Warrior Cats - Der Ruf des Sternenclan

Kapitel 8

Sonnenherz war einfach nur sprachlos. Lilienblatt führte sie an dem Bach entlang zu der Baumgruppe. Dort wartete ein roter Kater auf sie. „Sei gegrüßt, Sonnenherz." miaute dieser. „Ich bin Flammenstern und war vor Himmelstern der Anführer des Donnerclans." Jetzt erkannte Sonnenpfote auch den Kater, von dem sie so viele Geschichten gehört hatte. Damals, als er noch Anführer war, wurde er von vielen als der stärkste Krieger des Waldes angesehen. Er war eine Legende unter den Katzen, denn er war sehr weise, gerecht und mitfühlend. Er starb, wie er gelebt hatte. Umgeben von seinem Clan in seinem Lager. Er war einer der wenigen Anführer, die am Alter starben. Die Nachricht von seinem Tod brachte Stille über die ganzen Clans. Jeder hatte ihn gemocht und alle trauerten um ihn. In diesen Tagen war Waffenruhe. Flammenstern hatte sein Ziel erreicht, ein freundlicheres Miteinander zwischen den Clans. Auch wenn dieses nicht sehr lange hielt, würde man ihn dafür noch lange ehren. „Ich fühle mich geehrt" miaute Sonnenherz mit Nachdruck. „Ich würde am liebsten jede Katze begrüßen, die in den Sternenclan kommt, aber das Territorium ist so groß, dass man nicht immer am richtigen Ort ist. Du musst wissen, dass, obwohl die Eichen beim Baumgeviert dicht beieinander stehen und den Eingang zum Sternenclan bilden, dieser Eingang hier weit auseinander liegt. Komm mit, ich möchte dir ein paar Katzen vorstellen." schnurrte Flammenstern. Er führte Sonnenherz durch das Waldstück, Lilienblatt und Morgenjunges blieben stehen. „Wir warten dann bei dem Bach auf dich, dieses Gespräch ist Nichtfür uns gedacht" miaute Lilienblatt. Sonnenherz wurde etwas nervös, beruhigte sich aber, als Flammenstern ihr den Schwanz auf die Schulter legte. Sie gingen weiter in den Wald. Die Bäume hier waren sehr alt, die Rinde perfekt zum hochklettern. Die Äste bildeten ein Gewebe, sodass man über die Bäume hinweg den Wald durchqueren könnte. Überall raschelte es von Beute. Sonnenherz konnte Maus, Eichhörnchen, Vögel, Kaninchen und noch viel mehr riechen. Obwohl die Bäume sehr dicht beieinander standen, war es hier sehr hell, so als würde die Sonne nicht von den Blättern aufgehalten werden. Sie gingen eine Weile durch den Wald, dann kamen sie auf einer großen Lichtung an. Auf dieser warteten sieben Katzen. Sie begrüßten Sonnenherz freundlich. Flammenherz stellte sie vor. „Das ist unsere ehemaliger Heilerin Salbeisee, sie starb einen Mond nach mir. Das daneben sind Distelstern, die Anführerin des Schattenclans und ihre Heilerin Zedernfell. Dann kommen Windstern und Moorblüte, Anführerin und Heilerin vom Windclan. Ganz rechts sind Forellenstern und Blütenblatt, Anführer und Heilerin vom Flussclan." Wenn sie aufgerufen wurden, nickten die Katzen freundlich. „Wow, was für eine Ehre, dass ich als eine einfache Kriegerin gleich mit den Anführern in Kontakt gebracht werde." staunte Sonnenherz. Windstern und Forellenstern warfen sich einen Blick zu. „Das ist nicht ganz richtig, Sonnenherz. Du bist nicht eine einfache Kriegerin. Es tut mir Leid dies zu sagen, aber dein Tod war nicht zufällig. Er wurde schon vor deiner Geburt vorausgesagt. Du bist mit einer Prophezeiung aufgewachsen, die bestimmte, dass du die Clans rettest, aber dann grausam sterben wirst." miaute Flammenstern. „Was?! Es war schon immer klar, dass ich nie ein erfülltes Leben haben würde? Nie einen Partner oder die Chance auf eine hohe Position im Clan? Warum hat mir das keiner gesagt? Wer wusste es denn?" fragte Sonnenherz entsetzt. „Dir hat es keiner gesagt, weil keiner wusste, dass du es bist. Es hätte auch einer deiner Brüder sein können. Blütenblatt hat einen Mond vor deiner Geburt im Schlaf einen Traum gehabt. Sie sah eine Katze, konnte aber nicht erkennen, wer es war. Die Katze wurde von allen Clans bejubelt und um sie herum waren noch zwei Katzen, die ihr fast komplett gleich sahen. Sie war auf der Donnerclan Lichtung. Blütenblatt konnte dann sehen, wie es dunkel wurde und plötzlich ein großer Schatten die Katze ansprang. Sonnenherz, wir wussten nicht genau, was das bedeutet. Nur, dass es eine Prophezeiung war. Du musst wissen, dass die Katzen im Sternenclan nicht schlafen. Hier ist es immer Tag und wir werden auch nicht müde. Das heißt, dass wir auch nicht träumen. Wenn eine Katze also müde wird, einschläft und etwas träumt, dann ist es etwas besonderes. Es ist etwas, was wahr wird. Die Katze, die das träumt, erzählt es den anderen Katzen und wir überlegen uns etwas. Meistens ist es sehr klar, auf welchen Clan sich die Prophezeiung bezieht. Deshalb überlegen wir uns, wie wir die Prophezeiung in Worte fassen können und geben diese dann an den Heiler des Clans, auf welchen sich die Prophezeiung bezieht. Manchmal werden auch alle Clans in einer Prophezeiung erwähnt, doch das ist eher selten. Wir geben die Nachricht dem Heiler im Traum oder in einer besonderen Situation, damit er den Clan darauf vorbereiten kann. Allerdings sind die Träume, die wir haben, sehr unklar, deshalb können wir nur spekulieren, was passieren wird. Und genau diese Spekulation geben wir an den Heiler weiter. Deshalb braucht dieser meistens längere Zeit, bis er den Sinn entschlüsseln kann. Manchmal dauert es auch solange, bis die Situation eintritt. Aber dennoch kann der Heiler dann den Clan retten. Deine Prophezeiung haben wir bei deiner Geburt an Efeudunst gegeben, sie hat Monde lang versucht, sie zu entschlüsseln." erzählte Flammenstern. Sonnenherz erinnerte sich, dass Efeudunst immer wieder zu ihr und ihren Brüdern geschaut hatte, damals war es ihr aber nicht sehr wichtig erschienen. Flammenstern erzählte weiter. „Der Sternenclan hat den Heiler die Regel gegeben, dass sie eine Prophezeiung nicht weitererzählen dürfen, bevor sie den Inhalt verstehen. Allerhöchstens der Anführer darf in Kenntnis gesetzt werden, oder die anderen Heiler, wenn sich die Prophezeiung auf mehrerer Clans bezieht. Das dient dazu, dass die Clans nicht voreilig handeln, wenn sie davon hören. Wenn sie nicht wissen, was passiert, können sie sowieso nichts dagegen machen und es würde sie nur beunruhigen. Deshalb hat Efeudunst auch weder dir, noch jemandem anderen davon erzählt. Sie hatte die Prophezeiung noch nicht entschlüsselt." „Aber warum habt ihr ihr die Prophezeiung gegeben? Sie hat doch nichts gemacht, um mir zu helfen. Sie konnte nichts machen." fragte Sonnenherz. „Da liegst du falsch." antwortete Zedernfell nun. „Sie konnte nichts gegen deinen Tod machen, denn dieser war vorausbestimmt. Aber sie konnte verhindern, dass weitere Katzen getötet wurden. Wäre sie nicht aus dem Bau gestürmt und hätte gerufen, weil sie die Prophezeiung verstanden hatte, hätte der Hund dich sofort getötet, ohne, dass es jemand mitbekommen hätte. Danach hätte der Hund in die Kinderstube oder den Ältestenbau gehen und dort weitere Katzen töten können." „Durch Efeudunst' Ruf wurden die Krieger geweckt und konnten den Clan verteidigen." fügte Windstern hinzu. Nun verstand Sonnenherz, dass Efeudunst richtig gehandelt hatte. Sie verstand, dass sie sterben musste, weil die Prophezeiung es so gesagt hatte. Sie verstand, dass ihr ihr niemals ein erfülltes Leben vorbestimmt war. „Du hast alles richtig getan." miaute Flammenstern. „Du bist nun im Sternenclan und unter den lebenden Clans eine Legende und deine Geschichte wird für Generationen weitererzählt. Du wirst hier im Sternenclan eine lange und erfüllte Zeit haben. Du wirst jagen und kämpfen können. Hier im Sternenclan gibt es zwar keine Clanstreitichkeiten, aber wir kämpfen dennoch häufiger gegeneinander, um herauszufinden, wer der stärkste ist und um unsere Kampftaktiken zu verbessern. Da wir hier auch nicht verletzt werden können, ist es also ungefährlich. Du wirst deine Geschwister und deinen Clan leiten können, ihnen helfen und in schweren Zeiten bei ihnen stehen. Dein Tod bedeutet nicht, dass du jetzt nutzlos bist, nein, dein Leben geht hier weiter. Im Sternenclan."