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Frankreich hat gewonnen!! Für wen habt ihr gehalten?

(Das ist wahrscheinlich das drittletzte Kapitel)

— — —

„Du hast WAS?!", schreien Elodie und Kati synchron in den Hörer.

„Ich hab ihr eine runtergehauen." antworte ich etwas verlegen und klemme mein Telefon zwischen Ohr und Schulter, als ich meine Schranktür schwungvoll aufmache.

„Gut gemacht" kommt es von Elodie und in ihrer Stimmt schwingt ein breites Grinsen mit, während von Kati ein „Bist du übergeschnappt!" kommt und ich ein Klatschen höre. Wahrscheinlich hat sie sich gerade einen leichten Schlag auf den Kopf gegeben.

Ich zucke mit den Schultern. Ich meine, klar, ich habe Schuldgefühle. Und unter den geschockten Blicken von Jace und von Mr. Curtman habe ich mich schon geschämt.

Aber für den Schlag und das Geschreie von Florence habe ich weder Schuldgefühle noch schäme ich mich. Eher, so gemein es auch klingen mag, spüre ein bisschen Genugtuung. Dennoch würde und sollte ich es nicht wiedertun.

„Reg dich ab, Kati." beruhige ich meine Freundin. „Ich wurde dafür „angemessen" bestraft." bei 'angemessen' hebe ich meine Finger und mache zwei Anführungszeichen in der Luft.

Elodie zieht scharf die Luft ein. „Hat sie dich angezeigt?"

Ich muss bei ihren Worten komischerweise lächeln. „Nein. Die Tussi hat damit gedroht, aber Jace hat sie beruhigt." bei dem Gedanken an Jace wird mir gleichzeitig warm und kalt. Traurig verschwindet mein Lächeln. Ich habs verschissen mit ihm. „Sie hat dafür drei Oktaven höher geschrien und damit die meisten aus dem Saal gelockt. Mr. Curtman war fassungslos, wollte aber nichts machen, außer zu sagen wie enttäuscht er ist. Florence hat aber so lange herumgeheult, bis er mich für drei Tage suspendiert hat." lasse ich meiner Wut freien Lauf  und befördere, aggressiver als gewollt, Gewand in meine Reiserasche.

„Ach Fiona." sagt Kati.
„Wenigstens können wir drei Tage lang gemeinsam was machen." sagt Elodie.

Ich grinse. Ich liebe die beiden einfach.

Müde gähne ich und schaue auf die Uhr. Hier ist es gerade halb fünf in der Früh. In Österreich ist es halb zwei, ich bin mir sicher Kati ist erst jetzt aufgestanden, und in London ist es eine Stunde früher als in Österreich. „Okay Leute, in ungefähr drei Stunden geht der Flieger und in einer halben Stunde muss ich mich wieder in der Lobby befinden und ich habe noch nichts gepackt." verabschiede ich mich.

Kati meint, dass sie mich vermisse und legt auf.

Elodie dagegen bleibt noch dran. „Du bist so richtig in ihn verliebt." sagt sie und trifft damit voll ins Schwarze.

Ich seufze. „Das weißt du doch eh."

„Schnapp ihn dir"

„Das... das wird nicht mehr passieren."

„Alles ist möglich und das weißt du." und damit legt sie auf.

Pünktlich um fünf Uhr in der Früh stehe ich in der Lobby und lege meine Tasche atemlos neben mir ab.
Verdammt, war doch knapper als gedacht.

Lauren unterhält sich mit dem Sekretär, der kaum älter ist als ich, und wird merklich rot, als er ihr ein Kompliment macht.
Noah tippt auf seinem Handy herum und Paul ist neben ihm schon wieder eingeschlafen. Sein Kopf ist nach hintern gelehnt, seine dunklen Haare sind ungekämmt und verwuschelt. Der Mund steht leicht offen und tatsächlich sabbert er ein bisschen.
Florence ignoriert mich und übertriebenerweise hat sie sich einen dicken Schal um den Hals gewickelt, damit man ihre Wange nicht sieht. Ich schnaube bei dem Anblick und schüttle den Kopf.
Was mich aber tatsächlich mehr verletzt ist, dass Jace mich auch ignoriert. Er ist wütend. Sehr wütend.

Alles ist möglich und das weißt du. ertönt die Stimme von Elodie in meinem Kopf und ich senke meinen Kopf. Ja sie hat recht, aber das hier ist eine aussichtslose Situation.

Im Flugzeug, als ich dringend Ablenkung gebraucht hätte, schläft Lauren ironischerweise sofort ein. Das einzige was mir bleibt ist entweder den Sitz vor mir anzustarren, aus dem Fenster zu schauen oder mit meinem Handy zu spielen.

Schlafen kann ich nicht denn meine Gedanken sind viel zu aufgewühlt.

Ich gehe nochmal den gestrigen Abend durch, bis zu dem Punkt an dem ich Florence eine verpasst hatte.
Jace sah aus, als wäre er derjenige gewesen, dem man eine Ohrfeige verpasst hatte. Seine Gesichtszüge sind entglitten und er hat mich entgeistert angestarrt.
Ich war im ersten Moment auch verwirrt gewesen und habe meine Hand wie ein fremdes Objekt betrachtet, doch ich hatte nicht einmal Zeit zum abzuhauen gehabt, denn Mr. Curtman kam aus dem Raum gestürmt, als Florence anfing zu kreischen, danach kamen ein paar Ärzte und Lauren herausgelaufen.
Alle Ärzte haben mich mit ernsten und bösen Blicken betrachtet, doch Lauren hat mir ein kleines teuflisches Grinsen geschenkt und ist wieder abgezischt.

Aus diesem Mädchen werde ich nicht schlau werden.

Irgendwie bin ich dann doch eingeschlafen, denn Lauren weckt mich während der Landung auf und deutet mir mich anzuschnallen.

Ich hole nachdem das Flugzeug still steht mein Gepäck und will mich von den anderen verabschieden.

Mr. Curtman sagt, während er mir meine Hand schüttelt, dass er sehr enttäuscht von mir ist.

Paul und Noah umarmen mich gleichzeitig, wobei Paul mich frech angrinst und meint, dass ich einfach nur einen Knall habe und Noah mustert mich nur mit zusammengekniffenen Augen.

Lauren sagt nur bis bald und schenkt mir eine lange Umarmung.

Ich drehe mich zu Jace und Florence und überlege, ob ich mich von Ihnen verabschieden soll.

Lieber nicht, denke ich und greife nach meinem Gepäck.

Florence, die mich verächtlich anschaut, beugt sich zu Jace und zeigt Richtung Toilette bis sie sich umdreht und mir ihren langen Beinen davon stolziert. Jace interessiert sich aber nur für seine Schuhspitzen und hat seinen Kopf gesenkt.

Ich werfe meine Plan über Bord und gehe entschlossen zu Jace.
Dieser bemerkt mich erst als ich vor ihm stehe.
Ruckartig hebt er seinen Kopf und schaut mich überrascht an, dann ziehen sich seine Augenbrauen wütend zusammen und eine steile Falte bildet sich auf seiner Stirn.

„Was willst du?", fragt er genervt.

„Hey..." gebe ich von mir und hoffe, dass meine Stimme nicht allzu sehr zittert. „Ich wollte... wollte.." ich verstumme.

„Was wolltest du?" zischt Jace. „Mich vielleicht auch schlagen?"

Ich hole tief Luft versuche das schämende Gefühl zu unterdrücken.

„Hör zu, es tut mir leid. Ich.. ich.. mir sind die Sicherungen durchgebrannt, ich habe nicht nachgedacht."

Jace schaut mich lange an. „Lass mich jetzt bitte für die nächste Zeit in Ruhe."

Mir entgleiten meine Gesichtszüge und ich umfasse stärker meine Tasche.
Mit presse meine Lippen aufeinander und unterdrücke meine aufkeimenden Zähne. Es fühlt sich so an, als hätte mir jemand mit voller Wucht in den Magen geschlagen.

Als ich sehe wie sich die Toilettentüre schwungvoll öffnet, gebe ich mir einen Ruck und nicke, bevor ich mich umdrehe und so schnell wie möglich abhaue.

Ich will hier einfach nur weg.

Man, ich freue mich schon echt auf mein Bett.

After Midnight #wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt