Kapitel 12

80 12 0
                                    

Ich fiel und ich fiel und mein Bauch kribbelte wie verrückt. Je näher ich dem tobenden Meer kam, desto kälter wird mir. 

Mein Herz setzte immer wieder aus und meine schweren Beine ziehen mich in die Tiefe. 

Ich schnappte nach Luft und tauchte in das beinahe schwarze Wasser, welches mich gefangen und aufnehmen wird. Meine Seele wird irgendwo hier in dem Wasser aufgefangen  und mein Körper an die Oberfläche gespült werden. 

Kathrin...

Wieso hatte ich gar nicht an sie gedacht? Oh mein Gott...

Ich strampelte im Wasser und versuche, an die Oberfläche zu kommen. Ich kämpfte gegen die unsichtbaren Arme, die sich um mich schlossen und ihren Griff bei der kleinsten Bewegung meinerseits verstärkten. Ich kämpfte gegen mein eigenes Leben, welches nach Hilfe und Kraft rief. Ich kämpfte gegen mich selbst und gegen mein Leben, dass einst so schön begonnen hatte.  Die Strömung packte mich und zog mich immer tiefer nach unten. Meine Lungen füllten sich nach und nach immer weiter mit salzigem Wasser, welches in meinen Lungen wie ein brodelndes Feuer tobte. Ich fuchtelte wie wild mit den Armen um mich der Kraft zu entreißen, die mich in ihrem Bann hielt, doch mit jeder Bewegung wurde ich schwächer und fühlte mich kleiner. Ich wurde von meinem eigenen Leben, meiner eigenen Familie und zuletzt von meiner eigenen Hoffnung besiegt und hilflos zurück gelassen. 

Ich schloss meine brennenden Augen und fühlte das Wasser auf meiner Haut. Meine Klamotten klebetn an meinem zitternden und schmerzenden Körper und ich zählte die Sekunden, die mir noch blieben, bis mein Herz aussetzte. 

Ich spürte meine Arme und Beine nicht mehr und selbst, wie ich immer tiefer wie ein Stein zu Boden sank, nahm ich kaum noch war. Mein Körper war taub und meine Sinne waren gelähmt. Ich würde sterben. Endlich.

Ich wusste, dass es vermutlich noch einen anderen Weg gegeben hätte, doch diesen hätte ich nicht verdient. Das letzte, was ich wollte, war, dass das Alles endlich aufhörte. Ich schuldete es meiner zerstörten und niedergeschmetterten Familie. Ich habe alles kaputt gemacht und hätte es nie wieder gut machen können. 

Die Angst verließ nach und nach meinen Körper und Entsetzen machte sich einen Bruchteil einer Minute in mir breit. Was würden die anderen Schüler bloß sagen? Wieso war ich bloß so schwach und so unfähig zu leben? Wieso bekam ich nicht einmal mein eigenes Leben in den Griff?!

Nach und nach verließen auch alle anderen Emotionen meinen Körper und machten genug Platz für eine bittere Kälte, die es sich in meinem Körper bequem machte. Ein letztes Mal öffnete ich schwach die Augen und sah in die Dunkelheit über, unter und neben mir. Es war zu spät, zu Ende, es war verloren. Ich hatte das Spiel verloren ohne gespielt zu haben...ich bekam, was ich verdiente...

Dann schaltete mein Körper ab, ich sank wie ein Wrack auf den Grund des gewaltigen Meeres und starb...


"Wach endlich auf!", zischte eine Stimme und rüttelte an meinen Schultern. Der Schwindel legte sich und ich schnappte aufgebracht und verzweifelt nach Luft, nachdem ich das Wasser aus meinen Lungen gehustet hatte. 

"Scheiße..", schluchzte ich und vergrub den Kopf in den Händen. Mein ganzer Körper bebte und schmerzte und ich war tatsächlich noch am Leben. 

"Wieso hast du das gemacht?!", schrie ich aufgebracht und wollte aufspringen, fiel aber direkt wieder auf den Po. 

"Das kann nicht sein...", wimmerte ich und kroch erschrocken zurück. Der Junge, dessen Namen ich nicht kannte, saß unmittelbar vor mir. Seine braunen Haare hingen ihm nass in die Stirn und seine dunklen, schwarzen Augen bohrten Löcher in die Luft. 

Hunter #1.Platz Beim Platin AwardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt