Kapitel 24

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Nachtstreif, Himmelsstern und Nebelstreif kamen aus dem Bau der Anführer. Während Nebelstreif und Nachtstreif sich auf der Lichtung hinsetzten, sprang Himmelstern auf den Hochfelsen und rief ihren Clan zusammen. Die meisten Katzen waren schon auf der Lichtung und aßen Frischbeute, andere steckten verwundert den Kopf aus ihrem Bau und eine Patrouille kam gerade aus dem Ginstertunnel. Sie legten schnell ihre Beute ab und setzten sich dann ebenfalls auf die Mitte der Lichtung. Als alle Katzen auf der Lichtung saßen, schaute Himmelstern auf sie herab. „Fehlt noch jemand?" fragte sie. Nebelstreif stand auf. „Nein, die letzte Jagdpatrouille ist gerade zurückgekehrt und für die Abendpatrouille ist es noch zu früh. Die Schüler sind ebenfalls vollständig, der Donnerclan ist vollständig." „Okay, dann fange ich mal an." „Halt!" rief Schneeblüte, die aufgesprungen war. „Mondfleck fehlt noch. Nachtstreif, er war doch mit dir unterwegs. Weißt du, wo er hin ist?" „Setz dich wieder, Schneeblüte. Bei dieser Versammlung hier geht es um Mondfleck." Miaute Himmelstern. Dann holte sie tief Luft und begann zu sprechen. „Es tut mir Leid, euch das mitteilen zu müssen, aber Mondfleck ist tot." Ein Raunen ging durch die Menge. Schneeblüte sprang auf. „Du lügst! Warum sollte er tot sein?!" Manche Katzen murmelten Zustimmung, aber die meisten hatten erkannt, dass Himmelstern die Wahrheit sprach. „Schneeblüte." Flüstere Streifenfuß zart, aber voller Trauer. „Lass mich in Ruhe. Du weißt doch gar nicht, ob es stimmt." rief sie. „Mama, es tut mir Leid, aber es stimmt. Ich war dabei. Und es war zu spät, um ihn zu retten." murmelte Nachtstreif. „Was ist denn passiert?" fragte Streifenfuß. Schneeblüte war zu Boden gesunken. „Das solltest du lieber erzählen, Nachtstreif." miaute Himmelstern. „Also gut. Ich war mit Mondfleck auf der Jagd, nahe dem Baumgeviert. Er witterte gerade seltsamerweise einen Hasen und folge seiner Spur. Ich war etwas weiter hinter ihm, weil ich eine Amsel im Blick hatte. Plötzlich hörte ich es laut rascheln und im nächsten Moment sprang Braunfuß, ein riesiger Windclankater, aus dem Gebüsch. Er stürzte sich auf Mondfleck und biss ihm in die Kehle. Ich konnte nicht schnell genug sein. Als ich bei den Beiden ankam, war Mondfleck bereits tot." Nun war es auf der Lichtung totenstill. Nur die Schluchzer von Schneeblüte brachen die Stille. „Wieso kommt Braunfuß auf unser Territorium?" fragte eine Katze. „Das ist doch egal. Viel wichtiger, warum tötet er sofort? Warum hat er einen Überraschungsangriff gemacht und Mondfleck keine Chance zur Gegenwehr gegeben?" fragte ein anderer Kater. Nun sprachen alle durcheinander. „Ruhe! Nachtstreif war noch nicht zu Ende." miaute Himmelstern laut. Nachtstreif wusste nicht, was er weiter sagen sollte. Nebelstreif kam ihm zur Hilfe. „Was ist denn mit Braunfuß passiert?" fragte er. Nachtstreif zögerte. „Ich habe ihn umgebracht." murmelte er schließlich. Die Menge war zweigespalten. Manche fanden diese Tat gut, sie wollten die Rache und betrachteten Braunfuß's Tod als Rettung. Aber andere waren entsetzt. Wie konnte ein Krieger nur ebenfalls töten. Bevor jemand etwas sagen konnte, ging Himmelstern dazwischen. „Bevor ihr euch eine Meinung bildet, hört mir zu. Nachtstreif hat zwar jemanden getötet, aber er hat nicht das Gesetz der Krieger gebrochen. Dieses schreibt vor, dass man nur Töten darf, wenn die gegnerische Katze sich nicht an das Gesetz der Krieger hält oder wenn sie zum Töten aus ist. Braunfuß erfüllte beide Voraussetzungen. Deshalb war Nachtstreif's Mord an ihm gerechtfertigt. Außerdem hat er uns gerettet. Wer weiß, was Braunfuß noch alles angerichtet hätte." Die Katzen murmelten Zustimmung. „Ich finde, wir sollten jetzt die Totenwache halten. Rauchbauch, Morgenfuß, ihr beide geht zu der Stelle und bringt Braunfuß's Leichnam zum Windclan. Sie sollen wissen, was er angestellt hat und weshalb er nun tot ist. Kehrt danach umgehend zurück. Streifenfuß, Rotherz, geht mit ihnen und bringt Mondflecks Leichnam hier her." Die vier Krieger nickten und machten sich auf den Weg. Nachdem sie weg waren, sprang Himmelstern vom Hochfelsen und gesellte sich zu ihren Katzen. Auf der Lichtung fingen mehrere Katzen an, leise miteinander zu sprechen und zu trauern. Schneeblüte hatte sich wieder aufgerappelt. Dennoch lehnte sie schwer an Nachtstreif und keuchte. „Woher sollen wir denn wissen, ob er den Weg zum Sternenclan gefunden hat?" fragte sie hysterisch. „Ich bin mir sicher, dass er den Weg gefunden hat. Als ich an seiner Leiche getrauert habe, konnte ich einen Windhauch spüren. Ich glaube, dass er es war und dass er sich von uns verabschiedet hat. Bestimmt ist er nun bei Sonnenherz und den anderen Sternenclankatzen." Bei der Erwähnung von Sonnenherz sackte Schneeblüte wieder zusammen. „Nun habe ich drei meiner vier Jungen verloren, sie waren alle noch so jung und ihr Tod so ungerecht. Versprich mir, dass du bei mir bleibst, bis der Sternenclan mich gerufen hat." „Ich verspreche es. Streifenfuß und ich werden auf die aufpassen und ich bin mir sicher, dass Sonnenherz, Morgenjunges und Mondfleck vom Sternenclan aus über dich wachen." Schneeblüte entspannte sich bei seinen Worten und Sonnenherz viel auf, dass ihre Mutter hellgraue Streifen um ihre Nase hatte. Sie wurde alt, bestimmt würde sie bald mit Streifenfuß in den Bau der Ältesten umziehen. Dann wäre Nachtstreif noch einsamer. Am Eingang gab es eine Bewegung und Rotherz und Streifenfuß kamen auf die Lichtung, zusammen mit dem Leichnam von Mondfleck. Die Ältesten kamen herbei und fingen an, den toten Körper herzurichten. Himmelstern kam zu Nachtstreif und sprach mit ihm. Obwohl sie im Sternenclan war, konnte Sonnenherz nicht verstehen, was sie miteinander besprachen. Aber Sonnenherz war sich sicher, dass Himmelstern ihrem Bruder Mut zusprach und ihn tröstete. Hoffentlich würde er irgendwann sein Ziel erreichen und zweiter Anführer werden. Das hätte er sich auf jeden Fall verdient. Als die Ältesten schließlich fertig waren, kamen auch Rauchbauch und Morgenfuß wieder zurück. Sie berichteten Himmelstern kurz, dass alles ruhig verlaufen wäre und der Windclan das Schicksal seines Kriegers akzeptiert hätte. Wahrscheinlich waren sie sogar schon selber misstrauisch gewesen und waren nicht sehr traurig, dass dieser gefährliche Krieger nun gestorben war, wie er gelebt hatte, in einem Kampf mit viel Blut. Die Katzen versammelten sich nun um Mondfleck's Körper und vergruben ihre Schnauzen in seinem Fell. Sie murmelten ihm Abschiedswünsche zu und die Katzen, die nicht so viel mit ihm zu tun gehabt hatten, gingen in ihren Bau. Die anderen Katzen, darunter Himmelstern, Nebelstreif, Efeudunst, Rotherz, Streifenfuß, Schneeblüte, Nachtstreif und viele andere begannen die Totenwache. Sonnenherz schaute auf. Mehrere Katzen standen nun auf und gingen ihrer Wege. Lilienblatt und Morgenjunges, die in ihrer Nähe waren, kamen zu ihnen. Mondfleck stand nun auch auf und schüttelte sich. Sonnenherz sah ihn an. Er war so tapfer. Er hatte seinen Tod hingenommen und kaum Fragen gestellt. Sie fand, er sollte die Wahrheit über seinen Tod kennen. Er sollte alles über Braunfuß erfahren und auch, dass Silberstern hinter all dem steckte und irgendwas böses im Schilde führte. Sie erinnerte sich an Sturmnacht's Rat, sie solle es im sagen. Das wollte sie nun machen. „Mondfleck, kann ich kurz unter vier Augen mit dir sprechen?" „Natürlich." Morgenjunges und Lilienblatt verstanden und gingen außer Hörweite. Dennoch führte Sonnenherz Mondfleck etwas weiter weg, damit sie wirklich alleine waren. Vielleicht war ja auch Sturmnacht in der Nähe und kam ihr zur Hilfe. „Also gut. Du hast mich hier hin gebracht. Was willst du mir so dringendes sagen, was kein anderer hören soll?" fragte Mondfleck munter. „Das würde ich auch gerne wissen." miaute eine kalte Stimme hinter ihnen. Mondfleck und Sonnenherz wirbelten herum. Vor ihnen stand unheilverkündend Silberstern.

Warrior Cats - Der Ruf des SternenclanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt