Kapitel 11 ~ Wo ist sie?♥

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Kapitel 11 ~ Wo ist sie?♥

Liams Sicht

Seitdem ich mich von ihrem Ellenbogen erholt und die Flucht in mein Zimmer ergriffen habe, sitze ich auf meinem Bett und starre Löcher in die Luft.

Wieso ich so sauer geworden bin, weiß ich nicht. Ich muss ehrlich zugeben, ich habe angefangen. Nicht Lou. Sie trifft keine Schuld.
Sie sieht ihr so unglaublich ähnlich und doch ist sie das exakte Gegenteil von ihr.
Unerfahren. Tollpatschig. Zickig.
Irgendwie hat mich die Tatsache wohl sauer werden lassen.

Sauer auf mich selbst.
Sauer auf Lou.
Sauer auf sie.

Ich weiß, dass es Lou gegenüber nicht fair ist. Sie konnte ja nichts dafür, aber trotzdem. Allein die Tatsache, dass sie jetzt wieder einfach so auftaucht. Ohne zu wissen, was sie damit anrichtet, lässt mich wütend werden.

Die Zimmertür öffnet sich und Leander tritt ein. Na endlich. Ich habe schon auf ihn gewartet. Doch die Frage, welche ich ihm stellen wollte will nicht über meine Lippen kommen, als ich seinen Gesichtsausdruck sehe.

Verzweiflung. Verwirrung. Ratlosigkeit und Trauer.

Bei Leander eine sehr seltene, gefährliche Mischung von Gefühlen, bei der er oft unüberlegt handelt, weil er nicht weiß, was er fühlen soll.

"Hier", sagt er und wirft mir einen Brief zu. Er landet sicher auf meinem Schoss. Ohne auf den Absender zu achten reiße ich ihn auf.

Wer schickt mir schon Briefe?

Doch was in dem Brief steht lässt mich nach Luft lechzen...

Lous Sicht

Nachdem meine Körpertemperatur langsam wieder ansteigt, erlaube ich es mir aufzustehen und mein warmes Bett zu verlassen. Da öffnet sich die Tür und Maria betritt das Zimmer.

Kann sie nicht klopfen?

Ich schlüpfe in meine weichen Elchhausschuhe. Jaqueline ist unterwegs. Wo sie ist, weiß ich nicht. Und es interessiert mich auch herzlich wenig. "Lou, ich muss dir was erzählen", fängt Maria an zu erzählen.

Das kann ja nichts Gutes heißen...

"Es geht um deinen Vater..." dieses Thema wollte ich jetzt eigentlich nicht ansprechen..., aber ok..."die Polizei war in eurem Haus und hat nach Spuren gesucht. Dabei haben sie ein Testament von deinem Vater gefunden. Er muss gewusst haben, dass er sterben wir." Also doch ein Selbstmord. Ich war ihm wirklich zu wertlos...
Aber wieso hat er ein Testament geschrieben? Ich bin doch seine einzige Verwandte. Oder wollte er seiner Firma etwa auch etwas vererben? *freudloses Lachen*

Maria schaut mich iritiert an. "Du weißt auf was das hin deutet, oder? Dein Vater hat einen Selbstmord begangen, Lou" Glaubt sie etwa ich wäre blöd? Natürlich habe ich das verstanden. "Ich weiß...", sage ich ohne jegliche Emotion in meiner Stimme zu zeigen.

Nicht die Trauer.
Nicht die Enttäuschung.
Nicht die Verwirrung.
Und nicht die immer wiederkehrende Einsamkeit.

Jetzt schaut sie mich auch noch mit einem fassungslosen Blick an. Kann ihr bitte jemand die Augen verbinden? Ihre Blicke sind nicht aushaltbar. Um wenigenst ihre Fassungslosigkeit zu vertreiben beende ich meinen angebrochenen Satz. "...Ich war ihm zu wertlos. Ich habe ihm nicht ausgereicht."

Keine Träne möchte an die Oberfläche gelangen. Langsam bekomme ich meine Tränen unter Kontrolle, aber ich bin zu niedergeschlagen um meinen Erfolg zu feiern.

Ihr Gesichtsausdruck ändert sich von fassungslos zu mitleidig. Kein Mitleid! Bitte...

Aber meine Bitte wird nicht erhört.

Maria öffnet ihre Arme und schließt mich in eine feste Umarmung.
Eigentlich will ich sie wegstoßen, allerdings fühlt es sich sehr gut an umarmt zu werden. Sogar besser als ich es in Erinnerung habe.

Ich habe im letzten Jahr vergessen wie es sich anfühlt umarmt zu werden.

Diese Wärme, die auf dich übertragen wird. Diese Sanftheit in der Umarmung. Und die Geborgenheit, welche ich so sehr vermisst habe.

"Du bist nicht wertlos, Lou. Du bist eines seiner wertvollsten Stücke", versucht sie mich aus dem Loch zu ziehen in das ich gefallen bin, doch ich bin nicht sicher, ob ich aus diesem Loch so einfach wieder heraus komme.

Nach einigen Minuten der Stille lässt sie mich los und steht auf. "Ich lasse dich jetzt allein. Wenn du noch etwas essen willst, solltest du dich auf den Weg in den Speisesaal machen." Ich schüttele leicht den Kopf. Ich habe keinen Hunger.

Mit einem letzten besorgten Blick und einem kurzen und sanften Haarestreicheln verschwindet sie aus meinem Zimmer.
Und mit ihr verschwindet all die Wärme und Geborgenheit, die ich weiterhin gebraucht hätte.

In solchen Momenten wünsche ich mir meine Großmutter zurück. Sie hätte gewusst wie sie mir helfen kann und damit hätte sie mehr gewusst als ich jetzt.

Im Stillen rufe ich nach ihr.

Oma,
Bitte komm zurück zu mir. Ich brauche dich. Mehr als ich es jemals zuvor getan habe.
Ich brauche deine Energie um mich herum, deine Lebensfreude und deine Liebe. Deine unsagbar große Liebe.

Oma,
Ich weiß nicht, ob ich es ohne dich schaffe wieder aufzustehen.
Ich weiß nicht, ob ich es schaffe mein Leben weiter zu leben. Ohne ihn. Ohne sie. Ohne dich.
Vorallem ohne dich.
Deshalb bitte ich dich, um deine Hilfe und deinen Beistand hier bei mir. Auf der Erde. Auch wenn ich weiß, dass du es dort oben besser hast.
Dort oben kannst du glücklich sein. Glücklicher, als du es hier je sein könntest.
Ohne mich als Last, die du tragen musst...

Hör auf mit deinen Selbstzweifeln, du zerstörst dich selbst.

Hör auf Anna. Ich kann mich nicht mehr zerstören. Ich bin es schon.

Wo ist die wahre Lou? Wo ist die Lou, die kämpft um weiter zu leben? Die Lou, die so stark ist, wie eine Löwin und so tapfer und klug, wie das tapfere Schneiderlein?

Anna, ich habe keine Ahnung, wo diese Person ist, die ich im Übrigen nicht einmal kenne.

Doch. Die kennst du! Ich weiß es. Und du weißt auch, wo sie ist.
Denn du bist diese Person, Lou. Normalerweise bist du diese Person.

Richtig! Normalerweise?!

Du bist sie auch jetzt. Nur eben tief in deinem Innern. Wenn du genau hinschauen würdest, könntest du sie sehen.

Komischerweise, versuche ich es tatsächlich. Ein ganz klarer Beweis für meine Verzweiflung. Und natürlich, wie hätte es sonst sein sollen, sehe ich sie nicht.

Langsam lasse ich mich auf mein Bett gleiten und und schlage die Decke über mich. Ich bin soo müde.

Ich habe sie nicht gesehen, Anna.
Bin ich jetzt etwa auch noch blind?

Nein, aber verzweifelt. Und diese Verzweiflung macht dich blind. Sie trübt deine Sicht, bis du nichts mehr sehen kannst.
Aber sie verschwindet auch wieder. Keine Sorge. Und dann kommt die wahre Lou wieder zurück. Da bin ich mir sicher.

Gut...Denn die andere Lou mag ich irgendwie lieber. Gute Nacht Anna!

Gute Nacht Lou. Schlaf gut.

Und mit einem traurigen Lächeln auf dem Gesicht schlafe ich ein.
Immer noch auf der Suche nach der wahren Lou. Und mit der Hoffnung, sie wirklich irgendwann wieder zu finden...


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Hey ihr Lieben,
Ich weiß, die Sarkasmus-Anna ist euch lieber, mir eigentlich auch.
Aber in so einer Situation, muss die Sarkasmus-Anna eben zurücktreten und der einfühlsamen Anna Platz machen. Sie kommt aber wieder zurück...
Keine Sorge!

Ich hoffe euch hat das Kapitel wenigenst ein wenig gefallen, auch ohne Sarkasmus-Anna.

Eure
HarpaIsland♥
Bis später!

***PAUSIERT***Das unverwechselbare Leben der Lou MarpleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt