Büchlein. Eine Liste mit möglichen Tätern steht darauf. Auch meinen Namen finde ich darauf. Das erklärt zumindest, warum sie sich so von uns abgespalten hat. Ich kann es ihr keinen Falls verdenken. Selbst hätte ich vermutlich nicht anders gehandelt, aber ich muss ihr jetzt doch irgendwie helfen können. Irgendwie muss ich es schaffen, sie zu schützen.
Schnell zücke ich mein Handy und fotografiere mir die Liste, aber auch die Drohung, bei welcher ich nur nochmals schlucken kann, ab. So gut es geht, ordne ich die Blätter wieder auf ihren alten Plätzen an und verlasse das Zimmer ungesehen. Jemanden zum Sprechen. Genau den brauche ich jetzt. Dringend. Ohne zu überlegen tippe ich eine Nachricht an Leander und verabrede mich mit ihm in der Bibliothek, in der wir beide uns immer treffen, wenn es Privates zu besprechen gibt.
Lous Sicht
Schon seit der vorletzten Schulstunde verkrümele ich mich nun schon im hintersten Ecken der Bibliothek. Hier habe ich zumindest meine Ruhe. Den Abstand habe ich mehr als nötig. Die ersten Schulstunden waren schrecklich. Warum kann ein kleiner, sogar erlogener, Kommentar von einem hirnverbrannten Idioten so viel ins rollen bringen? Das ist doch wohl nicht fair. Schlaue Köpfe ignoriert man – ich spreche damit nicht mich an - , aber dumme Gedankenspekulanten, denen schreibt man die größte Glaubwürdigkeit zu. Das tut schon weh, wenn man sich anschaut wie kaputt doch die Welt ist, in der wir leben.
Ein leises Gemurmel lässt mich aufhorchen. „Und du wirst es nicht glauben, was ich noch herausgefunden habe! Ich weiß jetzt, wieso sie uns versucht zu meiden. Sie verdächtigt uns!" Liam. Sein Gesprächsthema: Wer oder was sonst? Natürlich ich. Neustes Schulgespräch. Aber die Tatsache wie er über mich spricht macht mich stutzig. „Diese Morddrohung. Glaubst du, sie ist echt ?" Leander. Holy shit! Woher wissen sie das?
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***PAUSIERT***Das unverwechselbare Leben der Lou Marple
Fiksi RemajaLou Marple ist ein normales 16-jähriges Mädchen, in wessen Leben unvorhersehbare Dinge geschehen. Nicht das es schon genug wäre, dass ihr Vater auf unerklärliche Weise stirbt. Nein, nachdem sie auch noch Morddrohungen bekommt, scheint das Chaos in...