Kapitel 21

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Sonnenherz kam wieder an den Waldrand und traf dort auf Flammenstern. „Hallo" miaute sie. „Hallo, wie geht es dir?" „Mir geht es gut und dir?" „Mir geht es auch gut." Antwortete Flammenherz. Dann wurde er ernst. „Was machst du in letzter Zeit so viel im Wald?" Sonnenherz fand diese Frage seltsam, durfte man denn nicht im Wald spazieren gehen? „Ich gehe spazieren, warum? Ist es verboten?" Fragte sie deshalb. „Das nicht, aber du solltest wissen, dass dies die Grenze zum Wald der Finsternis ist. Wenn du ganz weit in eine Richtung läufst, dann verändert sich die Umgebung. Es wird so dunkel, als wäre es Nacht und die Bäume sind weit auseinander. Der Boden ist steinhart und die Luft total still." Sonnenherz fuhr ein Schauer über den Rücken. Jetzt wusste sie, warum sich ihre Umgebung so verändert hatte. Aber dennoch, es war immer noch hell gewesen und die Bäume waren auch nicht so weit auseinander. Wahrscheinlich war sie an der Grenze von dem Wald gewesen. Aber was machte Silberstern so nah am Wald der Finsternis? „Ich möchte dich gerne warnen. Man ist hier im Wald nicht besonders sicher. Deshalb sollte man auch immer mit Begleitung zur Traumhöhle wandern. Wenn du nur am Waldrand bleibst, ist alles gut, aber geh bitte nicht wieder so weit rein. Und spreche auch mit keiner Katze, die dort herumlungert, denn die meisten von ihnen sind uns nicht gutgesinnt. Der Sternenclan versucht jetzt schon seit langem eine ordentliche Grenze zwischen uns und dem Wald der Finsternis zu ziehen, aber bisher ist es uns nicht gelungen." Sonnenherz fühlte sich unwohl. Sie trat von einer Pfote auf die andere und wusste nicht, was sie sagen sollte. Aber schließlich sprach Flammenstern von selbst weiter. „Naja, lassen wir das dunkle Thema hinter uns. Ich habe vorhin Sturmnacht getroffen und er hat von dir erzählt. Ich bin froh, dass er endlich jemanden hat, der Zeit mit ihm verbringt. Er war auch glücklicher, als ich ihn je zuvor gesehen habe." „Ich mag ihn auch sehr. Er ist so schlau und vertritt seine Meinung, egal was andere sagen. Ich wollte gerade zu ihm gehen." miaute Sonnenherz, erleichtert, nicht mehr über Silberstern und den Wald der Finsternis denken zu müssen. „Na, dann will ich dich nicht länger aufhalten." Miaute Flammenstern und trat dann in den Wald ein. Sonnenherz lief über die Wiese und kam bei dem Bach an, sie folgte ihm und bald lag der große Sternenteich vor ihr, sie hatte noch nie sonderlich darüber nachgedacht, aber als sie nun die Bäume und Wiesen am anderen Ufer erblickte, fragte sie sich, wie groß das Territorium des Sternenclan's sei und ob es überhaupt ein Ende habe. Doch wenn es ein Ende hätte, was wäre dann? Es kann ja nicht einfach nichts sein, aber die Katzen des Sternenclans sind doch auch nicht so viele, dass sie die ganze Welt des Sternenclans ausfüllen können. Sie ging direkt ans Ufer und rief nach Sturmnacht, in der Hoffnung, dass er wieder in der Nähe wäre. Und tatsächlich, nach kurzer Zeit kam er aus einem Gebüsch gesprungen und begrüßte sie. „Hallo" „Hallo" „Hattest du genug Zeit, um über meine Denkweise nachzudenken?" „Ja, und ich schließe mich dir an. Ich bin deiner Meinung, dass man keine Kämpfe ausführen sollte, denn sie bringen nur Blutvergießen und den Tod." „Gut gesprochen. Ich bin froh, dass du meine Ansichten teilst, denn sonst hat immer jeder gemeint, dass man Kämpfen muss, um das eigene Territorium und den Clan zu beschützen. Völliger Blödsinn, wenn du mich fragst." „Und doch muss ich dem Schicksal danken, dass wir beide durch Blutvergießen gestorben sind, sonst hätten wir uns wahrscheinlich nie getroffen." „Ja, in diesem Punkt muss ich Braunfuß danken" miaute Sturmnacht. Sonnenherz durchlief ein eiskalten Schauer. „Sagtest du gerade Braunfuß?" fragte sie noch einmal nach. „Ja, ich habe mit ihm in diesem Kampf gekämpft. Ich wollte nicht kämpfen, aber er war richtig auf einen Kampf aus und als ich mich nicht gewehrt habe, ist er wütend geworden und hat mich aufgeschlitzt." Sonnenherz glaubte, ihr Herz würde stehenbleiben. Das konnte doch nicht wahr sein. Es konnte einfach nicht wahr sein, dass Silberstern sich mit einem Kater traf, der kaltblütig Katzen umbrachte, ohne Mitleid zu zeigen, oder die Kriegergesetze zu achten. „Was ist denn los mit dir? Kennst du Braunfuß?" „Nein, ich meine Ja, ich habe ihn immer wieder auf Versammlungen gesehen." „Ich denke, dass er in den Wald der Finsternis kommt, wenn er stirbt. Der Sternenclan weiß über seine Taten Bescheid und wird ihn sicher nicht bei uns willkommen heißen." „Ja, der Wald der Finsternis wird wohl gut zu ihm passen." miaute Sonnenherz flüchtig. Sie nahm das Gespräch kaum wahr und erschrak fürchterlich, als plötzlich eine neue Stimme neben ihr ihren Namen sagte. „Sonnenherz!" „Was, ja?" Es war Lilienblatt. Sie keuchte, weshalb Sonnenherz schloss, dass sie schnell gerannt sein musste. Und ihr Blick ließ nichts Gutes verheißen. „Sonnenherz, kann ich kurz mit dir sprechen?" „Na klar." „Soll ich weggehen?" fragte Sturmnacht nervös. „Nicht nötig, nein, ich glaube du bist mittlerweile so gut mit Sonnenherz befreundet, dass du es auch sofort erfahren solltest." Nun wollte Sonnenherz unbedingt wissen, was los war. „Setz dich hin" murmelte Lilienblatt. Sonnenherz, die bei Lilienblatts Worten aufgesprungen war, setzte sich widerwillig. „Nun gut, was ist denn los?!" fragte sie ungeduldig. Lilienblatt setzte sich neben sie. „Es geht um Mondfleck. Es tut mir Leid, dir das zu sagen, aber er wurde getötet." miaute sie traurig. Sonnenherz sprang auf. „Was? Wie kann das denn gehen?" „Er war mit Nachtstreif auf der Jagd, sie liefen zu zweit und waren nahe dem Baumgeviert. Plötzlich stürmte Braunfuß, ein Kater vom Windclan, aus dem Gebüsch und tötete Mondfleck sofort. Ohne zu fragen, oder ihm eine Chance zu geben. Er hat ihn auf den Boden gedrückt und ihm die Kehle aufgeschlitzt. Nachtstreif konnte ihm nicht mehr helfen, es war alles zu schnell vorüber. Aber er konnte seinen Bruder rächen, indem er Braunfuß ebenfalls getötet hat." Sonnenherz brauchte eine Weile, um das zu verdauen. Dann kam ihr die Erkenntnis wie ein Blitz. Sie war an Mondflecks Tod schuld! Sie hatte Silberstern verraten, dass sie Mondfleck gerne im Sternenclan hätte und Silberstern ist dann einfach zu Braunfuß gegangen, der dann ihren Bruder getötet hatte. Sie jaulte laut auf, ihr Bruder hätte ein so schönes Leben haben können. Es war nur ungerecht, dass er wegen ihrer unvorsicht sterben musste. „Und was passiert jetzt mit Nachtstreif?" fragte sie. „Er wird es nicht leicht haben. Nun hat er seine Geschwister verloren und selbst durch die Rache konnte er sie nicht zurückbringen. Der Sternenclan ist ihm nicht böse, er hat Braunfuß mit Erlaubnis getötet, da Nachtstreif in Gefahr war und Braunfuß sich nicht an das Gesetz der Krieger gehalten hat. Du muss nicht angst haben, dass Nachtstreif irgendwann in den Wald der Finsternis kommt, nein, er wird zu uns kommen, in den Sternenclan." Sonnenherz wurde übel. Nun hatte sie wegen ihrem unberechtigtem Wunsch das Leben ihrer beiden Brüder zerstört. Sie merkte kaum, dass Sturmnacht sich neben sie setzte, dennoch tröstete sie seine nähe. Nach einer Weile fasste sie sich wieder. „Und was machen wir jetzt?" fragte sie. „Einer muss deinen Bruder abholen. Ich habe mir gedacht, dass du die beste Katze dafür bist." Aber ich habe meinen Bruder praktisch selber umgebracht, wie kann ich ihn da in den Sternenclan holen und so tun, als hätte ich nichts damit zu tun? „Na schön. Ich gehe." miaute sie mit schwacher Stimme. „Ich komme auch mit. Ich glaube, Sonnenherz kann Unterstützung momentan gut gebrauchen." miaute Sturmnacht neben ihr. „Na schön. Aber ihr solltet euch beeilen, Mondfleck wird eure Hilfe jetzt brauchen. Und passt auf den Geist von Braunfuß auf, der wird auch noch in der Nähe sein. Er darf aber unter keinen Umständen mit in den Sternenclan, habt ihr mich verstanden?" „Ja, alles klar." miauten Sonnenherz und Sturmnacht im Gleichtakt. Dann gingen die beiden los, um den nächsten Weltenteich zu finden und durch ihn zu Mondfleck zu kommen.

Warrior Cats - Der Ruf des SternenclanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt