Kapitel 3

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Als ich schneller als je zuvor die Treppen hinunterrannte, rutschte ich fast aus, konnte mich dann aber doch am Geländern noch festhalten. Meine Bemühungen waren aber umsonst, denn als ich die Tür öffnete, sah ich nur einen grinsenden und klitschnassen Robin. Er lächelte mich teuflisch an und ich wusste, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte.

" Kitty, du bist echt so unglaublich naiv. Schade, eigentlich. Ich dachte, dass wir vielleicht doch noch Freunde werden können, aber nach deiner Aktion von vorher können wir uns das abschminken. Und du  kannst dir vermutlich auch denken, dass ich das von vorhin nicht einfach so auf mich ruhen lassen werde. Du hast ja gehört was ich in der Schule gesagt habe. Wer mich wütend macht, kriegt es mit mir zu tun.", sagte er fröhlich.

Ich schaute ihn nur verdutzt an, doch als ich realisierte was er mir gerade erzählt hatte, versuchte ich sofort die Tür zuzuknallen, aber keine Chance. Ich verfluchte mich für meine Hilfsbereitschaft und Naivität.

Er hielt die Tür mühelos durch seinen Fuß geöffnet und lächelte mich immer noch so bescheuert an. Ich habe keine Ahnung, was er vorhat aber ich weiß, dass ich ihn nicht noch mehr provozieren darf, denn der Typ ist ganz offensichtilch geisteskrank. Anscheinend will er irgendwas mit mir anstellen, doch das lasse ich nicht zu, deswegen versuche ich einfach mitzuspielen.

Ich versuchte ihn anzulächeln und zu verbergen, dass ich kurz vor einer Panikattacke stand. "Hör zu, ich wurde einmal echt verletzt und ich will einfach nicht  mit dem angesehensten Bad Boy der Schule was zu tun haben. Es tut mir leid, falls du das falsch aufgefasst hast. " Ich hoffte inständig, dass er anbieß. Und falls er das tat, würde ich vermutlich sofort die Polizei verständigen, denn Robin jagte mir mit seinem Gerede eine Scheißangst ein.

Er lächelte immer noch leicht, doch das Grinsen war verschwunden. " Süße, netter Versuch, doch daraus wird nichts."

Ich bekam Gänsehaut und obwohl seine Worte nur geflüstert waren, verstärkte sich das Gefühl von Panik in mir.

" Was meinst du, Robin? "
Das letzte woran ich mich erinnerte, war sein triumphales Lachen. Danach wurde alles schwarz.

      Schmerzen. Höllsiche Schmerzen. Wo war ich? Alles war dunkel. Angst und Adrenalin hielten meinen Körper wach. War da jemand? Ich wollte reden, aber es wolllte kein Ton raus. Erst jetzt merkte ich, dass mein Mund mit Klebeband zugeklebt sein musste. Langsam öffnete  ich meine Augen. Mein Kopf dröhnte. Ich erlitt Qualen. Was wird mein Vater denken? Oh Gott, er musste sich fürchterliche Sorgen machen.

" Ah, endlich ist der Sonnenschein aufgewacht.", hörte ich dumpf eine raue, tiefe Stimme. Mir wurde bewusst, dass ich dieser Stimme stundenlang zuhören konnte, sie war so angeneh-

Robin.

Ich werde keine Spur von Angst zeigen und erst recht nicht, dass meine Kopfschmerzen kurz davor waren mich umzubringen, redete ich mir selbst immer wieder zu. Nein, diese Genugtuung gönnte ich ihm nicht. Ich vermutete mal, dass er mich  mit einem stupfen Gegenstand irgendwo am Kopf getroffen hat, sonst würde ich nicht solche Schmerzen haben. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich blutete.

Dennoch hob ich meinen Kopf, um ihn anzusehen. Diesen verrückten Mistkerl.

Er war nicht allein. Wir befanden uns in einer Art Keller und es war ziemlich dunkel. Der Raum wurde nur duch eine schwache Glühbirne beleuchtet, es gab kein Fenster.Typisches Entfürhungsszenario. Komischerweise verspürte ich keine Angst. Nein, sondern Mitleid. Mitleid mit Robin. Wer weiß, was er alles erlebt hat, dass er solche Sachen tat? Hatte er vielleicht schon mal gemordet?

'Ich bleibe positiv, denn wenn ich nur an solche Sachen denke, kriege ich Angst. Und Angst bedeutet Schwäche. Sie lässt mich denken, dass ich klein bin und mich nicht wehren kann, aber das stimmt nicht.Innerlich bin ich eine Löwin, die nur darauf wartet, geweckt zu werden. Und genau jetzt ist Fütterungszeit', dachte ich, als er vor mir auf und ab ging.

Er blieb direkt vor mir stehen. Ich habe garnicht bemerkt, dass er mir so nah gekommen ist. Trotzdem fühlte ich noch immer keine Angst. Oder ich bildete mir ein, keine zu verspüren.

Ich öffnete  meine Augen und sah dunkelbraune genau vor meinem Gesicht, nur Zentimenter von meinem entfernt.

" Na? Gut geschlafen?", er riss mir das Klebeband endlich vom Mund und ich verspürte eine gewisse Vorfreude, denn nun war die Löwin geweckt. Und so leicht würde sie ihre Krallen nicht einfahren.

" Klar doch.", sagte ich völlig ernst, weil ich alles auch so meinte. Um glaubhaft zu sein und ernst zu wirken, muss ich auch an die Worte, die meinen Mund verlassen, glauben.

Als ein Bild von meinem Vater, der panisch mit den Polizisten redet, vor meinem inneren Auge aufblitzte, drohen mir Tränen aufzusteigen, doch ich lächelte nun. Sonst würde ich zusammenbrechen. Gefühle kaschieren. Darin bin ich gut.

Er schaute mich misstrauisch an, ließ sich aber nicht beirren.

Ich legte mein erzwungenes Lächeln nicht ab. Ich schaute ihn einfach an. Wartete auf seinen nächsten Schritt. Um meinen noch besser zu vollführen.

Vermutlich dachte er, dass ich sofort in Tränen ausbrechen würde und ihn anflehen würde, mich gehen zu lassen. Doch da hatte er sich das falsche Mädchen ausgesucht. Ich habe keine Angst. Zumindest nicht vor ihm. Und wenn ich mir das oft genug einrede, stimmt das auch. Irgendwann.

" Auf dieser Welt hat jeder zwölfte Mensch eine Waffe, wusstest du das? Es stellt sich nur eine Frage. Wie bewaffnet man die anderen elf? ", sein Gesicht blieb ausdruckslos. Denkt wahrscheinlich, dass er mich so einschüchtert.

Ich schenkte ihm dennoch ein Lächeln. " Man braucht keine Waffe, um sich zu wehren. Jede Waffe der Welt nützt nichts, wenn dein Wille stark ist.", sagte ich unglaublich ruhig. Wenn ich mich selbst sehen könnte, würde ich vermutlich denken, dass ich aus der Anstalt geflohen war. Doch die Sache mit dem Willen stimmte so nicht ganz.  Ein Schuss in den Kopf und das war's mit der lieben Kate. Ich wollte nur zu ihm hindurchdringen. Ihm zeigen, dass mein Wille größer ist als seine Rachlust.

Seine gleichgültige Fassade schien zu bröckeln. Innerlich machte ich Freudentänze, denn ich durchkreuzte offensichtlich seine Pläne.

" Kitty, spiel keine Spielchen mit mir. Es ist egal was du sagst, ich gewinne trotzdem."

" Wie sollte ich denn bitte mit dir spielen, wenn ich diejenige bin, die an einen Stuhl gefesselt ist?"

" Gutes Argument."

Ich schaute auf den Boden und ging in Gedanken all die Weisheiten durch, die meine Mutter mich lehrte. Wäre sie stolz auf mich, wenn sie mich so sehen würde?

Ich denke schon.

" Robin, ich habe keine Angst vor dir. Es nützt nichts mich hier zu fesseln und ehrlich gesagt, langweile ich mich. Also tu was immer du willst, bringen wir es hinter uns."

Vielleicht hätte ich meinen Mund  nicht so weit öffnen sollen.

Denn plötzlich packte er eine Waffe aus seiner Tasche.

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Hoffe es gefällt euch

Xoxo, Babsi <33

Bad Boy goes wild.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt