Kapitel 16

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"Jetzt warte doch!", rief er mir hinterher und ich hoffte, er würde mich einfach gehen lassen. Der Typ hatte wirklich Stimmungs Schwankungen!

"Was willst du?", zischte ich ihm an, als ich auf der anderen Straßenseite angekommen bin. Mein Herz schlug ungeheuer schnell in meinem Brustkorb, beinahe so schnell, dass ich nicht genug Sauerstoff einatmen konnte. 

"Es tut mir leid.", murmelte er und rannte über die geteerte Straße auf mich zu. Was sollte ich jetzt machen? Sollte ich einfach weitergehen? Meine Gefühle spielten mir einen Streich und das erste Mal seit langem fehlte mir die Sprache. Sollte ich ihn hassen oder ihm verzeihen? 

"Elenor...", sagte er leise und griff nach meiner Hand. Blaue Funken flogen durch die Luft, als seine Haut auf meine traf und ich beobachtete ihn genau, wie er seinen Körper anspannte. Er schluckte und hielt meine Hand dann vor meine Augen. Sie leuchtete in einem sanften, bläulichen Licht und ich spürte die vertraute Energie, die mich normaler weise immer nach draußen in das Unwetter rief. 

Sollte ich jetzt überrascht sein, nach all dem Unmöglichen, dass sich vor meinen Augen bereits abgespielt hatte. 

Mein Blick wanderte seine Arme hoch und verfolgte die Energie, die Spannung, die sich mir als Elektrizität vorstellte. Sie strahlte auf seiner Haut und brodelte vor sich hin, als würde sie darauf warten, heraus zu kommen. Konnte er sie tatsächlich nutzen? Hatte er so etwas wie magische Kräfte? 

Amüsiert sah er mich an und ihm entwich ein schüchternes Lächeln. Vorsichtig ließ er meine Hand wieder los und ich fuhr vorsichtig über die angespannte Haut, die ganz verrückt kribbelte. 

"Ich...ich weiß nicht was ich sagen soll.", gestand ich und hob meine Hand in das Mondlicht. Plötzlich sammelte sich auch auf meinen Unterarmen Energie, die so schön wie die Sterne funkelte. 

"Das ist bestimmt ganz schön komisch für dich.", lachte er leise und suchte meinen Blick. Ich war so konzentriert darauf, meine Arme zu mustern und die blauen Ranken zu begutachten, dass ich ihn für einen Moment lang völlig vergaß. Alles um mich herum schien plötzlich anders zu sein. Der Mond schien nun viel heller und intensiver, die Sterne funkelten deutlich schöner, der Wind umhüllte mich wie eine dünne Jacke. 

Ich sah hoch in den Himmel und wünschte mir, dass es anfing zu regnen. "Woran denkst du?", riss er mich aus meinen Fantasien und ich sah ihn etwas irritiert an. Er rieb sich über den leuchtenden Arm und fuhr sich anschließend verlegen durch die Haare. 

"Wenn ich dir mein Geheimnis erzähle, erzählst du mir dann von deinem?", fragte er und sah ebenfalls hoch in den Himmel. "Das kommt glaube ich ganz darauf an, wie groß dein Geheimnis doch ist...", erwiderte ich leise und staunte, als er mit der Hand anfing, über seinem Kopf die Wolken zu streicheln. Ja, so sah es wirklich aus. Er zeichnete eine Linie in den Nachthimmel und lautes Donnern folgte. Die ersten Regentropfen fielen vom Himmel und ließen mich endlich wieder aufwachen. Also träumte ich wohl doch nicht. 

Das hier war besser, als alles Andere. Noch nie hatte ich so etwas unglaublich Schönes erlebt und es mit eigenen Augen mit angesehen. Der Regen wusch meine Trauer und den Schmerz fort und hinterließ meinen Körper seelenruhig und unbesorgt. 

"Wahnsinn..", flüsterte ich erstaunt und streckte die Arme von meinem Körper, um den Regen noch besser spüren zu können. Als ich Hunter dabei beobachtete, wie er mit der Hand auf einen alten Baum zeigte, der vermutlich so oder so bald gefällt werden musste, schlug ein Blitz mit seiner vollen Größe ein. 

"Ich bin da..", hustete jemand und ich taumelte ein paar Schritte zurück. "Was gibt's?", hörte ich jemanden fragen, der immer noch hustete und langsam auf uns zu kam. "Elenor..?", fragte er überrascht und mir fiel die Kinnlade hinunter. 

"Es freut mich sehr, dass ich dich einmal treffen darf!", rief er und nahm meine Hand, die wieder zu strahlen begann.  "Wer...woher kennst du meinen Namen?", fragte ich nervös und sah zu Hunter, der mich mit einem schüchternen Lächeln musterte. 

"Du bist eine Legende in unserer Welt. Die, die sich der Macht des Blitzes wiedersetzt hat.", erklärte er und begrüßte Hunter mit einem Handschlag. Ich musste zugeben, er sah wirklich verrückt aus. Seine schwarzen Haare standen ihm in alle Richtungen ab und seine Klamotten schienen teilweise angeschmort. 

"Elenor, dass ist Blake.", stellte er mir seinen Freund vor und ich nickte fassungslos. "Die Kleine ist echt bezaubernd!", sagte er und sah mich an, wobei er mich immer mehr an einen betrunkenen jungen Mann erinnerte, der nicht mehr wusste, was er da tat. 

"Lass es.", sagte Hunter ernst und griff nach meiner Hand, wobei ich den kleinen Stromschlag spürte, der in meinen Körper eindrang. Ich musterte diesen Mann bereits zum dritten Mal und nach und nach begann ich, ihn sympathisch zu finden. 

"Blake..richtig?", begann ich und lief ein paar unsichere Schritte auf ihn zu. Während das Gewitter über unseren Köpfen sein Unwesen trieb, stellte ich mir vor, wie Kathrine reagieren würde, wenn ich ihr von all dem hier erzähle. 

"Du darfst uns nicht verraten!", rief Blake entsetzt und starrte mich mit aufgerissenen Augen an. Hatte er gerade etwa meine Gedanken gelesen? 

"Was denkst du denn, Kind?", lachte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Haut war ebenfalls voller Asche und roch verkohlt, trotz des Regens. Ich wischte mir das nasse Haar aus dem Gesicht und Hunter beendete den Regenschauer, während er das Grummeln des Himmels am Leben ließ. 

"Du hast vorhin gesagt, ich wäre eine Legende oder so etwas...", stammelte ich und sah ihn verwirrt an, während ich mit meinen Händen durch die Luft fuchtelte. Das Mondlicht, dass durch die düstere Wolkendecke drang, gewährte mir einen Blick auf sein Gesicht. 

Hunter legte seine Hand auf meine Schulter und löste ein ganzes Feuerwerk in meinem Körper aus. Immer wieder tauchte er vor meinem inneren Auge auf und ich lächelte verlegen. 

"Die Kleine ist verliebt!", rief Blake begeistert und sprang übergeschnappt in die Luft. Mit in die Luft meine ich, dass er voll falscher Freude beinahe 10 Meter in die Höhe sprang. 

"Bitte beantworte doch meine Frage!", bat ich ihn und wich seiner Anspielung aus. Ich warf Hunter einen flüchtigen Blick zu, der abwesend in den Himmel sah und das Unwetter beobachtete. Mein Herz sprang mir beinahe aus der Brust, doch ich versuchte es mit all meiner Kraft zu ignorieren. 

"Du weißt es bereits.", sagte er und kam humpelnd auf mich zu. Ich gestand, er war wirklich verrückt. 

"Wovon redest du?", hakte ich nach und erwiderte seinen amüsierten Blickkontakt. 

"Elenor...ich kann die Bilder sehen.", lachte er und drehte sich für eine Sekunde von mir weg. 

"Ich weiß wirklich nicht, wovon du sprichst.", sagte ich und überlegte angestrengt. 

"Liebes, denkst du wirklich, du würdest jede Nacht denselben Traum träumen, wenn er nicht der Wirklichkeit entspräche?", sagte er und warf mir einen freundlichen Blick zu. 

"Das alles ist wahr. Du wurdest einst von einem Blitz getroffen, doch wurdest du nicht so wie jeder Andere in eine weit entfernte, magische Welt gebracht....", erklärte er und schien sich irgendein Geschehen vor dem inneren Auge anzusehen. 

"Ich habe...ich habe es also überlebt?", stellte ich fest und mein Blick fiel wieder auf meine Hände. 

"Ja, meine Liebe. Du gehörst zu Hunter. Du gehörst auch in unsere Welt.", sprach er und stand nun vor mir. 

Es ergab alles einen Sinn. 


Hunter #1.Platz Beim Platin AwardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt