After Midnight #wattys2018

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Mit schnellen Handbewegungen fliegen meine Finger über die Tastatur meines Laptops. Angestrengt versuche ich dem Unterricht meines neuen Lehrers zu folgen.

Mr. Curtman ist sein Name. Er ist nicht besonders groß, hat weiße, strubbelige Haare und eine kleine, rechteckige Brille, die auf seiner Nase sitzt und immer wieder runterrutscht. Er macht oft Witze, wobei die meisten nur aus Mitleid mitlachen.

Ich habe Mr. Curtman schon seit drei Wochen und in diesen drei Wochen ist nichts aufregendes passiert. Gar nichts.

Ich habe viel mit Kati und meinem Vater telefoniert. Elodie verbringt die meiste Zeit mit Brain, und ich? Ich vergeude meine Zeit mit Essen... und einen Job zu finden. Heute habe ich mein drittes Vorstellungsgespräch bei einem Diner. In der Zeitung stand, dass man relativ gut verdienen würde und dass es nicht weit entfernt von der Wohnung sei, in der ich wohne.

Zwischen Jace und mir ist nicht wirklich etwas passiert. Seit dem gemeinsamen Mittagessen haben wir uns nicht mehr getroffen. Ich habe Elodie von meiner "Theorie" erzählt, doch sie hat sich nicht zuversichtlich gezeigt. Sie hat nur gesagt, dass ich mich in nichts reinsteigern soll um am Schluss enttäuscht zu werden.

Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht was ich dazu sagen kann.

"Psst.." macht Elodie und pickst mir ihren Bleistift in die Rippen. "Pssst..." macht sie noch einmal und diesmal stupst sie mich mit ihrem Ellenbogen an.

"Was ist?", flüstere ich und folge mit meinen Augen noch immer Mr. Curtman. Seine Hände gestikulieren wild in der Luft als er über klitzekleine Nervenbahnen spricht.

Als antwort bekomme ich nur einen kleinen Zettel hinübergeschoben.

- Ich muss dir etwas erzählen! Es ist etwas unglaubliches geschehen!'- steht mit geschwungener Schrift drauf. Kurz schaue ich zu der rothaarige Schönheit und sehe sie breit grinsen, ich nicke ihr kurz zu und schreibe dann auf den Zettel:

- Hast du ne Millionen gewonnen, oder warum grinst du wie ne Irre? -

- Nop, vieeeel besser! -

- Du bist jetzt aber nicht schwanger oder so, haha...? -

- Brain und ich haben zwar viel Spaß, aber wir passen schon auf ;) - ist das letzte was ich von ihr bekomme, denn zwei Sekunden später klatscht Mr. Curtman in seine Hände und bittet um Aufmerksamkeit.

"Wie vielleicht die meisten von euch schon wissen gibt es dieses Jahr eine große Spendengala von Ärzten und Ärztinnen, die über Forschungen und ähnliches berichten. Es wurden ein paar Colleges auserwählt, bei denen die Professoren ein paar Schüler nach Seattle mitnehmen dürfen." Mr. Curtman macht eine dramatische Pause, bevor er weiterredet. "Und unser College ist eines davon."

Viele der Studenten, die schon aufgeregt miteinander getuschelt haben, fangen an zu jubeln beziehungsweise sich abzuklatschen.

"Aber..." sagt mein Professor und hebt seine linke Hand. "Ich habe beschlossen, dass ich die drei Leute mitnehme, die bei der nächsten Hausarbeit am besten abschneiden..."

Ich reiße meine Augen auf und mein Herz beginnt wild zu klopfen.

Ich muss zu dieser Gala! Ich würde alles dafür tun!

Nachdem Mr. Curtman uns diese Arbeit erklärt hat entlässt er die Klasse.

"Kannst du das glauben!", kreische ich schon fast zur Elodie, die nur die Augen verdreht.
Wie ich sie bereits kenne, interessiert sie sich nicht sonderlich für das ganze Projekt.

Sie lächelt mich an und sagt: "Ich hoffe für dich, dass du es schaffst, aber ich muss dir jetzt unbedingt etwas erzählen!"

"Alsoooo, ich war ja mit Brain in diesem Club. Neulich, wo du unbedingt zu Hause bleiben wolltest.", beginnt sie zu reden."Unnnd daaahaaan spricht mich plötzlich so n'Typ von einem Modedingsda an und bietet mir an, dass ich mal vorebeikommen soll und mir das anschauen soll!"

Am Ende wir Elodie immer lauter und als sie fertig ist falle ich ihr um den Hals.
"Das ist ja großartig", kreische ich und löse mich von ihr.
Wie aufgescheuchte Hühner springen wir auf und ab und grinsen uns an.

-

„Sie kommen also aus Österreich und machen hier ein Auslandsstudium?", fragt mich der Inhaber des Diners.
Wir sitzen gerade in seinem kleinen Büro und er blickt mich durchdringend an.
Ich habe herausgefunden, dass das Diner ein Familienbesitz ist und von Mr. und Mrs. Clark geführt wird.

„Ja." bestätige ich seine Frage.

„Und Sie bleiben wirklich die ganze Zeit in London, ausgenommen Ferien?", kleine Falten bilden sich als Mr. Clark seine Augen zusammenkneift.

„Ja." bestätige ich wieder die Frage.

„Gut, dann würde ich sagen haben Sie den Job, ihr Lebenslauf, den Sie uns geschickt haben, ist ziemlich gut und vor allem ist es immer gut eine Medizinstudentin als Kellnerin zu haben." Er fängt an zu lachen und reicht mir seine Hand.
Überglücklich bedanke ich mich bei meinem neuen Chef und versuche mich zurückzuhalten um ihn nicht zu umarmen.

Ich verabschiede mich und während ich schwungvoll die Dinertür öffne ziehe ich mein Handy aus der Jackentasche.

„Elodie? Ich hoffe du hast heute Abend nich nichts vor?"