Kapitel 23

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,,Fynn", rief ich und joggte halb zu ihm.
,,Mir gehts gut", antwortete er harsch und wartete auf den Fahrstuhl, der gleich da war.
Ich stellte mich mit ihm hinein und schwieg.
Selbst im Zimmer ignorierte er mich. Er nahm ein Handtuch, machte es nass und tupfte sich die Wunde an der Augenbraue ab.
,,Lass mich mal."

Vorsichtig schob ich ihn aufs Bett und nahm ihm das Handtuch aus der Hand.
Er ließ mich machen.
Ich tupfte seine Wunden vorsichtig ab und legte das Handtuch beiseite.
Als noch etwas Blut aus seiner Lippe lief, wischte ich es langsam mit meinem Daumen ab und leckte ihn ab.
Für manche mag es krank vorkommen, aber ich liebte den Geschmack von Blut und er servierte es mir auf dem Silbertablett.
Und nein, ich war kein Vampir.

Er beobachtete jeden meiner Schritte genau.
Ich stand auf und suchte in der Kommode nach irgendwas, was mir helfen könnte.
Ich fand sogar einen Erste-Hilfe-Verbandskasten.
Ich nahm Salbe daraus und ein Kühlpack.
Ich hielt es an seinen Kopf, weil er bestimmt Kopfschmerzen haben musste.
Ich salbte seine Wunde auf seinem rechten Wangenknochen ein, als er plötzlich die Hand hob und über meine Augenbraue strich, weshalb ich leicht vor Schmerzen zusammen zuckte. Die Stelle die er berührte, kitzelten und kribbelten fürchterlich und es war schrecklich nicht kratzen zu können.
Der Typ hatte mich ziemlich erwischt.
,,Es tut mir so leid", flüsterte er, in seinen Augen schimmerte Reue.
,,Ist schon okay." Ich lächelte leicht um ihn zu beruhigen, aber er sah drüber hinweg.
,,Nein ist es nicht, ich habe seine Blicke schon den ganzen Tag bemerkt, er wollte dich haben. Ich hätte nicht weg gehen sollen, es tut mir so leid, Baby."
Er sollte sich keine Gedanken um mich machen, es ging mir gut. Ich würde eher vor Sorge um ihn sterben, als mich von meinem geschwollenen Gesicht runterzuziehen.

Ich betupfte seine linke Augenbraue mit der Salbe und ging dann zu seiner Lippe über.
,,Solange ich nur dich will, kann es dir egal sein, wer mich will", hauchte ich in die Stille.

Ich war verwundert über das, was ich gesagt hatte und wollte es am liebsten wieder zurück nehmen, doch ich ließ mir nichts anmerken.
,,In anderen Worten?"

Ich starrte ihn dümmlich an.
Er grinste, ignorierte den Schmerz in seiner Lippe.
,,He, lass das", zischte ich und schlug ihm leicht ins Gesicht.
Er sollte nicht grinsen.
,,Denk an deine Lippe!"
Ich strich nochmals über seine Lippe, nahm aber nicht meine Finger weg.

,,In anderen Worten, mh?", murmelte ich nachdenklich, ,,sowas wie Ich liebe dich Fynn Farbrey?"
Ich guckte immer noch nur seine Lippe an. Ich wollte seine Augen nicht sehen, zuviel Angst lungerte in mir, dass er sich drüber lustig machte oder mich abblockte.
Den Schock, dass ich es nun gesagt habe, realisierte ich erst jetzt und das ganz langsam.

Bevor ich einen kleinen Blick wagen konnte, spürte ich seine Hand an meiner Wange und im nächsten Moment die andere. Er zwang mich somit ihn anzuschauen, doch ich schloss die Augen. Kleine Tränchen hatten sich nämlich angesammelt, mein Herz pochte kräftig gegen meine Brust und mein Puls raste. Ungefähr 30 Sekunden hielt er so inne und eine Träne rann meine Wange runter. Ich hatte so Angst vor einer Zurückweisung, dass ich sogar schon vor ihm heulte. Mein Gott, war das peinlich. Sein Daumen wischte langsam die Träne weg und keine Sekunde später, spürte ich seine rauen Lippen auf meinen. Ich zuckte erst erschrocken zusammen, aber seine Hände hielten mein Gesicht fest, sodass ich nicht fliehen konnte.
Sein Kuss war wirklich sanft und zärtlich, als hätter er Angst ich würde zerbrechen, was ich auch würde, wenn er mir danach einen Korb gab.
Mir blieb nichts anderes übrig, als den Kuss zu erwidern. Viel zu lange hatte ich auf diesen Moment gewartet, dass ich ihn mit klaren Gefühlen küsste. Er zog mich rittlings auf seinen Schoß, ohne den Kuss zu unterbrechen.
Es strömten so viele Gefühle in mich, es fühlte sich an als wäre in meinen Lippen kleine Elektrostöße.
Es fühlte sich einfach herrlich an.
,,Willst du mein Mädchen sein und diesen wunderbaren Körper für dich beanspruchen und benutzen wann und wo immer du auch willst?", unterbrach er den Kuss.
Ich musste lachen, wie er versuchte die Stimmung aufzulockern und es auch schaffte.
,,Ich habe dich dann ganz alleine für mich? Und darf mit dir machen was und wo ich will?", wiederholte ich seine Worte leise.
,,Alles Baby."
,,Dann ja."
Ich presste meine Lippen auf seine und der Kuss wurde begieriger. In diesem Kuss steckte mehr Leidenschaft und auch ein kleines bisschen Aggressionen.
Plötzlich schmeckte ich Blut in meinem Mund und drückte ihn von mir weg. Sorgenvoll betrachtete ich seine Lippe, die wieder mehr blutete als vorher.
Und es war meine Schuld.
,,Mach dir keine Sorgen Baby, es tut nicht weh", beruhigte er mich grinsend. Nicht beruhigt nickte ich trotzdem und wir fuhren unsere Knutscherei fort.



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