Kapitel 13 ~ More realistic!

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Kapitel 13 ~ More realistic!

Als ich aufwache fühle ich mich wie gerädert. Meine Augen brennen. Meine Stirn glüht. Mein Hals schmerzt. Meine Nase läuft und in meinem Kopf dreht sich alles, ohne Außnahme. Kurz gefasst, ich fühle mich wahrlich beschissen. Anders kann man es nicht nennen.

Oder wie sollte man sich sonst fühlen, wenn man stark erkältet ist?  Quietschlebendig und top gesund? Das ich nicht lache.

Also ich fühle mich immer super, wenn DU erkältet bist. Dann kann ich dir so toll auf die Nerven gehen.
*gehässiges Lachen*

Das merke ich jetzt schon...Bedauerlicherweise.

Tja, nicht mein Problem.

Nein, meins. Ich habs schon verstanden, Anna.

Ein Hustanfall hält mich davon ab mich noch länger mit ihr auseinander zu setzten.

Bei dem Versuch aufzustehen, um besser Luft holen zu können und mich umzuziehen, bekomme ich das Gefühl als würde mein Kopf von innen heraus explosieren. Diese Kopfschmerzen treiben einem noch die Tränen in die Augen. Furchtbar.

Meine Augen brennen, als hätte ich geweint und an meinen Wangen spüre ich getrocknete Tränen. Ich muss wirklich geweint haben und dabei habe ich es mir doch geschworen...

Langsam bringe ich meinen Körper wieder in eine liegende Position, was meinem Kopf deutlich lieber ist. "Ich bin einfach zu schwach. Selbst zu schwach um aufzustehen", muss ich mit Schrecken feststellen. Wie kann ich es schaffen in dieser Welt, die hart und unberechenbar sein kann, zu überleben, wenn ich selbst zum Aufstehen zu schwach bin?
Ich fühle mich niedergeschlagen, so wie gestern Abend auch schon. Die Schwärze des Loches hat mich, nach dieser Nacht, wieder eingeholt und umhült mich wie ein dunkler Schleier.
 
Heute Nacht habe ich nicht viel geträumt, allerdings genug, um mich selbst weiter zum Zweifeln zu bringen. Meine Zweifel wollen einfach nicht weniger werden, im Gegenteil, sie vermehren sich wie Unkraut und lassen dem frischen Gras, der Hoffnung keinen Platz zum Wachsen. Und ohne Hoffnung stirbt der Mensch.

Aber ich will noch nicht sterben...

...ich will weiterleben, um sie stolz zu machen. Um zu zeigen, dass ich nicht wertlos bin.

Doch dafür muss ich den frischen Grashalm, namens Hoffnung finden und ihn gut pflegen, damit er sich weiter vermehren kann...

Aber genug der bildlichen Fantasien, jetzt komme ich wieder zurück in die Realität.

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass ich heute Nacht nicht alleine in meinem Zimmer war.

Diese Wärme und Geborgenheit, die mir heute Nacht in einem Traum geholfen hat, sie hat sich so real angefühlt. So als wäre sie wirklich da gewesen.

Die starken Arme, die mich aufgefangen haben, als ich noch tiefer in das Loch fiel. Diese geflüsterten Worte in meinem Traum, von welchen ich dachte, ich hätte sie mir nur eingebildet.
Dieses "alles wird gut", welches wahre Wunder vollbracht hat, indem es alles Böse aus meiner Traumwelt vertrieben hat.

Das alles kann ich mir nicht nur eingebildet haben.

Und wenn doch? Wenn du dich getäuscht hast?  Du bist im Moment nicht ganz zurechnungsfähig.

Ich habe mir das alles nicht eingebildet. Wirklich Anna. Es gibt Beweise...

Und die wären?

Beispielsweise, steht neben meinem Bett mein Schreibtischstuhl, den ich dort nicht hin geschoben habe und über dessen Lehne eine fremde Weste hängt.

Meine Elchhausschuhe stehen fein säuberlich neben meinem Bett, obwohl ich mit ihnen eingeschlafen bin. Und meine Lampe ist aus, obwohl ich in ihrem Schein eingeschlafen bin.

Jemand muss also hier gewesen sein.

Die Frage ist nur wer?

Jaqueline wird es wohl nicht gewesen sein. Sie war meines Wissens nach seit gestern Abend nicht mehr in unserem Zimmer. Und außerdem kann sie mich nicht leiden. Doch das beruht auf Gegenseitigkeit.

Nachdem ich zu dem Entschluss gekommen bin, später einfach den Besitzer der Weste zu finden, hole ich einfach mein Handy und gehe auf Wattpad. Ich weiß, Handy und Kopfschmerzen sind in Kombination nicht gerade vorteilhaft. Allerdings kann ich so die Langeweile vertreiben.

Ich stöbere in der ein oder anderen Leseliste und werfe, sich interessant anhörende, Bücher einfach mal in meine Bibliothek. Als ich über zwanzig Bücher aus den verschiedensten Themengebieten zusammen habe, höre ich auf zu stöbern und fange an mich in einem Buch festzulesen. Es heißt "The Badboy's Weakness" und hört sich wirklich lustig an. Alles beginnt mit einer Art Mutprobe...

Vielleicht ist das hier auch eine Mutprobe. Meine persönliche Mutprobe.

Ach, papperlapap! Was denke ich da nur für einen Schwachsinn?

Typisch ich, lasse ich den Gedanken wieder fallen ohne ihm weiter nachzugehen und lese mich immer tiefer in das Buch rein, sodass ich in einer völlig anderen Welt versinke.

Es kommt mir immer so vor, als könnten Bücher oder auch einfache Geschichten zaubern. Immer wenn man sie liest, taucht man in sie ein und sie lassen einen für kurze Zeit die Außenwelt vergessen. So wie auch jetzt.

Doch dieses Abschalten ist nicht von langer Dauer, denn ein fremder Junge kommt ohne anzuklopfen in das Zimmer gestürmt und schaut sich suchend um. Seine blonden Locken fallen ihm in die Stirn.

Moment mal. Blonde Locken? Ein Blick in seine Augen und auf seinen Körper genügt, um ihn zuzuordnen. Es ist der Junge von gestern mit der Schlammpfütze. Augenblicklich werde ich rot. Das gestern war einfach nur peinlich.

Ich schlucke und ziehe mir die Decke hoch bis zu meinem Kinn, sodass ich noch sprechen kann, der Rest meines Körpers allerdings verdeckt ist. Irgendwie unlogisch, denn mein Kopf ist genau das Körperteil, das jetzt einer Tomate zum Verwechseln ähnlich sieht.

"Wo ist Jaqueline? Ist sie nicht da", fragt mich der völlig aufgelöste Junge. Am liebsten würde ich etwas sagen wie No panic on the titanic, doch ich schüttele nur den Kopf. Mehr kann er heute nicht von mir erwarten, denn schon diese kleine, vielleicht etwas zu ruckartige Bewegung ist für meinen Kopf unangenehm.

Sein Blick bleibt an mir haften. Ein Ausdruck der Verwirrung, aber auch der Erkenntnis schleicht sich auf sein Gesicht. Hoffentlich erinnert er sich nicht an gestern! Doch sein dreckiges, wortwörtlich zu nehmen, Grinsen macht das kleine Fünkchen Hoffnung zunichte. Als er den Blick über mein Gesicht schweifen lässt, bleibt er in etwa der Mitte hängen. Vorsichtig greife ich mir an meine laufende Nase. Hoffentlich läuft sie mir nicht gerade zu offensichtlich. Ich bin noch nicht dazu gekommen sie zu putzen. Peinlich. Bei der Berühren meiner Nase zucke ich vor Schmerz zusammen. Wer hätte gedacht, dass ein so kleiner Teil des Körpers so weh tun kann? Also ich bis zu dem jetztigen Zeitpunkt nicht. Langsam taste ich meine Nase ab. Sie wirkt breiter als sonst, so als wäre sie angeschwollen.

Der blonde Lockenkopf-Junge nähert sich mir mit großen, jedoch langsamen Schritten.

Sanft lässt er sich neben mich auf das Bett sinken. Meine Muskeln verkrampfen sich. Was hat er nur vor?

Langsam beugt er sich nach vorne über und hebt seine Hände. Mit jedem Stück, das er sich näher zu mir beugt, weiche ich ein Stück weiter zurück bis ich an der Wand angelange. Wie in einem schlechten Buch*!? Der Typ treibt das Mädchen in die Enge oder wie klischehaft an die Wand, sodass es nicht mehr flüchten kann und dann...bam! Küsst er sie.

Ich kann nur hoffen, dass das hier anders endet. Weniger klischehaft...

More realistic...

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* (In echt sind die meisten Bücher mit dieser Szene gar nicht schlecht, hat nur gerade so besser gepasst.;) )

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Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das nächste Kapitel noch heute veröffentliche. Wohl eher nicht. :(

Danke, dass ihr bei der Lesenacht dabei wart. :)

Eure HarpaIsland♥

***PAUSIERT***Das unverwechselbare Leben der Lou MarpleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt