Kapitel 24

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Draußen war es schon dunkel, doch nach langem Überreden hatte ich es geschafft, Hunter zu einem erneuten Training zu begeistern. Natürlich blieb seine düstere, verunsicherte Miene, doch ich blendete es aus und konzentrierte mich auf den Himmel, der unter Hunter's Magie vor sich hin brummelte. Der Mond erhellte die kalte Nacht, warf sein kaltes Licht auf die Erde und schenkte mir einen Einblick in die überaus verängstigende, dichte schwarze Wolkendecke. Es war, als würde es die andere Welt vor Eindringlingen schützen wollen, sich mit all seiner Macht gegen diese Fremden zu drängen versuchen. Ich schluckte. Der Wind auf meiner Haut, die starken Böen, die er wie lange Arme um mich herum durch die Luft schlug. Meine Haare, die ich in einem sehr lockerem Zopf zusammengebunden hatte, lösten sich nach und nach, verweigerten mir die Sicht auf Hunter, der nervös hin und her laufend hundert Meter entfernt von mir auf einer verlassenen Lichtung stand.

In diesem Moment konnte ich mich nichts anderes fragen, als was mit Edward und Alice passiert war. Würde ich sie je wiedersehen egal ob auf dieser Erde oder in einem entfernten Lebensraum, der sich mir momentan noch als ein großes, Neugier weckendes Rätsel bot.

"Bereit?", rief er, etwas zu laut für meinen Geschmack, da ich seine flehenden Worte, meine Meinung zu ändern, in meinem viel zu schnell arbeitendem Gehirn hörte. Wie auch immer er das anstellte, es hinterließ den Eindruck, als würde er hinter und nicht hundert Meter entfernt von mir stehen und mir warnend ins Ohr flüstert, dass er das nicht freiwillig tun würde.

Ich nickte. Wie auch immer, er nahm diese kleine Gestik war und hob langsam seine Hand in Richtung beunruhigende Wolkendecke. Der Wind und das tiefe Grummeln des Himmels nahmen zu, der Himmel schien mich ebenfalls für meine Dummheit zu verfluchen, denn der Wind riss mich beinahe von den Füßen. Ich starrte mit aufgerissenen Augen auf den jungen Mann, der mit einem weißen, im Wind flatternden Hemd und einer schwarzen Jeans vor mir stand und den ich trotz der verschlingenden Dunkelheit erkennen konnte. Seine Unterarme in dem selben Licht wie die meinen, unsere Herzen möglicherweise beide kurz davor, aus unserer zugeschnürten Brust zu springen. Er, weil er wusste, was möglicherweise passieren könnte und ich, weil ich wusste, was beim letzten Mal passiert ist. Doch würde diese Verbindung, dieser erneute kleine Fehler, um in eine andere Welt zu gelangen, nicht dazu ausreichen um uns einander noch besser zu vertrauen? Er, weil er genau weiß, was ich alles für ihn tun würde und ich, weil ich mir um seinen gezwungenen Gefallen keine Sorgen machen würde. Freiwillig würde er mir so etwas mächtiges nicht an tun, nichts, dass mir möglicherweise meinen kostbaren Atem und sein schlagendes Herz rauben könnte.

Ich streckte meine zittrige Hand ganz langsam dem Himmel entgegen, stellte mir vor, wie ich in die Höhe schweben und mit meinen Fingern die Dicke, verstaubte Decke durchbohren und das Portal öffnen würde. Um mich herum wurde es beunruhigend still. Ich vernahm aus irgendeiner Richtung einen Ruf von Hunter, dessen Emotion und Aussage ich nicht deuten konnte. Meine Augen sahen nichts, nur Licht, weißes, kaltes, verworrenes Licht. Dann, dann riet mein Instinkt mir, den Kopf zu heben. Zentimeter für Zentimeter, ich schloss die Augen, öffnete sie wieder, blinzelte um Tränen zu unterdrücken, die das beißende Licht in mir hervor riefen. Ich war wie gefesselt, nur stand ich noch da, meine Haare halb in meinem Gesicht klebend und meine Brust aufgeregt sich hebend und senkend. Ich schluckte. Ein letztes Mal sah ich in den Himmel, der sich mir diesmal auch als Himmel zeigte, sah, wie sich der geladene Strahl aus Energie sich blitzförmig genau auf meinen Körper zu schlängelte.

Das Grummeln um mich herum war komplett verschlungen von einer ergreifenden Stille, die mich meinen eigenen, schreienden Herzschlag hören ließ.

"Hunter..", entwich es mir, als ich ihn plötzlich in diesem Nebel aus Licht sah, er schien mir eher als eine Vision, eine Vorstellung oder ein guter Trick meiner Fantasie, dennoch starrten mich seine vor Schmerz und Panik aufgerissenen Augen an, seine Lippen bebten. Er rannte auf mich zu, bewegte sich allerdings in diesem Nebel aus letztem Leben nicht fort. Die Zeit stand still und wie der Blitz sich knisternd in meinen Körper bahnte, sich durch meinen Scheitel, durch meinen Magen bis hin zu meinen Füßen bohrte, so sah ich mit eigenen, brennenden Augen dabei zu, wie Hunter sich nach und nach immer weiter auflöste. Ein letzter Schrei entwich mir, dann fiel ich hinab, hinab auf das nasse, vom Mondlicht bescheinte Gras.

Ein Aufbrall, ein Stromschlag, mein immer langsamer werdender, voller Adrenalin geladener Herzschlag.

Hunter #1.Platz Beim Platin AwardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt