"Julius" rief ich durch den leeren Gang des Hotels. Der Schwarzhaarige drehte sich kurz vor der Tür um und lächelte mich warm an.
Ich war noch nicht lange hier, aber da ich immernoch ich bin, bin ich naiv und gutgläubig und ja ich vertraue ihnen und ich bereue es nicht.
Sie haben mich wie Familie aufgenommen und nie verurteilt, so etwas passiert in tausend Jahren bestimmt nur einmal und fast niemand hat so viel Glück wie ich.
Ich bin erst wenige Tage hier, doch trotz der Wärme und Gebrogenheit möchte ich trotzdem gehen.
"Was gibts Jess" sagte er während ich weiter auf ihn zu ging.
"Könntest du vielleicht mir etwas von der Welt erzählen?" fragte ichihn lieb und wurde rot als ich merkte wie kindisch es sich anhörte, bevor er dies aber merken konnte sah ich schon zu Boden.
"Naja, also es gibt ein neues Gerücht, dass die Welt angeblich rund sein soll. Aber es gibt noch keine eindeutige Beweise" witzelte er und brachte mich damit aus meiner Verlegenheit auch zum lachen.
"Nein, dass was in den Jahren passiert ist." meinte ich etwas leiser und sah in seine Augen.
"Natürlich, komm rein." er hielt mir die Tür auf und gab mir den Vortritt, sofort fiel mir die fehlende Tür auf, die ursprünglich das Bad vom Schlafzimmer trennen sollte.
Ich sah sofort weg und merkte wie mir die röte, die gerade erst verblichen war, wieder ins Gesicht stieg und ich fühlte mich so schuldig und dumm.
Wie konnte ich ihm das antun? Er ist so nett und ich strafe ihn damit täglich in dieses Bad sehen zu müssen und zu wissen, dass er vielleicht etwas ändern hätte können.
Ich fühlte wie ein starker Arm sich um mich legte und ich gegen eine warme Brust fiel und erst dann wurde mir bewusst, das mir kleine Tränen aus den Augen liefen und ich das Bad anstarrte.
Langsam schloss ich die Augen, sie brannten leicht, ich hatte sie wohl gereizt durch das offen halten, jedoch öffnete ich sie nicht wieder.
Ich sah das brennen als Strafe, als Strafe für meine Dummheit, wobei ich durch meine Narben vielleicht mehr Strafe bräuchte.
"Ich bin nicht sauer Jess, ich weiß wie man sich fühlt wenn das verlangen da ist." sagte er leise, er flüsterte es schon fast, doch ich verstand jedes Wort und mit jedem Buchstaben vielen mir viele Kieselsteine vom Herzen, obwohl die großen blieben.
Aber ich fühlte mich leichter und zum ersten Mal in meinem Leben nicht mehr ganz so schuldig und ich fühlte mich verstanden.
Er verstand mein Leiden, er verstand mein Handeln und wie ich bin.
"Es tut mir leid!" sagte ich ebenfalls leise und drückte ihn auch etwas mit der Kraft die ich hatte.
"Das weiß ich, aber das brauch es dir nicht. Ich bin nur froh dass du hier bist." seine Brust bebte und ich hörte den kräftigen Schlag seines Herzens, welches mich leicht anekelte aber auch faszinierte.
"Die Welt ist kein schöner Ort, auch wenn alle das so gerne sehen würden. Über die Jahre werden wir immer schlimmer und alle in unserer Umgebung leiden. Jeder für sich selbst sieht es nicht so, man baut sich seine kleine perfekte Welt und guckt dann wie es weiter geht. Doch das große und ganze macht es kaputt, die Massentierhaltung ist für den Arsch und es gibt so viele Tierquäler auf der Welt, Menschen morden für Macht und Geld, andere schlafen quasi auf dem Geld aber geben denen die am Boden sind nichts ab und lachen diese aus. Und dann gibt es Sänger die singen und gehört werden und andere die sich nicht trauen und immer klein bleiben und uns beneiden und hassen, dabei können wir ichts für das, wie es passiert ist.
Es gibt so viel Hass auf der Welt, Jess." murmelte er leise.
Er erzählte mir mehr, über das wie wir mit der Natur umgehen. Wie wir alles zerstören, was wir berühren und alles was wir berührend wird getötet und alles schöne wird irgendwo schlecht gemacht. Es gibt keine Union mehr, jeder kümmert sich um sich und niemand interessiert sich dafür, wie es wäre wenn wir alle zusammen arbeiten würden.
Am Ende merkte ich, wie sehr er genauso wie ich Menschen hasste, er wollte genauso die Natur wie ich.
Deswegen erzählte ich ihm von meiner Welt, von meinem Leben.
"Mein Tag ist von Sonne und Mond abhängig, diese Zeigen dir den Weg und leiten dich. Die Vögel singen nur für dich und verbreiten deine Nachrichten sobald die laut rufst. SIe zwitschern und bringen die Nachricht weit durch die Welt, in der Hoffnung das irgendwer sie so versteht wie ich es tue.
Doch niemand tut das, ich bin permanent auf der Flucht und finde Schutz in den Bäumen, wo der Wind mich begrüßt und ich mich Zuhause fühle. Es fühlt sich an wie Zuhause."
Er musterte mich begeistert, andere finden es Schwachsinn tun es als normale Ökologie gleich und verstehen mich nicht.
"Nur einen Tag würde ich die Welt gerne genauso sehen wie du" gedankenverloren sah er aus dem Fenster.
"Du hast Arbeit, musst Menschen mit deiner Stimme glücklich machen und kannst nicht draußen den Vögeln zusehen oder den Fluß beobachten, es gibt wichtigeres für dich." Er wusste, dass ich die Wahrheit sagte und dass ich alles genauso meinte und er dem nichts entgegen zusetzen hat.
"Manchmal wäre es schön wenn man die Welt aus einem anderen Blickwinkel sieht und wieder das positive sehen kann." sagte er.
Irgendetwas muss ihn sehr verletzt haben, für ihn scheint die Welt auch nur grau zu sein.
Ein Seelenverwandter quasi. Auch wenn wir so anders sind, im Herzen wünschen wir uns doch das gleiche.

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Missed {Old Version}
Teen FictionDrei Jahre hat die junge Jessica Flins nicht mehr in ihrem Bett geschlafen. Drei Jahre kämpft sie schon um ihr Leben, jeden Tag. Doch jetzt ist sie am Ende ihrer Kräfte und wartet nur noch auf den Tod; der mit jeder Schneeflocke näher zu kommen sche...