sechs

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"Jetzt reicht es!", ruft Elodie und setzt sich neben mich auf den Boden. "Kannst du bitte, bitte aufhören diese Wand anzustarren?"

Ich runzle die Stirn und starre weiter diese pinke Wand an.

"Hallo? Hast du mich gehört?", fragt Elodie und lässt sich schließlich mit einem lauten Seufzer nach hinten, auf den Boden fallen.

"Anstarren ist besser" sage ich nur und versuche die Wand mit meinen Blicken zu töten.

"Aber du schaust jetzt schon den ganzen Tag diese Wand an, glaubst du nicht, dass das ein bisschen crazy rüber kommt?"

Ich lasse mich neben Elodie fallen und unterdrücke einen Schmerzenslaut, als mein Kopf unangenehm auf dem Holzboden ankommt.

"Ich hab keine Lust sie zu streichen! Und außerdem kostet es Geld und das darf ich sparen." verteidige ich mich und blicke meine Mitbewohnerin von der Seite an.

"Tolle Ausrede, aber vom Anstarren wird's auch nicht besser." Elodie richtet sich auf und zieht mich an meiner weißen Cardiang mit sich. Ich streiche mein olivgrünes Top glatt. "Komm, ich fahre dich zu einem Baumarkt und danach zu einem Ikea, schließlich brauchst du ja irgendwann auch Möbel, nocheinmal lasse ich dich sicher nicht auf meinem Sofa pennen vorallem, nachdem du es vollgesabbert hast!"

Ensetzt schaue ich Elodie an. "Ich habe es nicht voll gesabbert!", protestiere ich, "ich habe bloß ein bisschen Wasser ausgeschüttet!"

Das Mädchen neben mir fängt nur an zu lachen und fährt sich durch ihre voluminösen Haare.

Bevor sie etwas sagen konnze renne ich in das Wohnzimmer und schnappe mir die Autoschlüssel. "Ich fahre!", rufe ich und reiße die Hautür auf, um gleich in etwas oder in jemanden rein zu rennen. Besser gesagt in Jace.

Shit.

Ohne etwas zu sagen, gehe ich ein paar Schritte nach hinten und starre meine Vertretungslehrer einfach nur. Dieser hat seine rechte Hand gerade angehoben, um wahrscheinlich gerade anzuklopfen, in der aneren Hand hält er eine Pfanne.

Warte? Was? Eine Pfanne?

"Wenn du fährst, hast du wenigstens die Straße, die du anstarren kannst." höre ich Elodie lachen und gleich darauf verstummen, als sie ebenfalls Jace bemerkt. "Naja, jetzt hast du dir anscheinend ein anderes Opfer ausgesucht." flüstert sie für alle anderen hörbei, worauf ich ihr eine klatschen könnte.

Jace räuspert sich verwirrt und schaut Elodie an. "Danke, für ähm die Pfanne" sagt er und reicht sie Elodie.

Was?

Diese nimmt sie mit einem kurzen Nicken in die Hand und verschwindet kurz in der Küche.

Dann huscht sie an meinem perplexen dasein vorbei und sagt, dass sie beim Auto warten würde.

Meine Augen sind mittlerweile groß wie Äpfel und als ich zu Jace schaue, sehe ich wie dieser breit grinst.

Dieses Grinsen macht mich extrem wütend und am liebsten würde ich es aus seinem Gesicht boxen.

"Musst du nicht irgendeinen Kurs halten?", frage ich missmutig und verschrenke meine Hände.

Elodie und ich haben, was mich wirklich freut, fast jeden Kurs zusammen, außer am Samstag, da habe ich Unterricht, dafür muss sie am Donnerstag länger bleiben und ich habe da frei. Heute haben wir keinen Unterricht, was mehr als angehnem ist, weil ich von Jace Abstand brauche. . . Naja, das hat sich jetzt erledigt.

"Und warum bringst du Elodie eine Pfanne ?"

In Jaspers Augen taucht ein Funke von Belustigung auf, bevor er ebenfalls seine Hände verschrenkt. Ich ignoriere dabei die Tatsache, dass sich sein T-Shirt gefährlich über seine Brust spannt und er zum Anbeißen gut aussieht.

"Wieso willst du das wissen?", kontert er zurück und hebt eine Augenbraue.

Genervt verdrehe ich meine Augen und schnappe mir irgendeine Jacke von Elodie und tue so als ob es meine wäre.

"Also?" sage ich abwartend, doch keine Antwort, mit einem Seufzer schiebe ich mich an Jace vorbei und schließe die Tür hinter mir. Gerade als ich die Treppe hinunter gehen will, greift Jace nach meiner Hand.

"Warum heute so kratzig?", seine Stimme klingt rau und seine dunklen Augen blicken auf meine Lippen. Meine Wut verraucht und am liebsten würde ich ihn fest an mich drücken und seine weichen Lippen auf meinen spüren.

Seine Finger sind sanft um mein Handgelenk geschlossen. Sie sind weich und warm und . .

Stopp! Er ist dein Lehrer!

"Tut mir Leid, Herr Professor. Aber ich muss jetzt zu meiner Freundin!", mit diesen Worten reiße ich meine Hand ruckartig aus seiner und stolpere die zwei Stockwerke runter zum Auto.

-*-

Ich spüre die durchbohrenen Blicke von Elodie, die mich von der Seite anstarrt. Nicht nur, weil ich so gut fahren kann (definitiv besser, als sie), sondern auch weil sie wahrscheinlich etwas ahnt. Meine Stimmung, als ich in die Tiefgarage kam war nicht sehr erfreulich, ich war wütend und gleichzeitig stolz auf mich, dass ich Jace so abgewürgt habe.

"Habe ich dir nicht erzählt, dass unser Vertretungslehrer mein, also auch dein, Nachbar ist?", hat mich Elodie gefragt.

"Nein hast du nicht!", habe ich gefaucht, "Genauso wenig wie, dass deine Mitbewohnerin einen Pinkfetisch hat!"

Und somit war das Thema für mich abgeschlossen. Im Endeffekt habe ich mich noch bei Elodie entschuldigt, dass ich sie so angezickt hatte. Seitdem starrt sie mich an.

Gerade fahren wir zum Ikea um mir endlich Möbel zu kaufen, allerdings hoffe ich, dass sich mein Budget da ausgeht.

Stockend bleibe ich auf dem Parklplatz stehen.

"Oh mein Gott! Was ist, Elodie? Was ist los?", frage ich sie und schaue sie verwirrt an.

Sie fängt an zu grinsen. "Du hast Recht, anstarren ist besser."

Mit den Augen rollend steige ich aus dem roten Mini und gehe Richtung Ikea. Ich war kurz davor Elodie im Auto einzusperren, was sie anscheind auch bemerkte.

"Hättest du mich ernsthaft eingesperrt?", fragt sie mich keuchend, als sie endlich bei mir ankommt.

"Nein," protestiere ich, "ich hätte dir natürlich ein Fenster aufgelassen."

Beleidigt schaut mich Elodie an und bevor ich noch irgendwas sagen kann, werde ich in die Seite eines Einkaufswagen gestoßen.

Ein altes Ehepaar sieht mich verurteilend an und sagt nur etwas mit "Jugend von heute" und "Früher war alles besser!"

Mit hochrotem Kopf keuche ich dem Paar eine Entschuldigung hinterher.

Hustend vor Lachen liegt Elodie schon fast am Boden und hält sich ihren Bauch.

Schmollend verschrenke ich meine Arme. "Du bist so blöd!", sage ich und stampfe mit meinem Fuß auf.

"Und du ein kleines Kind." lacht Elodie mich aus und stellt sich wieder auf die Beine. "Und nun, komm mein Kind! Mami will endlich einkaufen gehen!"

After Midnight #wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt