31

72 8 0
                                    

Nichts. Ich fühlte nichts als diese Worte ausgesprochen wurden.

Der Schock sitzt so tief in meinen Knochen das ich zu gar keinem klaren Gedanken fähig bin.
Schwanger. Dieses Wort hört sich so falsch aus ihrem Mund an und verliert jegliche Bedeutung.

Ich schlucke um etwas erwidern zu können doch es passiert nichts. Unsere Umrisse spiegeln sich im klaren Wasser wieder, der Mond leuchtet hell zwischen uns. Alles wirkt ruhig und harmlos, doch es ist nur die Ruhe vor dem Sturm. Dieser Moment hätte ich gerne eingefroren, denn ich weiß tief in mir, dass das der letzte Moment in meinem Leben sein wird. Denn mit der nächsten Sekunde wird ein neues Kapitel anbrechen in einer völlig anderen Geschichte, einem anderen Buch. Und ich weiß weder ob ich in dieser Geschichte sein will oder ob ich dort sein soll. Ich weiß eigentlich gar nichts mehr...

"Es tut mir leid...", flüstert Kiki erneut und ihre Stimme schneidet mir wie Glassplitter das Herz auf. Es tut ihr leid? Verflucht mir tut es leid. Was hatte ich mir an jenem Abend nur gedacht? Sie zu ficken als wäre sie nichts. Als wäre sie nicht das Wertvollste und Kostbarste in meinem Leben. Als würde ich nur ihren Körper begehrenswert finden. Als täte es mir nicht leid das ich in jener Nacht ihre Zukunft zerstört hatte. Denn das hatte ich...

"Nein.", keuche ich und grabe meine Hände tief in die schlammige Erde des Ufers. Das darf nicht so kommen. So war das verdammt nochmal nicht geplant. Aber war denn irgendetwas jemals planbar im Leben?

"Kiki was..."

Ja was? Was sollen wir tun? Was wird jetzt passieren? Was wird aus mir? Was wird aus ihr? War wird aus UNS? Diese Fragen kann sie mir womöglich genauso wenig beantworten.

Sie schüttelt müde den Kopf und lehnt sich am meine Brust. Heiße Tränen durchdringen mein Shirt und veräzen mir die Haut. Sie weint wegen mir. Wegen dem was ich getan habe...

Es ist zu viel um das alles zu verarbeiten! Mir schwirrt ja jetzt schon der Kopf. Beruhigend nehme ich Kiki in den Arm. Ich will ihr zeigen das ich da bin. Ihr den Rücken stärke. Doch gleichzeitig weiß ich nicht ob ich das wirklich kann.

"Was sollen wir jetzt tun?", schnieft sie in mein Shirt und sie klingt so hilflos das es mir das Herz beinahe nochmal bricht.
Doch die Tatsache das sie WIR sagt muntert mich etwas auf. Sie zählt auf mich, will meine Unterstützung.

"Wir müssen reden.", flüstert sie und ihr Blick ist dabei aufs Wasser gerichtet.
Ja reden müssen wir. Über das Baby. Unser Baby. Fassen kann ich es immer noch nicht. Meine Empfindungen schwanken zwischen allmächtiger Angst und prikelnden Glücksgefühlen.

"Willst du es?"

Ich habe etwas Angst vor ihrer Antwort. Ich bin mir selbst ja nicht mal sicher ob ich dieses Kind möchte. Natürlich ist mir klar das es ein Teil von mir ist, mein Werk. Aber andererseits habe ich keine Zeit unf nicht die entsprechenden Umstände um ein Kind groß zu ziehen.

"Ja, ja ich denke schon."

Es klingt nicht sehr überzeugend aber für diesen Moment klammere ich mich an ihre Worte. Tief in mir verspüre ich bereits jetzt den starken Drang dieses Kind in den Armen zu wiegen und lieben zu lernen.

"Ich auch.", stimme ich Kiki zu unf küsse sie auf die Stirn.

"Außer dir weiß es noch niemand. Auch nicht Jack Ty."

Ihre Stimme klingt angespannt. Verdammt wie gerne würde ich jetzt Jacks Kehle aufschlitzen. Er wird es nicht gut heißen wenn er erfährt, dass ich seine Freundin gevögelt habe. Nein, er wird ausrasten und das war noch untertrieben.

"Ist mir egal was dieser...Idiot machen wird.", zische ich und drücke das Mädchen fester in meinen Schoß als könnte ich sie so von ihm abschirmen.

"Ty, er ist mein Freund. Diese eine Nacht hätte nie passieren dürfen!"

Denkt sie das wüsste ich nicht?! Verdammt ich hatte auch eine Freundin, auch wenn Paige nicht annähernd an eine feste Freundin reicht. Ich sehe sie vielmehr wie eine kleine Schwester, einen Kumpel. Aber das braucht ja niemand zu wissen.

"Aber wir müssen es ihnen sagen. Jack, Paige, unseren Eltern..."

In meinem Hals bildete sich ein Klos der aufsteigenden Panik. Meine Mum...jap sie würde abgehem wie eine Rakete. Mein Gott sie will meine Freundin kennenlernen und jetzt muss ich ihr gestehen das ich meine Freundin aus Kindergartenzeiten geschwägert habe. Grandios...

In meinem Kopf laufen die einzelnen Gespräche ab.

Als erstes würde ich es Paige sagen. Das Gewissen in mir regt sich als ich daran denke wie ich auf ihrem Herzen rumtrampeln würde. Sie wird entweder zusammenbrechen oder fuchsteufelswild werden. Beide Optionen wären keineswegs ideal.

Dann würden wir es Jack sagen. Wenn ich die vernichtenden Worte aussprechen würde, würde ich Kiki fest an mich ziehen und ihre Hand nehmen. Er würde explodieren vor Wut und ich werde ihm dreckig ins Gesicht lachen und Babynamen durch die Schule schreien. Sofort rauschte Adrenalin durch meine Adern. Es wurde mir so langsam klar, ich würde kämpfen müssen. Um meine Zukunft, um Kiki und um unser ungeborenes Kind. Und nichts auf der Welt könnte mich vor diesem Kapf abhalten. Absolut nichts.

Und dann wären Kikis Eltern an de Reihe. Mit ihrer Mutter verstehe ich mich wirklich gut aber ich bin mir sicher sie hält mich für einen anständigen unschuldigen Jungen und ich glaube nicht das sie das nach dieser Nachricht immer noch glauben würde.

Kikis Vater das beizubringen würde heikel werden. Entweder er wird mich so verkloppen das ich mein Gesicht nicht mehr von meinem Arsch unterscheiden kann oder er wird Kiki haushoch rauswerfen. Ein toller Tag stand uns bevor...

"Du machst das mit mir gemeinsam oder?", will sie wissen und sieht mich ängstlich aus ihren blauen Augen an.

"Natürlich Kiki!"

Ein schmallippiges Lächeln erscheint und nimmt mir die letzten Sorgen. Alles wird gut werden, das muss es einfach.

Aber wie mir zu diesem Zeitpunkt wohl entgangen war, war, dass das Leben kein verdammtes Märchen ist und es kein verdammtes Happy End geben muss...

Bad Romeo and broken JuliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt