Kapitel 25 ~ Definition: Date

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Kapitel 25 ~ Definition: Date

Von meiner Entschlossenheit, dieses Doppeldate nicht mit meiner Anwesenheit zu beehren, ist nach Colleens Hundeaugen und Bettelattacken nicht mehr viel zu sehen. Was meine jetzige Situation auch noch einmal verdeutlicht. In einem knie langen Kleid hetze ich die Treppen zur Eingangshalle herunter, allerdings nicht, um mehr von diesem Abend zu haben - nein! - sondern um ihn schneller hinter mich zu bringen. Ein Zischen hinter mir hält mich jedoch auf.

"Entspann dich mal, immerhin kann dir der Ausgang dieses Dates egal sein. Im Gegensatz zu mir", gibt mir Colly unmissverständlich zu verstehen. Langsam stolziert sie die letzten Treppenstufen zu mir herunter, bevor sie mir einen flehenden Blick zuwirft. Ihr scheint an diesem Casper wirklich etwas zu liegen. Vielleicht sollte ich einfach einmal positiv denken. Und wenn auch nur für Colleen, um ihr den Abend so schön wie möglich zu gestalten.

Das Date wird kein Reinfall. Es endet nicht in einer Katastrophe. Das Date wird kein....

Heißt es nicht eigentlich, man soll Motivationsparolen immer positiv ausdrücken? Also ohne eine Verneinung oder "kein"? Ich glaube ja. Also nehme ich mir die Freiheit eine Korrektur in meinen Gedanken durchzuführen.

Das Date wird einmalig. Es endet glücklich.

Die Frage ist nur, kann ein Date glücklich enden und versteht man einmalig als positiv oder als negativ?

Da fällt mir eine andere noch wichtigere Frage ein. „Colleen, wo findet das Date überhaupt statt und was machen wir?"

Innerlich hoffe ich auf etwas normales wie Kino oder Restaurante, aber bei Colly bezweifelte ich das. „Oh stimmt, das hab ich dir ja ganz vergessen zu erzählen, wir gehen zuerst in ein leckeres Restaurante essen-" Ok, das hört sich noch vertretbar an. „-Und danach gehen wir in die Disco." Wir gehen in die Disco? Ist ein Discobesuch überhaupt wie ein Date zu bewerten? Ich meine, man könnte ja auch zusammen hingehen und sich dort dann trennen. Mit unterschiedlichen Partnern tanzen und unterschiedlichen Leuten Spaß haben. Aber wenn ich so an diese Definition von Date heran gehe, ist ein Restaurantebesuch ebenfalls keine Sicherheit für ein Date, da es ja immer noch die Möglichkeit gibt, sich an verschiedene Tische oder zu einer Gruppe zu setzten. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, ich sollte aufhören so viel nachzudenken und es einfach auf mich zukommen lassen. Ob das gut geht, sehen wir ja dann.

„Guten Abend die Damen, bezaubernd sehen sie aus", schleimt dieser Casper gleich los, als wir den letzten Treppenabsatz und die letzte Kurve erreichen. Das es sich um Casper handelt bemerke ich daran, dass Colleen rot anläuft und nach dem Treppengeländer greift. Mich hingegen lässt dieses Kompliment vollkommen kalt. Ich konzentriere mich weiter darauf in diesen High-Heels nicht die Treppe runter zu stürzen und schaue mich nach meinem „Datepartner" um. Doch dieser scheint sich noch etwas Zeit zu lassen. Endlich haben wir das Ende dieser ewig langen Treppe erreicht und ich habe schon jetzt einen Erfolg zu verzeichnen. Ich habe es geschafft mir nicht das Knick zu brechen.

Applaus, meine Damen und Herren. Applaus.

Ach, auch wieder da. Ich habe dich ja schon so vermisst. Nicht

Ja, ja, ich erweise dir auch noch einmal die Ehre mit mir zu sprechen.

Selbstgefällige Zicke.

Selber.

„Guten Abend Lou", werde ich da von einer tiefen Stimme aus meinen Gedanken gerissen. Der Duft von Aftershave liegt in der Luft. Ich ziehe einmal tief die Luft ein. Irgendwie ist dieser Duft betörend. Aber was rede ich da? „Ich weiß, dass ich gut rieche und unwiderstehlich bin, aber würdest du mir vielleicht mal die Freundlichkeit zukommen lassen und mich erst begrüßen bevor du meinen Duft inhalierst", meint Leander nur belustigt und dreht mich an meinen Schultern zu sich um. Bei seinem überheblichen Grinsen werde ich rot. Mann, jetzt kann er sich auch noch etwas darauf einbilden, dass ich erst seinen Duft inhaliere und danach beschämt rot werde, reiß dich doch mal zusammen. Mit mittelmäßigem Erfolg versuche ich mein Pocerface aufzusetzen und schaue ihm direkt in die Augen. „Von wegen. Ich brauchte nur frische Luft, damit ich mich bei deinem Anblick nicht gleich übergebe. Dein Gestank hat mich nur auf dein Erscheinungsbild vorbereitet." Alles erstunken und erlogen, im wahrsten Sinne des Wortes. Leander sieht klasse aus. Seine dunkelbraunen fast schwarzen Augen passen perfekt zu seinem locker übergeworfenen schwarzen Jaquette, das sich seinem gut geformten Körper anpasst. Darunter trägt er ein lockeres weißes Shirt mit dem er in Schwarzlicht bestimmt wie eine Leuchtfackel aussieht, eine einfache dunkelblaue Jeans und schwarz-weiße Schuhe. Seine Haare sehen so weich aus, dass ich sie am liebsten einmal angegriffen und durch gewuschelt hätte. Alles in einem ist er der Traum eines Datepartners, aber wer achtet bei so etwas schon auf das Äußere? Außer Jaqueline...

Du.

Na gut, ich gebe es zu, vielleicht ein ganz klein wenig.

Oder auch ein bisschen mehr.

„Aha, ich bin also so hässlich, dass du mich mit deinen Blicken fast ausziehst. Ich verstehe." Oh nein, nicht auch das noch.

„Ja natürlich." Was sage ich da? Doch mein Mund öffnet sich einfach ohne auf mein Gehirn zu hören. „Du bist so hässlich, dass ich überlegen muss, ob ich in diesem Zustand überhaupt mit dir auf ein Date gehe oder ob-" Anscheinend versteht er sich darin, Leuten die Worte im Mund zu verdrehen. „Oder ob du nicht lieber gleich mit mir hier bleibst und-" Bevor er weiter spricht und das unausweichliche Thema anschneidet, beende ich meinen Satz selbst. „Oder ob ich dich nicht gleich in deinem Zimmer einsperre und alleine in die Disco gehe. Du bekommst gratis sogar noch Jaqueline. Dann habe ich endlich einmal meine Ruhe und kann ungestört lesen, wenn ich von meinem entspannten, jungenfreien Abend zurück komme." Verträumt klimpere ich mit meinen Augenlidern. „Ach ja", presst Leander jetzt leicht wütend hervor. „Du weißt, dass ich mir das auch nicht ausgesucht habe?" „Nicht", frage ich gespielt entsetzt. „Nein. Und hätte ich gewusst, dass du der Ersatz für Diana bist von dem Colleen gesprochen hat, hätte ich mir zweimal überlegt, ob ich wirklich zusage", knurrt Leander nun schon fast und dreht mir den Rücken zu. „Halt", übernimmt eine weibliche Stimme das Kommando über uns. „Jetzt seid doch nicht so kindlich. Ihr werdet es doch wohl schaffen gemeinsam einen einzigen Abend zu überstehen, oder?" „Woher willst du das wissen", „Nein", geben Leander und ich meiner Freundin gleichzeitig gleichbedeutende Antworten. Gegenseitig taxieren wir uns mit vernichtenden Blicken und ich frage mich wirklich, welchen Jungen ich da im Speisesaal kennen gelernt habe. Diesen Leander ganz sicher nicht.

***PAUSIERT***Das unverwechselbare Leben der Lou MarpleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt