Kapitel 11 - Prüfungsentspannung

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"Ach du liebe Zeit! Jess! Was ist denn mit dir passiert?!"

Debbies schrilles Wiehern ließ Jess mit schmerzverzerrter Miene von ihrem im Moment heiß geliebten Kopfkissen aufblicken. Ihre Schwester stand mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen im Türrahmen ihres Zimmers und starrte sie in Grund und Boden.

"Jess. Hast du dich etwa geprügelt?"

"Nee, ich wurde verprügelt", seufzte die braune Stute matt. "Und mir tut alles weh."

"Oh mann, das glaube ich dir", schnaubte Debbie mitleidig. "Wie konnte das denn passieren?"

"Diese blöden Triple-Alpha Schlampen." Jess brachte vor Schmerzen kaum mehr, als ein säuerliches murren zustande. Da war es ihr auch herzlich egal, dass sie fluchte, was eigentlich untypisch für sie war. Aber es half auf jeden Fall, den Schmerz zu lindern.

"Ach du liebe Zeit! Warte, ich bringe dir ein Kühlakku."

Mit diesen Worten war sie auch schon wieder aus ihrem Zimmer verschwunden. Sie sollte warten. Wohin sollte sie auch mit so höllischen Schmerzen gehen? Es kam ihr beinahe so vor, als kamen die Schmerzen jetzt erst, als ihre Aufregung von der Schlägerei verflogen war. 

Seufzend wälzte sich Jess herum und fand sich Auge in Auge mit ihren Lehrbüchern wieder, die sie mit einem lustlosen Grunzen von ihrem Bett trat. Heute würde sie ihre Nase definitiv in kein Buch mehr stecken. Sie wusste, dass sie eigentlich nur noch für ihr Gewissen lernte, denn eigentlich konnte sie den Stoff in- und auswendig.

"Schätzchen, was hast du angestellt? Debbie sagte, du wurdest verprügelt?"

Dita McLaren, Jess und Debbies Mom trat auf leisen Hufen in das Zimmer ihrer Tochter ein und legte ihr den Kühlakku auf das schlimme Auge. Jess zischte kurz durch die Zähne als die Kälte an ihr schmerzendes Auge drang, doch dann setzte die Wirkung der Kühle ein und sie fühlte sich etwas besser. 

"Ach, ein paar von den Studentinnen einer Studentenverbindung hatten ein Problem damit, dass ich nicht mit meinem Freund Schluss machen wollte, damit sie sich an ihn ranschmeißen können."

Jess Mutter streichelte Jess tröstend die Flanke. Ein nachdenkliches "Mh", war aus ihrer Richtung zu hören, bevor sie sich über Jess beugte und sie fragend anblickte.

"Weißt du zufällig die Namen dieser Mädchen?"

"Mom, lass gut sein", schnaubte Jess. Sie wollte nicht, dass ihre Mutter nun noch ein größeres Drama aus der Angelegenheit machte. Am Ende würde sie keinen Huf mehr über die Schwelle der Princeton University setzen können.

"Aber die dürfen damit nicht durchkommen, Jessy! Dafür müssen sie eine gerechte Strafe bekommen."

"Mom, bitte nenn mich nicht so", Jess zog sich trotzig das Kissen über den Kopf, als sie sich von ihrer Mutter abwendete. "Ich bin keine fünf mehr."


"Aber du bist immer noch mein Baby!", schnaubte Dita liebevoll. "Ruh dich schön aus. Ich mach dir was zu Essen. Und dann rufen wir die Polizei, ok?"

"Mooom!"

Doch Dita ließ die Widerrede ihrer Tochter nicht durchgehen, stakste aus deren Zimmer und warf ihr noch ein Bussi über die Schulter zu, bevor sie ging. Jess meinte vor ihrer Zimmertür noch die Stimme ihres Vaters, Don, wahrzunehmen, doch Dita ließ ihn nicht herein. Sie wollte absolute Ruhe für Jess haben. Doch ihre Pläne wurden von Debbie durchkreuzt, die sich mit frechem Grinsen durch die Zimmertür schlich, nachdem ihre Eltern die Treppe herunter und in der Küche verschwunden waren.

A3360 - Lehren der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt