Kapitel 5

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Sonnenpfote dröhnte das Blut in den Ohren. Hinter sich hörte sie die Pfoten vom Hund auf dem Waldboden trommeln. Sie meinte, schon den Speichel an ihren Hinterbeinen zu spüren. Hinter sich hörte sie die aufgeregten Rufe der Clankatzen. Sonnenpfote rannte schneller, ohne überhaupt zu wissen, wohin sie rannte. Erst als sie das Rauschen von dem Fluss vor sich hörte, wusste sie, dass

sie auf die Schlucht zu steuerte. Das Wasser dort unten war wild und würde den Hund bald töten, aber wie sollte sie den Hund in die Schlucht bringen. Sie wusste, dass der einzige Weg, den Wald zu retten, darin bestand, den Hund zu töten. Ansonsten würde er durch den ganzen Wald streifen und Katzen töten, nachdem er den Geschmack bekommen hatte. Plötzlich brach sie aus dem Gebüsch und fand sich am Rand der Klippe wieder. Weit unter ihr sprudelte der Fluss entlang, hinter ihr kam der Hund aus dem Gebüsch. Sonnenpfote drehte sich um und schaute zwei riesige Gelben Augen an. Aus dem Maul von dem Hund drang der Speichel und seine Lefzen waren angezogen. Der Hund stieß ein lautes Knurren aus. Dann sprang er. Sonnenpfote blieb kaum noch Zeit sich zu bewegen. In der letzten Sekunde sprang sie aus dem Weg. Dort, wo sie sich eben noch befunden hatte, krachten die Kiefer des Hundes zusammen. Sonnenpfote sprang dem Hund auf den Rücken, kratze ihn und versuchte ihn in Richtung Abgrund zu zwingen. Doch dieser schüttelte sich heftig und versuchte, an ihre Pfoten zu kommen. Sonnenpfote konnte sich nur mit Mühe festhalten und als der Hund sich plötzlich auf den Rücken schmiss, wurde sie fast erdrückt. Alle Luft wurde ihr entrissen und ihr wurde kurz schwarz vor Augen. Doch der Hund war sich seiner Sache zu sicher. Er heule triumphierend auf, drehte sich um und wollte sich auf Sonnenpfote stürzen. Diese rollte sich aber gerade noch in Sicherheit und sprang wieder auf die Pfoten. Als der Hund auf sie zustürzte, machte sie einen Hechtsprung auf seine andere Seite. Er war so verwirrt, dass er versuchte, mitten im Sprung umzudrehen. Doch durch seinen Schwung kam er dem Abgrund sehr Nahe. Sonnenpfote sprang wieder zu ihm, zerkratze ihm die Flanke und rettete sich wieder mit einem Sprung. Der Hund wollte sich auf sie stürzen, doch seine Pfoten hatten sich im Schlamm vor dem Abgrund verfangen, er rutschte aus und stürzte die Schlucht hinunter. Man hörte sein Jaulen und einen Platscher, danach war alles ruhig. Als Sonnenpfote sich langsam über die Schlucht lehnte, sah sie nur noch den Kopf des Hundes, der über den Wellen hüpfte und schließlich Untergang. Danach tauchte er nie wieder auf. Sonnenpfote konnte es nicht fassen. Sie hatte es geschafft. Sie hatte die Clans vor dem Hund gerettet und war dabei selber nicht gestorben.

Plötzlich raschelte es hinter ihr im Gebüsch und Dunkelstern kam herausgesprungen. Sein Fell war gesträubt und er blickte wild um sich. Als er sah, dass der Hund nicht da war und die Kratzspuren am Rand der Schlucht bemerkte, entspannte er sich. "Sie ist hier. Und sie hat den Hund besiegt!" jaulte er in die Nacht hinein. Wenig später kamen auch die anderen Katzen. Zuerst sprangen Himmelstern, Blütenstern und Moorstern aus dem Gebüsch, dicht gefolgt von ihren zweiten Anführern und weiteren Katzen. Dann kam Flammenherz und rannte sofort zu Sonnenpfote. "Bist du verletzt?" fragte er besorgt. Hinter ihm kam Efeudunst und untersuchte Sonnenpfotes ganzen Körper. "Sie ist vollkommen unversehrt" miaute sie verblüfft. Die vier Anführer kamen nun auch näher. Aber bevor sie etwas sagen konnten, sprangen Nachtpfote und Mondpfote zu Sonnenpfote und begrüßten sie stürmisch. "Du hast mir das Leben gerettet. Du hast die ganzen Clans gerettet!" rief Mondpfote, der immer noch nicht fassen konnte, was passiert war. "Du hast unglaubliches getan. Es gibt nicht sehr viele Krieger, die sich mit einem Hund anlegen können. Und dann noch mit einem so großem. Du hast heute deine Treue zu deinem Clangefährten und den Clans bewiesen. Du hast uns bewiesen, dass du zu nahezu unmöglichem fähig bist und dass du dein Leben für uns opfern würdest. Ich kenne keine Katze, die es so sehr verdient hätte wie du, eine Kriegerin zu werden." rief Himmelstern. Die anderen Anführer nickten zustimmend. Blütenstern konnte ihre Freude nicht verbergen, ihre Augen leuchteten und ihr Schwanz peitschte aufgeregt hin und her. "Lass uns in unser Lager gehen und dort die Kriegerzeremonie abführen. Die anderen Clans können gerne mitkommen, um mitzufeiern." sagte Himmelstern laut. Die anderen Anführer widersprachen nicht und so ging er den Katzen voran in den Wald. Sonnenpfote folgte ihm, Mondpfote und Nachtpfote an ihrer Seite, die genau wissen wollten, was passiert war. Keine Katze von den vier Clans bemerkte das gelbe Augenpaar, das mit unverhohlenem Hass und Tötungsdrang auf Sonnenpfote schaute.

Warrior Cats - Der Ruf des SternenclanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt