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Mit einem staubtrockenem Mund lehne ich mich an die Bar und versuche die Aufmerksamkeit des Barkeepers zu bekommen. Vergeblich. 

Der breit gebaute Mann steht gerade grinsend vor drei hübschen Mädchen und lässt einen Kommentar nach dem anderen los, der sie zum Kichern bringt. 

Genervt verdrehe ich meine Augen und streiche eine gelöste Strähne zurecht, die sich aus meinem Zopf gelöst hat. 

Nachdem ich Elodie angerufen habe, bin nach Hause gefahren und kurze Zeit später standen wir schon in einem Club und tanzten uns die Seele aus dem Leib. Zwischendurch tranken wir noch ein paar Shots.

Elodie hat mir eines mit Pailletten-besetztes Shirt geborgt, welches mir knapp bis zum Bauchnabel reich. Dazu trage ich noch eine schwarze Hose mit zwei größeren Löchern auf meinen Knien und einfache, dunkle Sneakers. Meine Mitbewohnerin dagegen hatein knackiges, rotes Kleid angezogen, das gerade noch ihren Hintern bedeckt. Bei anderen Leuten würde es komisch aussehen, doch bei ihr sieht es einfach nur perfekt aus. Beim Tanzen wird es halt ein bisschen schwer. 

Aber jeder wird schon seinen eigenen Partykleidungsstil haben. 

Meiner ist einfach ziemlich bequem.

Der Barkeeper dreht sich endlich von der Mädchengruppe weg, doch anstatt auf mein Gefuchtel zu achten, dreht er sich zu einer Jungsgruppe und beginnt mit denen zu lachen.

Na toll!

"Fiona?", fragt plötzlich jemand und tippt auf meine Schulter. Verwundert drehe ich mich um und blicke in dunkle Augen.

Jace. 

Sofort schlägt mein Herz schneller und mein Mund verzieht sich automatisch zu einem breiten Lächeln. 

"Heeey" sage ich erfreut, "Was machst du hier?"

"Das gleiche könnte ich dich fragen!", lacht der Mann vor mir. "Willst du etwas trinken?"

Stumme nicke ich und versuche dieses dämliche grinsen aus meinem Gesicht zu bekommen.

Lässig lehnt sich Jace an die Bar, pfeift einmal ganz laut und sorgt dafür, dass sich Leute in näherer Umgebung erschrocken umdrehen, auch der Barkeeper. Endlich. Trotz der lauten Musik hat er das Pfeifen gehört.

"Was darf's sein?", fragt er und scheint ein bisschen genervt zu sein.

"Bitte zwei Wodka-Mango-Shots." sagt Jace und hält zwei Finger hoch. 

Nach kurzer Zeit stehen zwei kleine Gläser mit einer leicht gelblichen Flüssigkeit vor uns.

"Prost!", ruft Jace und trinkt, ich mache es ihm gleich und genieße das leichte brennen im Hals.

"Hey Jace, Fiona!" ruft plötzlich Elodie und taucht neben mir auf. Hinter ihr Brain, der anscheinend nach gekommen ist. 

-

Nach ein paar Drinks und vielen Lachflashs, die ich mit Elodie, Brain und Jace hatte, verabschieden sich die beiden Turteltauben. 

"Komm nicht zu früh!", flüstert mir Elodie bei ihrer Umarmung ins Ohr. Grinsend löst sie sich von mir und zwinkert noch einmal, bevor sie mit Brain abhaut. 

Kurz schüttel ich angewidert, um das Kopfkino zu verbannen, den Kopf und schaue dann auf den Mann vor mir der mich nachdenklich ansieht. Oder auch betrunken, ich weiß es auf jeden Fall nicht. 

"Lass uns tanzen!", begeistert von meiner Idee ziehe ich Jace an seinem Arm auf die Tanzfläche und beginne auf und ab zu springen. Meine Arme schwingen in der Luft und ich spüre wie der Beat in jede meiner  Poren eindringt. Lachen macht Jace mir nach. 

Ich weiß nicht wie spät es ist oder wie lange wir schon tanzen, aber irgendwann legt er seine Hände auf meine Taille und zieht mich näher zu sich. Mein Herzschlag verdreifacht sich und mehr aus Reflex lege ich meine Hände um seinen Nacken. Ich genieße die Nähe, die Berührungen und die Musik, die laut aus den Boxen dröhnt. 

Irgendwann beugt sich Jace zu mir runter und flüstert mir "Lass uns gehen" ins Ohr. Dann dreht er sich um, nimmt meine Hand und gemeinsam gehen wir an die frische Luft. Davor holen wir uns noch unsere Jacken.

Tief atme ich die frische Luft ein, ich habe gar nicht bemerkt wie stickig es drinnen war.

Meine Handyuhr zeigt 5:46 Uhr in der Früh. Erstaunt hebe ich eine Augenbraue und überlege wie schnell die Zeit vergehen konnte, dann zucke ich mit meinen Schultern und blicke zu Jace, der sich gerade seine Lederjacke anzieht und mich dann frech angrinst.

"So schlecht tanzt du gar nicht" sein Grinsen wir breiter.

"Kann ich nur zurückgeben" grinse ich zurück und ziehe dann ebenfalls meine Jeansjacke an. 

Plötzlich nimmt Jace meine Hand und fängt an zu gehen.

Erstaunt stolpere ich ihm hinterher, bis ich mich fange und es schaffe normal zu gehen. 

Stumm gehen wir nebeneinander her, doch es war keinesfalls unangenehm. Im Gegenteil es war ziemlich angenehm, jeder der seinen eigenen Gedanken nach geht. 

-

Als wir endlich vor unserem Wohnhaus stehen hat es zu dämmern begonnen und Jace hat noch immer nicht meine Hand losgelassen, erst als er die Haupttür aufsperrt. 

Sofort verlässt mich die Hitze die meine Finger wärmten. Etwas enttäuscht vergrabe ich sie in die Seitentasche meiner Jeansjacke. 

"Fiona!", sagt Jace plötzlich komischerweise, als wir vor unseren Wohnungstüren stehen, auf Deutsch und nicht auf Englisch. 

Verwundert drehe ich mich zu ihm um. "Ja?", sage ich ebenfalls auf Deutsch.

Kurz blicken wir uns nur in die Augen. Diese schwarzen Augen sind einfach nur umwerfend schön, alles in mir kribbelt. Seine Lippen sind leicht geöffnet, seine Haare stehen verwuschelt von seinem Kopf ab, er sieht einfach generell nur heiß aus.

Was will er sagen? Lädt er mich noch zu sich ein? Was machen wir dann?

"Es war heute wirklich schön mit dir."

After Midnight #wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt