22

749 34 1
                                    



Unsicher schaue ich Kati an, die begeistert nickt und ein Daumen hoch hält.

"Das sieht verdammt sexy aus, damit verdrehst du ihm seinen Kopf!", versichert sie mir und streicht eine gelöste Strähne hinter ihr Ohr.

Noch unsicherer ziehe ich mein Kostüm ein bisschen runter. "Bist du dir sicher? Ist es nicht zu kurz?"

"Jetzt kneif nicht, du weißt ganz genau, dass du super ausschaust!"

Kati und ich Skypen schon seit mehreren Stunden. Ich habe ihr alles erzählt, von der Sache mit Elodie bis zu Jace, und als ich ihr dann noch von der Party erzählte wurde sie Feuer und Flamme. Sie wollte unbedingt bei der Auswahl entscheiden.

Mit Auswahl meine ich zwei Kostüme, die ich mir mal vor langer Zeit, in Österreich, gekauft habe. Das eine Outfit ist ein rot-schwarz gepunkteter Rock, mit dem dazupassenden T-Shirt - ein Marienkäferkostüm.

Das andere ist ein schwarzes, sehr eng anliegendes Kleid, welches schon bei der Mitte meiner Oberschenkel aufhört. Zu diesem Kleid gehören schwarze, recht hohe Stiefel, die ich, warum auch immer, mit nach England genommen habe. Mit dem passendem Make-up sieht man aus wie eine schwarze Katze... oder eine Nutte, wie Kati mal behauptet hat.

Natürlich wollte Kati,dass ich das schwarze Kleid anziehe und als, ich zitiere "super, mega sexy Katze" gehe und wie ich nun mal bin lasse ich mich relativ leicht überreden und stehe nun vor meinem Spiegel und betrachte mich.

Schlecht sieht es wirklich nicht aus. Ist mal was anderes. Etwas was nicht so brav ist.

Ich will ein paar Dinge ändern, habe ich beschlossen. Sport, steht zum Beispiel auf meiner Liste, genauso wie endlich mit Elodie zu reden und natürlich auch mit Jace.

"Du hast Recht." gebe ich Kati recht und wende meinen Blick von dem Spiegel zu ihr.

Sie lächelt mich an, doch etwas in ihrem Blick lässt mich besorgt meine Stirn runzeln.

"Was ist los?", frage ich.

Ich merke ganz genau wie sich ihre Nase kräuselt und sie wahrscheinlich gerade überlegt, ob sie es mir erzählen soll, dann zuckt sie mit den Schultern.

"Ich vermisse dich." gibt sie zu. "Es ist.. keine Ahnung.. anders."

Ihr steigen Tränen in die Augen und ich kann nicht leugnen, dass es mir nicht anders ergeht.

"Ich meine, wir telefonieren oft, aber das ist nicht das gleiche und außerdem ..."

"Stop." unterbreche ich sie, als uns beiden die Tränen aus den Augen kullern. "Stop, Kati. Ich weiß, dass ich dich nicht trösten kann, weil ich ganz genau in der gleichen Situation wie du bin. Ich vermisse dich und meinen Vater sehr... aber es hilft mir daran zu denken, euch wiederzusehen."

"Aber das dauert noch so lange!", jammert Kati und wischt sich grob die Tränen weg. Sie hasst es zu weinen.

"Ich weiß, aber..wir wissen beide, dass das nichts, aber auch rein gar nichts, an unser Freundschaft ändern wird, nur weil wir uns momentan nicht so oft sehen. Stimmts oder habe ich recht?"

"Du hast recht." murmelt meine beste Freundin.

"Wie?", frage ich und halte mir eine Hand ans Ohr.

"DU HAST RECHT!", brüllt sie lachend.

"Weiß ich doch, danke."

"Und du bist scheiße im trösten."

Gespielt empört fasse ich mir an die Brust. "Pff, ich tu mal so, als hätte ich diesen Satz nicht gehört."

---

Make - up sitzt, Schuhe passen, Kleid passt, und Taxi wartet.

Dann kann es ja losgehen.

Die Fahrt dauert nicht lange, das Haus, wo die Party ist, ist gerade mal fünf Minuten mit dem Auto entfernt.

Sie ist schon voll im Gange, betrunkene Menschen sitzen draußen auf dem Rasen und spielen Flaschendrehen. Jeder hat ein anderes Kostüm an. Sexy, tote Krankenschwestern, eine in Klopapier eingewickelte Mumie und ein Vampir sitzen im Kreis und drehen eine Flasche. Der Bass dröhnt aus dem Haus und bringt sogar schon die Haustür zum Beben. Ich schiebe mich an einem knutschendem Pärchen ins Innere.

Es riecht nach Gras und Alkohol.

Warum auch nicht?, denke ich und drücke mich weiter ins Wohnzimmer.

In Wohnbereich ist die Couch verschoben, Kommoden sind ebenfalls verschoben und ich hoffe für den Besitzer, dass er seine Gegenstände in Sicherheit gebracht hat. Hier war die Musik am lautesten, der Bass dröhnt, die tanzende Menge gröllt fröhlich mit und bewegt sich mehr oder weniger im Takt.

Glückshormone erfassen meinen Körper und ein breites Lächeln ziert mein Gesicht. Gerade noch kann ich mich halten, nicht laut singend in die Menge zu laufen.

Jemand tippt mir auf die Schulter, blitzschnell drehe ich mich und begegne prompt bekannten Augen.

„Violet!", brülle ich um die Musik zu übertönen. „Was machst du hier?"

Das Mädchen lacht mich an und ich kann ganz genau sehen, dass sie schon ein bisschen getrunken hat.

„Ich bin mit Mark hier!", schreit sie zurück, dann nimmt sie meine Hand und zieht mich in Richtung Küche. Und tatsächlich steht Mark mit einem Plastikbecher in der Hand vor der Kücheninsel.

„Ich dachte, du wolltest nur auf Klo gehen?", lacht er und zieht mich dennoch in seine Arme.

„Gut siehst du aus." sagt er und deutet auf das Kleid. Violet nickt bekräftigend.

Ich bin wirklich froh bekannte Gesichter zu treffen. Denn um ehrlich zu sein wollte ich nicht den ganzen Abend alleine sein.

Violet hat sich, ironischerweise, als Einhorn verkleidet. Sie hatte einen knallpinken Rock an, einen Blumenkranz saß auf ihrem Kopf und auf ihrer  Stirn prangt tatsächlich ein kleines Horn.

Mark dagegen ist ein Pirat. Ein weißes zerrissenes Hemd, ein rotes Kopftuch und natürlich eine Piratenmaske hat er an.

„Studiert ihr auch und seid deswegen hier?", frage ich die beiden.

Mark schüttelt den Kopf. „Nein, Violet wurde nur von einem Freund eingeladen und hat mich mitschleppst." er fängt an zu lächeln und blickt zu Violet.

Uuuuhhhh.

Violet bekommt nicht mit wer er sie ansieht, sondern schaut gedankenverloren in ihren Becher. Dann hebt sie ihren Kopf.

„Aaaber jetzt, heißt es Paaarty!"

After Midnight #wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt