zwei

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Stöhnend setze ich mich auf und halte mir meinen Kopf. Ich weiß nicht wie spät es ist oder was los ist. Bis ich mich umschaue. Neben mir liegt ein gut aussehender Mann, der sicher ein paar Jahre älter ist als ich und bei seinem Anblick kommen mir die Erinnerung in den Sinn. Mit einem knallroten Gesicht entferne ich die Hand die von meinem Bauch auf meinen Schoss geflogen ist.

Jace, so lautet sein Name.

Das war gestern wirklich zu viel Alkohol, normal schlafe ich mit keinem dahergelaufenen Mann, doch das war mein letzter Abend hier und ich schätze mein Alkohol Dasein wollte diesen unbedingt ausnutzen, hoffentlich finde ich Kati noch, schließlich muss ich noch zum Flughafen und ohne sie kann ich das nicht.

Scheiße! Der Flug! Panisch schaue ich auf die Uhr und atme erleichtert aus. Ich habe noch fünf Stunden, dass heißt ich habe noch zwei Stunden zum fertigmachen, bevor ich los muss.

Leise ziehe ich mich an und hoffe, dass Jace nicht aufwacht. Nochmal blicke ich zu ihm und unterdrücke einen sehnsüchtigen Seufzer. Mann, wenn ich hier bleiben würde, würde ich hoffen, dass sich daraus etwas ergeben würde, aber ich werde meinen One-Night-Stand nie wieder sehen. 

Die schneeweiße Bettdecke hört kurz vor seinem Glied auf und man hat den perfekten Blick auf seinen Sixpack. Gerade noch halte ich meine Hand zurück Jace Bauch zu berühren und beiße mir auf die Lippe. Ach, verdammt.

*--*

Zu Hause angekommen, begrüße ich meinen Vater und schreibe Kati, dass mein Papa nichts von der Party ahnt. Ich renne in mein Zimmer und blicke mich um. So viele Erinnerungen strömen auf mich ein. Vieles davon werde ich hoffentlich für immer in Erinnerung behalten. 

Mit Tränen in den Augen sehe ich mich um. Warum stellte ich mich so an? Ist ja nicht so, als würde für immer wegziehen. Ich komme wieder, wenn auch nicht in in nächster Zeit, sondern erst in zehn Monaten. Und außerdem möchte ich weg, weg aus dem kleinen Land, hier hält mich nichts zurück, außer mein Vater, aber er hat alle Hände voll mit seinem Job zu tun und Kati, die aber studieren geht und wahrscheinlich keine Zeit haben wird.

Ich schließe meine beiden Koffer und gehe mit ihnen in das Wohnzimmer. Mein Vater steht vor mir und schaut mich glücklich an. "Ich bin so stolz auf dich!", sagt er und nahm mir meine Koffer ab. Er trägt sie zu unserm Auto und schließt den Kofferraum. Dann kommt er auf mich zu und umarmt mich. Tief ziehe seinen vertrauten Atem ein und unterdrücke aufkeimende Tränen. "Ich werde dich vermissen", schluchze ich, verdammt ich hasse Abschiede.

"Und mich auch?", fragt eine traurige Stimme. Kati.

Ich löse mich aus der innigen Umarmung und falle Kati in die die Arme. Jetzt kann ich meine Tränen nicht mehr Widerstand leisten, sie fließen wie ein Wasserfall über meine Wangen.

"Natürlich, werde ich dich auch vermissen", sage ich zwischen Schluchzern, schließlich löse ich mich von ihr und schniefe mit meiner Nase.

*--*

Nachdem ich mich nochmal unter Tränen von Kathi und meinem Vater gelöst hatte, sitze ich nun im großen Flugzeug nach England und kann vor Aufregung nicht still sein. Erst als mir eine alte schrumplige Frau droht, dass ich gefälligst still sein soll oder sie ihre Handtasche zum Einsatz nimmt, (wobei ich den Drang unterdrücke ihr die Zunge rauszustrecken, aber es nicht tat weil ich ja jetzt Erwachsen bin), verhalet ich mich ruhig.

Der Flug ist schnell vergangen, zwei Stunden Flug sind ja auch wirklich nichts, und ich stehe schließlich mit zwei Koffern bewaffnet bei dem Flughafenparkplatz und halte ein Taxi auf. Der Taxifahrer ist ein missmutiger Inder, der meine Koffer mit einem heftigen Ruck in den Kofferraum befördert und ich bin mir sicher, dass etwas kaputt gegangen ist. Freundlich gebe ich ihm einen Zettel, wo draufsteht, in welches Appartement ich muss. Ich habe es schon im Vorhinein gemietet und hoffe, dass es so schön aussieht wie auf den Bildern.

Der Taxifahrer schaut mich etwas perplex an bevor er den Kopf schüttelte und mir den Zettel zurückreicht.

"Das Straße nicht existieren!", sagt er in einem gebrochenen Englisch.

Verwirrt schaue ich den Inder an. Das kann doch nicht wahr sein!

"Was? Wie? Das kann nicht sein!", meine ich, doch mich beschleicht der Gedanke, dass ich abgezockt worden war.

"Doch! Es nicht existieren! Ich bringen kann Sie in billiges Motel?", okay, der Taxifahrer ist doch netter, als gedacht.

Dankbar nehme ich das Angebot an uns setze mich etwas verzweifelt in das müffelnde Taxi.

Tränen, nicht der Trauer, sondern der Wut, glänzen in meinen Augen.

Wenn das so weiter geht weiß ich nicht, ob es so toll ist wie ich es mir vorgestellt habe.


After Midnight #wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt