Kapitel 16

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Damians POV:

Die Tage vergingen. Dann Wochen. Meiner Mutter ging es von Tag zu Tag schlechter, aber ich war für sie da. Wir unternahmen jeden Tag etwas, den Kontakt zu bekannten, Freunden oder sonst wem hatte ich abgebrochen. Nicht mal mehr mit Cole und den Jungs hatte ich mehr was zu tun. Ich war den gesamten Tag bei meiner Mutter. Die Jungs wussten nichts von ihrem Krebs. Keiner tat das. Nur April, welche sich oft meldete, aber ich konnte und wollte nichts mit ihr machen, denn meine Mutter brauchte mich.

Ich habe in den letzten 2 Monaten abgenommen. Bestimmt 15kg hatte ich in der Zeit verloren. Ich war so dünn wie meine Mutter. Sie war auch nur noch Haut und Knochen. Ich ging seit einer Weile nicht mehr in die Schule. Aber meine Mutter wollte dass ich etwas aus mir mache. Sie wollte dass ich wieder in die Schule gehe, also stand ich heute Morgen früh auf und duschte. Wie vor einem halben Jahr föhnte ich meine Haare hoch. Ich zog mir irgendein Shirt mit irgendeiner Skinny Jeans an und dazu meine Yeezys. Dann packte ich in meinen Rucksack meinen Block und einen Stift. Das war's. Dann stieg ich in den Bus. Mit den Gedanken war ich bei meiner Mutter, welche heute wieder einen schlechten Tag hatte. Sie hatte heute Morgen starke Kopfschmerzen. Nach der Schule musste ich zur Apotheke um ihr wieder Morphin zu holen. Im Bus setzte ich mich in einen freien 2er direkt ans Fenster und sah raus. Als ich spürte dass sich jemand neben mich fallen ließ sah ich rüber und sah direkt in das Gesicht vom Rotschopf.

"Hi. Du siehst echt scheiße aus." Begrüßte sie mich.

"Danke. Du siehst auch gut aus." Sagte ich nur und sah wieder aus dem Fenster.

"Wie geht es ihr?"

"Scheiße. Sie verändert sich. Es schlägt ihr auf die Stimmkontrolle. Sie fing vor etwa einem Monat an nicht mehr kontrollieren zu können was sie sagt. Sie hat wieder starke Kopfschmerzen und ihre Tabletten sind leer. Ich muss nachher neue holen gehen"

"Und warum bist du hier und nicht bei ihr?"

"Sie wollte es unbedingt. Sie hat mich fast gezwungen."

"Oh, okay."

Der Bus hielt an der Schule und wir stiegen aus. Dort verabschiedete ich mich von dem Rotschopf und lief einfach in die Schule. Bereits auf dem Schulhof bekam ich komische Blicke zugeworfen. Als ich dann die große Eingangstüre öffnete fielen alle Blicke auf mich. Cole und die Anderen standen auch da und sahen mich verwirrt an. Sie wussten nicht warum ich nicht mehr zum Unterricht gekommen bin. Ich konnte es einfach nicht sagen.

Alle starrten mich an. Ich zog den Henkel meines Ranzens näher an mich und wendete den Blick auf den Boden. Dann fing ich an zu laufen. Ich wollte an Cole und den Anderen vorbei gehen aber Cole durchschaute mich.

"Hey, Damian. Kann ich kurz mit dir reden? Es ist dringend." Ich nickte nur kurz und folgte ihm dann zum Hinterausgang.

"Was zur Hölle ist los mit dir? Du siehst aus wie eine fucking Leiche und kommst nicht mehr zur Schule. Was ist los?" Er legte seine Hände auf meine Schultern und vermeidete so, dass ich weg lief.

"Es geht mir halt grad nicht gut." Er sah mich verwirrt an.

"Was soll das heißen?" Ich schüttelte seine Hände von mir ab.

"Meine Mutter hat Hirnkrebs. Ich verbringe ihre restliche Zeit mit ihr. Sie wird nicht mehr lange Leben." Cole kannte meine Mum sehr gut. Er sah ungläubig aus. Aber als ich ihm in die Augen sah schien er es zu verstehen.

"Es ist gerade sehr schwer mit ihr. Sie kann nicht mehr kontrollieren was sie sagt. Manchmal setzt ihr Hirn einfach aus und sie starrt sabbernd nach vorne, oder sie hat so starke Kopfschmerzen dass sie nicht schlafen kann. Manchmal bin ich mit ihr die ganze Nacht wach dass sie sich nicht mit den Kopfschmerzen beschäftigt. Und seit ein paar Wochen ist sie so unglaublich schwach. Sie schafft es gerade so eine Brot scheibe zu halten."

"Wie lange wird sie noch leben?" Ihm fiel die Frage sichtlich schwer.

"Der Arzt meinte dass sie wenn wir Glück haben noch bis Weihnachten Lebt. Dann war's das."

"Was machst du wenn sie tot ist? Also wo wirst du hin gehen?" Ich zuckte mit den Schultern.

"Sie Lebt noch, also muss ich über so etwas nicht nachdenken."

"Damian, du solltest auch mal etwas für dich tun. Du solltest mal etwas essen gehen. Du bist ja nur noch Haut und Knochen."

"Ich habe einfach in letzter Zeit Probleme etwas zu essen. Meiner Mum wird immer schlecht vom Essen. Und ich will sie nicht alleine lassen. Ich habe keine Zeit dafür."

"Mann, ich kann das verstehen, aber deiner Mutter hilft es nicht wenn du auch stirbst. Du spielst mit deinem Leben. Zerstöre das nicht."

"Was soll ich da bitte zerstören? Wenn ich meine Mum verliere, verliere ich sowieso alles. Dann habe ich niemanden und nichts mehr."

"Doch. Du hast noch uns. Mich. Du bist für mich wie ein Bruder. Stell nichts Dummes an." Ich nickte und warf ihm ein unechtes lächeln zu, ehe ich zu meinem Spind ging.

Vor meinem Spind stand ein wohl neues Mädchen. Sie lächelte mich charmant an, aber das zog bei mir grad nicht. Ich hatte schon lange keinen Sex mehr, aber ich hatte auch keine Lust. Ich hatte anderes im Kopf als nur zu ficken.

"Hey, kennst du einen Damian Houston?" Ich nickte nur und öffnete meinen Spind.

"Ja. Wer bist du?"

"Das ist doch egal. Damian ist groß, muskulös und sehr gut aussehend." Ich lachte kurz auf.

"Na da solltest du dich aber nochmal informieren." Lachte ich kurz. Sie schnaufte nur und stöckelte davon.

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Als der Unterricht begann ging ich vor zum Lehrer, welcher mich erstaunt und dann besorgt ansah.

"Guten Tag Mr. Whittmore. Könnte ich kurz vor der Tür mit ihnen reden?" Er nickte und ich folgte ihm in den Leeren Flur.

"Damian, was ist los? Du siehst echt schlimm aus. Wieso hast du so lange gefehlt?"

"Meine Mutter hat Krebs. Deswegen bin ich nicht zum Unterricht erschienen."

"Ist sie nun also geheilt? Weil wenn du wieder da bist." Ich schüttelte den Kopf.

"Nein, aber sie will dass ich wieder zur Schule gehe."

"Mein Beileid. Ich werde das berücksichtigen."

"Danke." Wir gingen wieder ins Zimmer. Alle starrten mich an. Cole lächelte dazu noch und deutete auf den Platz neben sich, an welchen ich mich setzte. Dann kann der Spaß beginnen.

NerdynerdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt