Sonnenherz trat zögernd vor den Busch, hinter dem sie sich getarnt hatte. Plötzlich merkte sie, dass die Vögel nicht mehr zwitscherten und keine Insekten mehr durch die Luft flogen. Auch war es dunkler geworden, die Bäume standen zwar weiter auseinander, aber dennoch war es ziemlich düster. Sonnenherz schaute nach oben, konnte die Sonne aber nicht sehen. Der Boden war auch nicht mehr weich und warm, sondern hart und kalt. Sie trat näher zu Silberstern. Diese schaute sie prüfend an. Zuerst dachte Sonnenherz, sie hätte Zorn und Kälte in ihren Augen gesehen, aber nun war es wieder Neugier und Wohlwollen. „Es ist schön dich endlich wieder zu sehen." miaute Silberstern. „Ich freue mich auch." miaute Sonnenherz erleichtert. Endlich sah sie Silberstern wieder und konnte auch die Sache mit der Traumhöhle richtigstellen. „Wo warst du so lange? Ich habe auf Versammlungen und Zeremonien Ausschau gehalten, konnte dich aber nirgends finden." „Weißt du, wenn man schon so lange im Sternenclan ist, wie ich es bin, geht man irgendwann nicht mehr zu allen Versammlungen. Ich gehe meistens meinen eigenen Weg und bin damit zufrieden. Und wenn ich etwas brauche oder dich sehen will, dann bin ich auch da." „Okay, aber warum warst du nach dem Besuch in der Traumhöhle so lange weg und wieso bist du einfach verschwunden, ohne Bescheid zu sagen?" Für die Antwort brauchte Silberstern eine Weile, sie überlegte und antwortete schließlich. „Sagen wir es so, dass ich eine Weile für mich alleine gebraucht habe. Ich habe viel nachgedacht und habe mich deshalb nicht mit dir getroffen. Und was mein Verschwinden in der Traumhöhle angeht, so tut es mir sehr leid. Aber ich hatte zwei Beweggründe. Einmal ist mir ein Gedanke gekommen, dem ich nachgehen wollte und zum anderen habe ich Fliederpelz gehört. Wie du mittlerweile weißt, wird es nicht gerne gesehen, wenn man in der Traumhöhle ist, ohne jemandem Bescheid zu geben, deshalb wollte ich verschwinden, bevor man uns entdeckte. Nur konnte ich dich leider nicht aufwecken, weshalb ich schließlich alleine abgehauen bin. Und das tut mir am meisten leid, dass ich einfach weggegangen bin, wie ein Feigling. Ich hoffe, dass du mir verzeihen kannst." Sonnenherz's Ärger auf Silberstern war nun endgültig verschwunden. Sie verstand die Beweggründe und hatte ihr verziehen. „Natürlich, du hast auch richtig gehandelt. Ich konnte mich ja noch rausreden, aber wenn du dabei gewesen wärst, wäre das wahrscheinlich nicht so einfach gewesen. Aber ich finde es immer noch schade, dass wir uns nicht sehen konnten. Denn du bringst mir immer so viele neue Sachen über den Sternenclan bei und bei dir fühle ich mich am wohlsten." Dies zu sagen, war schwer für Sonnenherz. Aber sie empfand es und wollte es Silberstern nicht vorbehalten. „Das ist sehr süß. Aber leider kann ich dir heute nicht so viel erklären wie sonst, da ich noch etwas zu erledigen habe." „Das ist nicht schlimm. Aber ich habe noch eine Frage, wer war der Kater, mit dem du eben geredet hast? Es sah so aus, als hättet ihr euch gestritten und außerdem war er eine lebendige Katze, wie konntest du ihn einfach hierherbringen?" „Also, der Kater heißt Braunfuß und lebt im Windclan. Du hast recht, er ist eine lebende Katze. Wie ich ihn hier her gebracht habe? Ich sage es mal so, wenn man schon länger im Sternenclan ist, hat man gewisse Vorzüge. Ich kann sie dir ein anderes Mal erklären, ich hoffe, diese kurze reicht. Und nein, wir haben uns nicht richtig gestritten. Ich hatte ihn nur um etwas gebeten und er hat es ignoriert, deshalb hatten wir eine kleine Meinungsverschiedenheit, aber die wird sich schon klären und ist ohnehin nicht sehr wichtig." „Woher kennst du ihn denn, dass du ihn in den Sternenclan holst?" „Das ist eine längere Geschichte. Aber genug von mir und meiner Geschichte, kommen wir zu dir. Wie geht es dir hier im Sternenclan?" „Mir geht es gut. Ich verstehe auch immer mehr, wie alles zusammenhängt." „Das ist gut. Und kommst du gut mit den Katzen zurecht, mit denen du am meisten zu tun hast?" „Ja, also meistens bin ich bei Morgenjunges und Lilienblatt. Mit ihnen komme ich super zurecht. Und ab und zu habe ich auch Gespräche mit Blütenstern, Blütenblatt, Flammenstern und Salbeisee, diese sind auch immer freundlich zu mir." Zuerst wollte Sonnenherz auch Sturmnacht erwähnen, doch dann entschied sie sich dagegen, fürs erste wollte sie ihr Treffen und die Gespräche für sich behalten. „Und du fühlst dich hier auch wohl? Oder vermisst du die Lebenden Katzen sehr?" fragte Silberstern weiter. Diese Frage war schwer zu beantworten. Natürlich fühlte Sonnenherz sich sehr wohl im Sternenclan, aber sie vermisste ihre Eltern und vor allem ihre Brüder. „Naja, ich fühle mich zwar wohl, aber ich vermisse meine Clangefährten sehr." „Welche Clangefährten denn am meisten?" „Meine Eltern und meine Brüder." „Und von denen? Welche von den vier würdest du am liebsten bei dir haben? Hier im Sternenclan." Sonnenherz kam die Frage zwar seltsam vor, aber sie antworte ehrlich. „Ich bin mir nicht sicher. Wenn es nur eine Katze wäre, würde ich einen meiner Brüder nehmen, weil ich meine Eltern nicht trennen möchte. Und damals habe ich mich immer am besten mit Mondfleck verstanden. Ich konnte ihm viel erzählen und er hat mir immer zugehört. Nachtstreif war da ganz anders, er war immer viel zu Abenteuerlustig. Ich könnte mir nicht vorstellen, wie traurig er wäre, wenn er jetzt sterben würde." „Also Mondfleck?" „Theoretisch ja, aber ich wünsche ihm natürlich ein richtiges Leben, das nicht wie meines früh endet." „Schön zu wissen." miaute Silberstern. „Nun gut, Sonnenherz. Es war schön, dich wiederzusehen, aber jetzt muss ich leider wieder gehen. Wir werden uns bestimmt bald wiedersehen, du wirst mich schon finden, wenn ich dazu Lust habe. Bis bald." „Bis bald." Dann drehte Silberstern sich um und verschwand im Wald. Auch Sonnenpfote drehte sich um und ging den Waldweg entlang zurück. Es wurde wieder heller und die Vögel fingen wieder an, lautstark durch den Wald zu rufen. Auch die Insekten wurden wieder laut. Sonnenherz genoss diesen schönen Augenblick. Doch noch wusste sie nicht, dass sie nur noch wenige solcher schönen Augenblicke haben würde...
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Warrior Cats - Der Ruf des Sternenclan
Fanfiction"In dieser Nacht ist ein Junges geboren, der Clans einzige Rettung, doch ihm steht ein schreckliches Schicksal bevor" - Sonnenpfote wächst mit viel Zuneigung und guten Erfahrungen im Donnerclan auf. Sie ist die beste in der Jagd und auch im Kampf se...