Kapitel 12

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Sonnenherz und Morgenjunges kamen kurz darauf wieder zu Lilienblatt. Die hatte sich nach einem langen Gespräch mit Blütenblatt zum Sonnen auf einen Felsen gelegt. Auch Morgenjunges legte sich auf einen Stein. Nur Sonnenherz war zu unruhig. Sie musste andauernd an die Katzen denken, die schon fast vergessen waren. Ob ihre Clangefährten momentan an sie dachten? Sonnenherz versuchte diesen Gedanken zu unterdrücken, doch er kehrte immer wieder und wurde jedes mal stärker. Schließlich konnte sie es nicht mehr aushalten. „Ich gehe noch einmal zu Sternenteich." miaute sie deshalb und verschwand, ehe eine der anderen Katzen etwas sagen konnte. Sie lief wieder über die Wiesen und fand schließlich den Teich. Er glitzerte in der Sonne und wirke unendlich. Sonnenherz dachte an ihre Brüder und sofort änderte sich das Bild. Nachtpfote und Mondpfote hockten auf der Donnerclan Lichtung. Überall um sie herum waren die anderen Katzen. Mehrere von ihnen versammelten sich am Eingang vom Lager. Zuerst dachte Sonnenherz, es wäre eine Kampfpatrouille, doch dann sah sie, dass auch Älteste dabei waren. Die Gruppe musste sich zur großen Versammlung bereitmachen. Sonnenherz konnte es nicht fassen, dass schon ein Mond vorüber gegangen sein musste, seit sie tot war. Plötzlich rief jemand ihre Brüder. Es war Rotherz, die Mentorin von Mondpfote. Neben ihr stand Flammenherz, Sonnenherz ehemaliger Mentor. Die zwei standen so dicht beieinander, dass Sonnenherz sich fragte, ob sie Gefährten geworden waren. Eine Schwanzlänge daneben standen Schneeblüte und Streifenfuß, Sonnenherz Eltern. Sie waren mager geworden, so als hätten sie länger nicht mehr ordentlich gegessen. Auch die anderen wirkten nicht so gefüllt, wie sie es zu diesem Blattwechsel sein müssten. Sie wirkten alle müde und traurig. Plötzlich wusste Sonnenherz, warum. Heute war die erste große Versammlung seit ihrem Tod und ihre Clangefährten mussten die Nachricht von ihrem Tod an die anderen Clans weitergeben. Sonnenherz betrachtete wieder ihre Eltern und ein Stich der Sehnsucht kam in ihr auf. Direkt am Lagereingang saßen Himmelsstern, Nebelstreif, der zweite Anführer, und Efeudunst beisammen. Sie redeten wahrscheinlich darüber, wie sie die Nachrichten weitergeben sollten. Nach einer Weile stand Himmelsstern auf und rief die Katzen zusammen, die mit auf die Versammlung gingen. Plötzlich raschelte es hinter Sonnenherz und diese drehte sich überrascht um. „Hier bist du. Ich habe dich schon die ganze Zeit gesucht." keuchte Morgenjunges, die aus dem Schilf hervorkam. „Warum hast du mich denn gesucht?" Fragte Sonnenherz. „Es ist Vollmond. Die große Versammlung. Wir müssen zum großen Sternenteich, um nichts zu verpassen." Antwortete Morgenjunges. Hinter dem Gebüsch sagte jemand. „Kommt ihr jetzt? Wir haben nicht mehr viel Zeit." Es war die Stimme von Lilienblatt, die schon etwas genervt war. Sofort kamen Morgenjunges und Sonnenherz aus dem Schilf und die drei Katzen rannten über die Lichtung zum großen Sternenteich.

Als sie dort ankamen, glitzerte der Teich. Viele Katzen hatten sich schon um ihn versammelt. Sonnenherz setzte sich mit den anderen möglichst nahe an das Ufer. Nach einer Weile waren alle da. Die Oberfläche des Teiches veränderte sich und Sonnenherz konnte auf die große Lichtung schauen. Sie war voll mit Katzen. Alle vier Clans waren schon dort und redeten miteinander. Die Anführer kletterten gerade auf den Großstein. Nachdem sie sich kurz abgesprochen hatten, rief Moorstern über die Katzen und eröffnete die Versammlung. Es fing dann auch sofort an zu reden. „Dem Windclan ging es in dem vergangenen Mond sehr gut. Wir hatten nur einen Dachs, der sich in einem Bau einnisten wollte, aber mit 5 Krieger konnten wir ihn vertreiben. Außerdem haben wir 3 neue Jungen bekommen, die unser Lager wieder beleben, nachdem Lichtjunges und Morgenjunges tragischerweise von einem Fuchs geholt wurden, als sie vor dem Lager spielten." Auf der Lichtung herrschte ein betroffenes Schweigen. Moorstern trat zurück und Dunkelstern trat vor. „Mein Beileid für die Jungen. Aber bei dem Schattenclan war es auch nicht sehr fröhlich in der letzten Zeit. Ein Streuner hat sich im Wald herumgeschlichen und hat unseren Schüler Fuchspfote schwer verletzt, als dieser ihn zur Rede stellte. Wir konnten ihn zwar vertreiben, aber Fuchspfote's Wunden waren zu schwer. Er ist gestern Nacht gestorben." Damit trat Dunkelstern zurück und Blütenstern trat vor. „Das sind traurige Nachrichten. Beim Flussclan sind als wohlauf. Die Fische schwimmen gut und wir hatten auch nur wenige Zweibeiner. Nur lief kurz nach der letzten Versammlung ein Hund durch unser Gebiet. Er scheinte keinem Zweibeiner zu gehören und war stark verletzt. Wir vertrieben ihn und glauben nicht, dass er wieder auftaucht." Himmelsstern ging nach vorne und Blütenstern machte ihr Platz. Der Hund kam von unserem Territorium. Mit ihm hängt auch eine sehr traurige Nachricht zusammen. Unsere Kriegerin Sonnenherz ist bei ihrer Kriegerwache von diesem Hund angefallen worden und wurde so sehr verletzt, dass sie sofort gestorben ist. Allerdings konnte sie den Hund noch vertreiben, sodass sie unseren Clan ein weiteres Mal in einer Nacht gerettet hat." Auf der Lichtung erklang ein Trauerjaulen aus allen vier Clans. Sie alle hatten sich schon gewundert, warum Sonnenherz nicht mit bei der Versammlung war. Sie war eine Heldin unter allen Clans und ein großes Vorbild geworden. Ihr Tod, so kurz, nachdem sie alle Clans gerettet hatte und dies überlebt hatte, erschütterte alle. Keiner von den anderen Clans konnte es fassen. Himmelsstern trat zurück und kletterte vom Felsen. Sie versammelte ihren Clan um sich und trat den Rückweg an. Die anderen Clananführer taten es ihr gleich. Nach kurzer Zeit war die Lichtung verlassen. Dann verschwamm das Bild und der Teich glitzerte wieder. Die Katzen schauten zu Sonnenherz. Sie hatten Mitleid. Schließlich gingen sie ihrer Wege und ließen Sonnenherz, Morgenjunges und Lilienblatt zurück. Nach einer Weile gingen auch diese weg von dem Teich. Sonnenherz wollte allein sein und trennte sich deshalb von den anderen beiden. Sie trottete über eine Wiese und kam schließlich an einen Waldrand. Dort kauerte Silberstern auf einem Baum. „Hallo" miaute diese. „Hallo" antwortete Sonnenherz traurig. „Warum denn so traurig?" fragte Silberstern. „Warst du nicht mit dabei, als die große Versammlung war?" fragte Sonnenherz verblüfft. „Nein, ich gehe da nie hin. Ich werde dir den Grund nennen, wenn ich dazu bereit bin. Aber jetzt geht es ja eh um dich. Ich habe gehört, dass du mit Efeudunst sprechen möchtest, stimmt das?" Fragte Silberstern. „Ja, aber Salbeisee hat gesagt, ich müsse noch warten, bevor ich eine lebende Katze sprechen darf." Antwortete Sonnenherz. „Weißt du, es ist gar nicht mal so schlecht, wenn du mit Efeudunst sprichst. Ich glaube, dass es dir helfen wird. Wenn du willst, kann ich dir zu einem Gespräch mit ihr verhelfen, aber sag es bitte nicht den anderen Katzen, sie mögen so etwas nicht." schnurrte Silberstern. „Ok, werde ich nicht." Versprach Sonnenherz. „Ok, dann komm mal mit." rief Silberstern und lief los. Sonnenherz folgte ihr.

Warrior Cats - Der Ruf des SternenclanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt