Es war schon sehr spät, als ich endlich in dem kleinen Bett lag, welches mir Edward zugeteilt hat. Das Zimmer, in dem ich lag, war atemberaubend schön eingerichtet und gemütlich, sodass ich mich einigermaßen entspannen konnte.
Jason und Edward schliefen in der ersten Etage, weit genug von mir weg. Ich hatte endlich Zeit über das ganze grausame Geschehen nachzudenken. Worauf hatte ich mich hier bloß eingelassen?
Ich sah aus dem Fenster und Tränen sammelten sich in meinen glasigen Augen. Würde meine Familie mir je wieder verzeihen? Ich wollte es einfach nicht glauben. Die Worte gaben in meinem Kopf. Dad war tot. Er würde nie wieder kommen. Wirklich nie, nie wieder. Hatte er Schmerzen? Hatte er vielleicht sogar Angst?
Ich weinte vor mich hin und setzte mich irgendwann dann doch auf. Schlafen würde ich nicht können, so aufgewühlt war ich. Meine Gedanken flogen immer und immer zu Dad. Würde es mir erlaubt werden, seine Beerdigung zu besuchen? Wollte ich das denn auch?
"Scheiße..", schluchzte ich und wischte mir mit dem nassen Arm über die Wangen. Ich stand auf und lief zum Fenster. Der Mond stand hell am Himmel und erleuchtete das verlassene Feld, sodass ich deutlich weiter sehen konnte. Bäume ragten in den Himmel und deren Schatten verschluckten kleinere Pflanzen. Schließlich fing es an zu regnen und das mir all zu bekannte Gefühl machte sich wieder in mir breit.
Konnte ich jetzt einfach rausgehen?
Ganz leise schlich ich mich über den Flur und schließlich auch über die alte Treppe. Einige Stufen quietschten und ich biss die Zähne zusammen. Ich rannte auch den nächsten Flur entlang und hoffte dadurch niemanden aufzuwecken. Lebten ihr eigentlich noch weitere Personen?
Morgen früh sollte ich mit Kathrine reden. Vielleicht durfte ich ein oder zwei Nächte bei ihr bleiben. Wie würde sie reagieren, wenn ich ihr von meinem jetzigen Aufenthalt erzähle?
Ich schluckte und stand endlich vor der Terassentür, die mich nur noch wenige Sekunden von dem schaurigen Geschehen draußen fernhielt. Ich lächelte erleichtert und schloss, so leise wie es ging, die Tür hinter mir. Der Regen fiel auf meine nackten Arme und ich sah hoch in den Himmel, sodass das Wasser mein Gesicht waschen konnte. Die Tropfen liefen mir bis zu den Füßen, bis sie schließlich im Erdboden verschwinden.
Ich streckte die Hand aus und spielte mit dem sauberen Regen, welcher sich freundlicherweise über mir ergoss. Ich ließ den Tränen freien lauf, die sich erneut durch meine Fassade gebohrt hatten, schließlich würde der Schauer sie fortspülen und jegliche Spuren verwischen.
Ich lief durch den großen Garten und orientierte mich an ein paar Laternen, die den schmalen, sandigen Weg beleuchteten. Meine schwarzen Klamotten waren inzwischen wieder durchnässt, doch diesmal ließ ich die Kälte nicht an mich heran.
Dunkle Wolken schoben sich vor den Mond und ein Unwetter bereitete sich zusätzlich über dem Haus aus. Wirklich erleichtert kniete ich mich auf das nasse Gras und lies meine Hände durch die Grashalme wandern. Feine Wasserperlen blieben an meinen Fingerspitzen hängen und der erste Donnerschlag hallte in meinen Ohren. Fasziniert sah ich in den Himmel, der sich wie ein magisches Tor zu öffnen schien.
Gab es mehr als nur diese eine, langweilige Welt? War vielleicht doch etwas aus den alten Geschichten war? Gehörte Hunter dazu?
Nachdenklich setzte ich mich nun im Schneidersitz hin und legte meine Hände in meinen Schoss. Wasser nahm mir die Sicht und das Rauschen drang tief in meine Ohren. In der Ferne schlug ein Blitz ein, denn ein Schub Energie schoss in meine Fingerspitzen. Hatte es vielleicht eine einzigartige Bedeutung?
Ich wollte es endlich wissen. Wissen, was dieses Kribbeln und die Gänsehaut auslöste. Wissen, wieso ich immer und immer wieder diesen Traum träumte, in dem ich Hunter als kleinen Jungen traf.
DU LIEST GERADE
Hunter #1.Platz Beim Platin Award
Science FictionEin Leben auf einem anderen Planten hatte ich durchaus nicht auf meiner To-do-Liste. Doch dann traf ich diesen absolut verrückten Typen, der mitten in einem Gewitter vor meinen Füßen auftauchte und Gefühle entlockte, die ich noch gar nicht gekannt h...