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Ich erwache mit verklebten Augen und ausgetrockneter Kehle. Zuerst wiege ich mich in dem Glauben, das alles ein Alptraum gewesen war und nichts davon passiert ist. Doch die Tatsache dass ich hier wie ein Heufchend Elend vor meinem Bett kauer, lässt diese Seifenblase schnell wieder platzen. Gestern habe ich Paige nicht mehr abgeholt um mit ihr ans Lagerfeuer zu gehen, aber alleine die Vorstellung Kiki mit Jack dort an zu treffen lässt mich würgen. Was habe ich nur verbrochen um das zu verdienen?

Ich raffe mich auf und schlürfe in die Küche. Meine Mum wirft mir verdatterte Blicke zu die ich einfach ausblende. Ich will nicht reden, schon gar nicht jetzt. Meine Mum scheint es zu verstehen, denn sie konzentriert sich weiter auf den Abwasch des Geschirrs. Wie gerne würde ich jetzt einfach über die Straße rennen, geradewegs in Kikis Arme und sie nie wieder los lassen? Zu gerne. Doch die Straße wirkt wie eine Schlucht, wie eine Warnung, nicht rüber zu gehen. Also tue ich es auch nicht. Ich lasse stattdessen den gestrigen Tag Revue passieren und überlege, ob ich wohl glaubhaft rübergebracht habe, dass ich mich für die Beiden freue.
Ich schätze ja, denn Kiki hat mir keine fragenden Blicke zu geworfen oder sie schwebte einfach nur auf Wolke sieben. Doch leider nicht mit mir. Was kann ihr dieser Jack denn geben, was ich nicht könnte? Er ist ein aufgeblasenes Arschloch, mit einem verdorbenen Charakter und einem Herz aus Eis! Kimi und er sind so gegensätzlich wie Sonne und Mond, wie Tag und Nacht! Wie können die Beiden das denn nicht merken?!

"Taylor!?", zischt meine Mutter aufgebracht und sieht mich sauer an.
Ich richte meinen vernebelten Blick auf sie und warte, bis sie erneut etwas sagt.

"Ich hab dich gefragt ob du heute mit Kiki campen gehen willst, ich habe gehört, dass Paige und Blaire auch gehen. Das könnte doch ein netter Abend werden oder nicht."

Ich nicke nur. Von mir aus könnte ein Orkan der Stärke 9 über uns hereinbrechen und mich würde es kein bisschen interessieren. Ich bin ein Wrack, eine leere Hülle die sich vom Sofa in die Küche und ins Bett schleppt. Ich fühle mich so fertig, als wäre ich einen Marathon gelaufen.

Ich schreibe Paige eine SMS in der ich mich entschuldige sie nicht abgeholt zu haben und frage gleich noch, ob das mit dem Campen in 4 Stunden klar geht.

Und so sitze ich zwischen Paige und Blaire an einem Lagerfeuer und warte auf Kiki, die später nachkommen wollte. Und sie kommt tatsächlich, doch nicht alleine. Jack steigt hinter ihr aus dem Wagen und nickt mir zur Begrüßung kurz zu. Ich kann mich nicht zu einem Lächeln durchringen und nicke Kiki und ihm auch nur eisern zu. Dieser Abend würde sicher lustig werden.

Paige faselt mich ununterbrochen zu und Blaire isst die ganzen Marshmallows alleine. Während Paige viel lacht und sich sichtlich amüsiert, schlägt ihre Schwester einen hochnäsigen Ton an und führt sich auf wie die Kaiserin von China. Keiner der Beiden scheint die angespannte Atmosphäre zu bemerken. Während ich die Bierflasche so fest umklammert, dass es mich wundert, sie nicht schon knacken zu hören und Jack mir frostig in die Augen sieht, starrt Kiki verträumt in die züngelnden Flammen des Feuers. Es ist angenehm warm, doch die innere Kälte die in mir herrscht, können selbst die höchsten Flammen nicht vertreiben.
Irgendwann legt Jack seinen Arm um Kikis Schulter und ich erbebe vor Eifersucht. Unruhig schwenke ich die Bierflasche hin und her und versuche mich auf die sprühenden Funken des Feuers zu konzentrieren, um nicht von der aufsteigenden Wut übermannt zu werden.

"Taylor?", fragt Paige nun schon zum 3. mal. Ich sehe sie ausdruckslos an und lockere meine verkrampften Hände.
"Ich wollte wissen ob du auch ein Stockbrot willst."

"Äh ja bitte.", erwidere ich verlegen und nehme es dankend entgegen. Irgendwann lehnt Paige ihren Kopf an meine Schulter und sieht mich aus ihren warmen Augen an. Blaire rollt nur mit den Augen und gibt einen blöden Kommentar über ihr kindisches Verhalten ab. Sie ignoriert es und ich wende selbst auch nichts ein, da ich merke wie mich ihr gleichmäßiger Atem etwas beruhigt.
Ich werfe keinen weiteren Blick mehr in Richtung Kiki und Jack, doch als ich gegen Ende Kikis Blick auf mir spüre hebe ich den Kopf. Sie starrt mich liebevoll an, doch da blitzt noch etwas anderes in ihrem Blick auf. Sehnsucht? Ach das bilde ich mir sicher nur ein!

Bad Romeo and broken JuliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt