Kapitel 15

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Sonnenherz war wieder in der Höhle. Das spürte sie. Doch etwas war anders. Nicht nur, dass es dunkler war, es war auch seltsam ruhig. Sie schlug die Augen auf. Die Höhle war leer. Keine Spur von Silberstern. Verwundert stand Sonnenherz auf, streckte sich und vollführte eine kurze Wäsche. Dann schaute sie sich um und fragte sich, was sie jetzt machen sollte. Auf Silberstern warten oder zurück zu Morgenjunges und Lilienblatt gehen? Schließlich entschied sie sich, zurück zu gehen und unterwegs die Augen offen zu halten. Sie hatte ein seltsames Gefühl, als würde bald etwas schlechtes passieren. Eben noch bei dem Gespräch mit Efeudunst hatte sie sich noch wohlgefühlt, doch nun hatte sie angst. Langsam tastete sie sich durch die Gänge aus der Höhle heraus. Als sie auf der Lichtung ankam, sah sie, dass Wolken den Himmel verdeckten. Das war ungewöhnlich, denn sonst war im Sternenclan immer gutes Wetter. Sie wollte gerade über die Lichtung in den Wald laufen, aus dem sie mit Silberstern gekommen war, als plötzlich eine Stimme hinter ihr „Halt!" rief. Sonnenherz schreckte zusammen und drehte sich um. Nahe des Eingangs zur Höhle stand ein riesiger Kater mit braunem Fell und weißen Pfoten. Er blickte sie grimmig an und winkte sie dann zu sich. „Was hast du in der Höhle gemacht?" fragte er streng. „Ich, äh, habe..." stotterte Sonnenherz, dann entschied sie sich, die Wahrheit zu sagen. „Ich habe einen Traum mit Efeudunst geteilt, weil ich mit ihr sprechen wollte." „Und woher hast du bitte die Erlaubnis dazu? Es ist nicht vielen Katzen erlaubt, mit lebenden Katzen in Kontakt zu treten. Und schon gar nicht für solche, die erst neu hier sind. Also, wer hat dich hier her gebracht?" Zuerst wollte Sonnenherz dem Kater sagen, dass Silberstern sie hierhergebracht und ihr alles erklärt hatte, um ihr einen Gefallen zu tun. Doch dann erinnerte sie sich an die Bitte von Silberstern, mit keiner anderen Katze darüber zu reden. Aber warum sollte Sonnenherz sich daran halten? Schließlich war Silberstern plötzlich verschwunden und hatte sie mit einer fremden Katze zurückgelassen, die alles andere als freundlich schien. „Ich habe mich verirrt und die Höhle hier gefunden. Mich hat keiner hierher gebracht. Ich hatte nur das Nest gesehen und es hat mich an meine alten Clangefährten erinnert, deshalb habe ich mich hineingelegt und war plötzlich bei Efeudunst, der Heilerin. Es tut mir leid, ich wusste nicht, was das hier für ein Ort ist und das man hier eigentlich nicht hin darf." sagte Sonnenherz dann. Der Kater sah sie immer noch misstrauisch an, doch dann seufzte er und sagte: „Was soll man schon machen? Ich kann dich ja schlecht für deine Unwissenheit bestrafen. Geh jetzt, aber komm nicht wieder, es sei denn, eine ältere Katze hat es dir erlaubt." „Das werde ich machen." miaute Sonnenherz rasch und wollte gerade gehen, als eine Stimme sie erneut zusammenzucken ließ: „Was ist denn hier los? Fliederpelz, was macht Sonnenherz bei der Traumhöhle?" Die Stimme kam von Forellenstern, einem ehemaligen Flussclananführer. Der braune Kater, der anscheinend Fliederpelz hieß, wirkte unter Forellensterns strengem Blick deutlich kleiner. „Ich habe sie hier gefunden. Sie hat zufällig Kontakt mit Efeudunst aufgenommen, sagt sie." Forellenstern schnaubt. „Zufällig? Wie soll man denn bitte zufällig Kontakt zu lebenden Katzen aufnehmen können? Wo warst du überhaupt, dass sie in die Höhle kommen konnte? Warum hast du nicht wie befohlen aufgepasst?" „Es tut mir Leid, ich hatte nur eine Amsel über meinem Kopf gesehen, die sich praktisch freiwillig gemeldet hat, zu sterben. Ich konnte nicht anders, ich musste sie jagen. Es tut mir Leid." Fliederpelz senkte den Kopf. Sonnenherz verspürte plötzlich Mitleid, denn es war ihre Schuld, dass Fliederpelz nun Ärger bekam. Auch Forellenstern's Blick wurde weicher. „Na gut. Fehler passieren manchmal. Ich muss dringend ein Gespräch mit Taublatt haben, sie sollte sich darauf vorbereiten, dass Blütenstern bald zu uns kommt und Schauerwind der neue Anführer des Flussclans wird. Fliederpelz, du passt auf, dass mich keiner stört. Und du Sonnenherz," jetzt wandte er sich zum ersten Mal an Sonnenherz direkt, „du bleibst bitte auch solange hier. Ich würde mich gerne mit dir unterhalten, nachdem ich mit Taublatt geredet habe." Sonnenherz nickte nur. Dann drehte Forellenstern sich um und ging in die Höhle. Fliederpelz setzte sich vor den Eingang und begann, sein aufgewühltes Fell zu glätten. Sonnenherz setzte sich daneben, doch er ignorierte sie.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der nichts passierten, außer dass ein Eichhörnchen über den Boden huschte, kam Forellenstern wieder aus der Höhle. Er nickte Fliederpelz kurz zu und winkte Sonnenherz dann mit dem Schwanz zu sich. „Komm, lass uns ein wenig spazieren gehen und miteinander reden. Dann bring ich dich zu deiner Schwester zurück, sie macht sich schon Sorgen." Damit gingen die beiden in den Wald hinein. Der Himmel, der die ganze Zeit bewölkt war, klarte nun auf und die Sonne erleuchtete den Wald. Zuerst gingen sie eine Weile schweigend nebeneinander, dann begann Forellenstern zu reden. „Ich weiß nicht, was du genau zu Fliederpelz gesagt hast, aber mich kannst du nicht mit der Geschichte überzeugen, dass du allein Kontakt mit Efeudunst aufgenommen hast. Nur wenige Katzen wissen überhaupt, wie das in der Traumhöhle geht, und neue Katzen wie du schon gar nicht. Also, wer hat dir geholfen?" Sonnenherz begriff, dass sie Forellenstern nicht anlügen konnte, aber sie konnte auch Silberstern nicht auffliegen lassen. Diese war ihr zwar eine Erklärung schuldig, aber dennoch würde Sonnenherz ihr vertrauen nicht einfach auf die leichte Schulter nehmen. „Du hast recht, ich war nicht alleine. Jemand hat mir ganz genau erklärt, was man machen muss. Aber die Katze hat mich auch versprechen lassen, dass ich nicht weitererzähle, dass sie es getan hat. Und ich werde mein Versprechen nicht brechen." „Na gut," seufzte Forellenstern, „wenn du schon nicht sagen willst, wer dir geholfen hat, möchte ich dir einen Rat geben. Entferne dich von dieser Katze. Ich weiß nicht, wer sie ist, aber wenn sie gegen die Gesetzt hier im Sternenclan verstößt und dich schon so früh zu den Lebenden lässt und sich dann auch noch versteckt, kann sie nichts gutes im Sinn haben. Wir haben hier im Sternenclan zwar keine schlechten Katzen, aber durch Macht lassen sich viele Katzen zu etwas verleiten, was sie sonst nicht getan hätten." Damit ging Forellenstern schweigend weiter. In Sonnenherz überschlugen sich die Gedanken. Hatte Silberstern etwas böses vor? Nein, das konnte einfach nicht sein. Dazu war sie zu offen und zu freundlich. Und wenn Sonnenherz an ihre Augen dachte, durchströmte sie ein warmes Gefühl der Zuneigung. Nein, Silberstern war nicht böse und sie wollte Sonnenherz oder anderen Katzen auch nichts böses tun. Sie hatte nur einen Fehler gemacht, entweder selber aus Unwissenheit oder aus Mitleid zu ihr. Sonnenherz war davon überzeugt und nahm sich vor, Silberstern noch einmal aufzusuchen und mit ihr die Ereignisse zu besprechen. Davon ermuntert folgte sie Forellenstern durch den Wald.

Warrior Cats - Der Ruf des SternenclanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt