Kapitel 3

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Ich ignorierte den komischen Schnösel, der in unserem Wohnzimmer saß.
Ich tapste lieber in die Küche und holte mir irgendwas eisiges aus dem Gefrierschrank.
Mein Rücken tat höllisch weh und pochte wie verrückt.
Ich wollte mich ins Wohnzimmer setzen, als ich bemerkte das dieser Schnösel auf meinem Platz saß.
Auf meinem Sessel.

,,Das ist mein Platz", wies ich ihn mit gefälschtem Lächeln auf seinen Fehler hin, damit er aufstand und sich einen anderen Platz suchte.
Tante Maura war komischerweise noch nicht hier.

Der Fremde lugte bloß kurz desinteressiert über seine Schulter, widmete aber seine Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher.
Was zum?!

,,Moment mal, sind das da meine Chips?"
Ich zeigte auf die Tüte, die er auf dem Schoß hatte und er blinzelte mich unschuldig an.
,,Maura sagte mir ich darf mich bedienen und nehmen was ich will."
,,Ja aber doch nicht mit meinen Chips auf meinen Sessel", zickte ich.

,,Steht denn hier irgendwo dein Name?", provozierte er mich.

In dem Moment kam Maura rein und er lächelte sie charmant an.
,,Kotzbrocken", schnaubte ich und schenkte Maura einen jammernden Blick.

,,Was soll das?", knurrte ich Maura an und zeigte auf den Schnösel der hier mein Zeug aß.
,,Maddie bitte, beruhig dich, es ist doch bloß ein Sessel und wenn du deine Chips nicht mit hoch nimmst, bist du selber Schuld", ermahnte sie mich spitz.

,,Bitte? Was soll das? Er ist nur ein Gast und hat sich nicht einfach hier zu bedienen, nur weil du es ihm erlaubst. Dieses Haus gehört übrigens Isabell und du bist nur hier eingezogen um mich zu erziehen", fauchte ich empört, schnappte mir ostentativ die Chips und stampfte extra laut die Treppen hoch, wo ich dann auch fest die Tür ins Schloss knallte.

Ich schmiss mich auf mein Bett und schrie in mein Kissen.
Oh nein, schon wieder eine Wutattacke.
Scheisse und das nur wegen diesem Schnösel.

Okay Trish, tief durchatmen, du kriegst das hin, redete ich mir selbst ein.

Ok, nein, krieg ich nicht.

Ich stand auf, versuchte mich zu beruhigen, schmiss aber alles rum, was mir in die Augen stach. Ich schlug überall wie wild drauf rum.
Der Schlag in den Spiegel stoppte mich dann.
Schmerzen durchzuckten meine Hand und Blut tropfte auf den Boden, ich entkrampfte meine Hand und musterte mein Chaos.

Echt super, na hoffentlich hat Maura das nicht mitgekriegt, sonst schleppt sie mich wieder zu dieser bescheuerten Psychaterin, die mir dann helfen soll, meine Wut zu kontrollieren.
Obwohl es ein Wunder sein müsste, wenn meine Tante den Krach nicht mitgekriegt hätte.

,,Trish? Alles in Ordnung bei dir?"
Doppeltes Super, meine Hoffnung zerplatze wie eine Seifenblase.

,,Geh weg", giftete ich, lehnt mich an die Schranktür und rutschte dann auf den Boden.
Haare raufen flüsterte ich: ,,Verdammt!"

Schritte entfernten sich und ich atmete wieder durch.
Ich guckte zum Fenster, ich musste hier raus.
Es war zersplittert, ich musste irgendwas rausgeworfen haben.
Ich öffnete es und kletterte raus, diesmal konzentrierte ich mich so gut es ging auf meine Schritte um ja nicht abzurutschen.
Ich hasste es, das ich wegen solchen Kleinigkeiten ausrastete.

Ich sah das Auto von dem Schnösel wegfahren und lief in die entgegengesetzte Richung.
An einer Kreuzung lief ich einfach gerade aus, ohne auf meine Umgebung zu achten und dann passierte etwas total typisches.
Ich wurde angefahren, zwar nur leicht gestreift, aber dennoch fiel ich hin.
,,He du Arschloch", schrie ich und schmiss dem Arschloch ein Stein ans Auto.
Ich traf die Scheibe hinten, doch der Vollidiot fuhr einfach weiter.
,,Heute ist echt nicht mein Tag, murmelte ich und lehnte mich an eine Laterne.
Ich konnte nicht mehr weiter laufen, mir tat alles weh.
Mein Rücken, meine Hand, meine Knie und meine Rippen, mit einer kleinen Brise Kopfschmerzen.

Oh nein, jetzt bloß nicht einnicken.
Ich holte mein Handy raus und wollte meinen Pin eingeben, konnte allerdings nichts mehr erkennen, schwarze Punkte tanzten vor meinem Auge, wie als wäre man zu schnell aufgestanden.

Ich spürte zwei starke Arme, die mich hoch nahmen und in ein Auto setzten.
Das war nicht Maura's Auto, hier roch es nach neuem Auto, bei Maura roch es um einiges schlimmer.
Ich lehnte meinen Kopf gegen die kalte Scheibe.
Die Laternen rasten nur so an mir vorbei.
Ich hatte das Gefühl als wäre ich nichtmehr da, einfach abwesend mit meinem Geist, ich merkte alles nur in einem Rausch.
Nach einer Weile hielten wir an, ich erkannte die Notaufnahme, hier war ich öfters, wenn ich mich aufgrund meiner Wutanfälle irgendwie verletzte





[09.05.17]

Walking Disaster ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt