Kapitel 2

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Ich zog mir einen grauen Pullover an und schlüpfte in meine rosa farbigen Gummistiefel. Rosa wirkte einfach so harmonisch in den Farbtönen, die der Regen hinterlässt. Wie ein Farbtupfer auf einer meiner Leinwände.

Ich warf mir einen flüchtigen Blick im Spiegel zu und musste lachen. Ich brauchte definitiv noch meine Jacke, bevor ich raus ging. Sonst würde ich mir, nach Mom's Worten, eine fiese Grippe holen. 

Ich stürmte aus meinem Zimmer und rannte, so eilig ich war, volle Kanne in meinen Bruder Andrew. "Mal langsam!", lachte er und schob mich von sich. Er sah mich fragend an und als sein Blick von meinen Gummistiefeln zum Fenster flog lachte er lauthals los. 

"Du wirst doch nie erwachsen!", neckte er mich und ich rannte genervt an ihm vorbei. 

Ich trat nach draußen und schloss die Augen. Wie mich dieses Wetter doch entspannen konnte war wirklich faszinierend. 

Ich atmete die feuchte Luft ein. Sie roch und schmeckte nach Regen. Ich lief lächelnd in den Regen, streckte die Arme aus und sah hoch hinaus in den Himmel. 

Die Wolken glitzerten faszinierend und ein paar winzige Sonnenstrahlen bohrten sich durch die dichte Wolkendecke. Etwas in mir schreite danach, endlich loszurennen und meine Klamotten von dem kühlen Regen durchnässen zu lassen. 

Es war einfach unglaublich!

Die Massen an Regentropfen, welche auf meinen Körper herab prasselten, brachte meine Haut zum Kribbeln. Das Blut schoss mir viel schneller als üblich durch die Adern und ich spürte den Blitz und die Kraft, mit der er gleich in dem kleinen Feld am Ende dieser Straße einschlagen würde.

Wieso wusste ich nicht.

Ich vertraute dem Gefühl. Es zog mich einfach über die geteerten Straßen und ließ meine Gummistiefel in die Pfützen springen. 

Es war unglaublich!

Ich schaute in den Himmel und dicke Tropfen fielen mir ins Auge. Ich musste lachen und drehte mich im Kreis.

Wie verlassen diese Gasse doch wirken musste! 

Niemand, wirklich niemand, sah aus den Fenstern. Niemand schielte durch die Briefkastenschlitze, niemand stand unter der Terrasse um den Schauer zu genießen. Dabei nahm er einem all die Anspannung und Angst! 

Ich rannte immer weiter ohne mich umzusehen. Ich rannte über die Fahrbahn, ohne den Hauch von Angst. Ich fühlte mich frei und unabhängig, fühlte mich dazu in der Lage, abzuspringen und zu Fliegen. 

Ich streckte die Arme aus und genoss, wie sich der Wind gegen meine Körperteile legte und mir mehr Tempo verlieh. 

Immer weiter trug mich der Wind, bis die Straße endete und ich das kleine Feld entziffern konnte, welches sich am Fuße der Stadt erstreckte.

Plötzlich kribbelten meine Hände und ich spürte, wie sich der Blitz dazu bereit machte, einzuschlagen. 

Würde er mich treffen? Wie würde es sich anfühlen?

Ich verringerte mein Tempo und joggte über die nasse Wiese. 

Es war wie ein Rausch und eine Droge, die mich mit neuem Sauerstoff versorgte. Seit langem fühlte ich mich wieder lebendig und frei, unabhängig von dem Stress und meinen Eltern. Der Regen ließ mich aus meinem Albtraum erwachen und brachte mich in diese wunderschöne, kühle Realität. 

Früher habe ich unheimlich viel gelesen und mich in die ausgeprägten Geschichten und Charaktere verliebt, sodass ich selbst klägliche Versuche startete, eine Geschichte zu schreiben. Eine Geschichte, in der es um eine magische, eine andere Welt ging, in der nichts normal und langweilig war. 

Bis heute konnte ich einfach nicht glauben, dass es in dieser Welt nur darum ging, Geld zu verdienen und zu Arbeiten. Ich konnte mich einfach nicht mit dem Gedanken daran anfreunden, dass es keine Magie, keine Hexen oder Vampire oder gar Werwölfe gab. Das alles konnte man sich doch nicht einfach ausgedacht haben!

Ein lautes Donnern riss mich aus meinen Gedanken und ich zog mein Tempo an, um den Wind in meinen Haaren nur noch intensiver zu spüren. Ich fühlte mich endlich dazugehörig und auf eine unerklärliche Weise besonders. 

Hier sagte mir niemand, wie wenig ich doch in diese Welt passte. Ich war einfach nur ich. 



Hunter #1.Platz Beim Platin AwardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt