Kapitel 3

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Der Blitz schlug unmittelbar vor meinen Füßen ein und ich war erstaunt, wie viel Wärme er ausstrahlte. 

Es war, als bliebe die Zeit stehen. 

"Das ist unglaublich..", flüsterte ich und streckte meine Hand nach der Energiequelle aus, um die Kraft zu spüren, die mich gerufen hat. 

Träumte ich?

Ich lauschte, wie sich der gewaltige Donner direkt über meinem Kopf, nein in mir, nein neben mir, ausbreitete. 

Mein Herz pochte wie wild in meiner Brust und ich konnte die Wellen spüren, die der Donner hinterließ. 

Vorsichtig streckte ich meine Hand aus, völlig fasziniert von dem unnatürlichen Geschehen. Vielleicht stand die Zeit auch gar nicht still, sondern nur der Blitz, dessen grelles Licht in meine Augen stach. 

Das konnte doch nicht sein...

Ich berührte das, was ich für den Blitz hielt, wieso auch immer. Ich hatte keine Angst noch hinterfragte ich, wieso der Blitz solange zu sehen war. 

War das überhaupt möglich, bildete ich es mir nur ein? 

Ich war doch verrückt!

Nein, es war echt. 

Und dann, dann geschah etwas, was mich wirklich erschreckte. Der Blitz erlosch ruckartig und meine Hand lag auf der Schulter eines...Jungen!

Ich schrie auf und riss meine Hand weg. Der Junge sah mich an, doch ich wollte einfach nur weg. 

Diese tiefschwarzen Augen...

Während er da stand und sich den Staub von seinen schwarzen Klamotten wischte, starrte ich ihn an und schüttelte ungläubig den Kopf. 

Scheiße, ich war wirklich übergeschnappt!

Plötzlich schien es so, als würden die Wolken immer näher kommen und der Wind stärker, doch ich wehrte mich dagegen und rannte. 

Die Decke aus Wolken drohte, mich zu zerquetschen und aufzuhalten, doch ich nutzte meine letzte Kraft um mich aus dem Staub zu machen.

Rannte einfach weg. 

Als ich mich noch einmal zu dem Jungen umsah, war er verschwunden. Ach.du.Scheiße.

Nein, nein, nein, nein! Wie konnte so etwas nur möglich sein?

Ich wollte einfach nur die Haustür aufreißen, in mein Zimmer stürmen und die Tür abschließen, doch plötzlich war ich erschöpft und müde und konnte mich kaum noch halten. 

Meine Lungen brannten und nahmen den Sauerstoff nicht mehr an. Alles geschah so schnell, dass ich nichts tun konnte. 

Ich krümmte mich und schnappte nach Luft, doch meine Lungen füllten sich mit dem Regen und die Energie, die sich erneut durch meine Adern in meinen Brustkorb fraß, schnitt mir ins Fleisch. 

Ich schrie, doch meine Stimme verließ meine Lippen nicht. 

Hilfe..!

Ich fiel auf die Knie und presste meine Hände auf meinen Brustkorb, der förmlich brannte. 

Wie lange würde ich noch so am Boden verharren?

Alles verschwamm und ein Piepen legte sich in meine Ohren.

Dieser Junge...

Mein Herz sprang mir förmlich aus der Brust, bevor es gefühlt verstummte.

Ich will ihn wiedersehen..

Ich sehe jemanden auf mich zu rennen.

Nein, ich muss...

Ich kenne diese Person.

Er war nicht normal...

Er gehörte zu meiner Familie, oder nicht?

Ich musste ihn sehen!

Das..das war doch Andrew!

Wie..wie kann so etwas möglich sein?

Er rennt auf mich zu. Ruft etwas. 

Habe ich es mir vielleicht nur eingebildet..?

Der Abstand zwischen uns verlängert sich. 

Haben mich meine Augen so getäuscht?

Oder wird er kürzer?

Nein, er war echt. Er war tatsächlich aus dem Nichts aufgetaucht!

Jemand griff nach meiner Hand, doch ich spürte nichts. 

Wie war so etwas derartiges nur möglich..?

Jemand rief meinen Namen und schüttelte an meinen Schultern. Es war Andrew, denn ich erkannte sein besorgtes Gesicht. 

Seine Rufe entfernten sich von mir und plötzlich stand der Junge hinter ihm und legte seinen Zeigefinger auf die Lippen. 

Was wollte er bloß von mir?

Oder war ich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort? Ich wollte aufwachen aus diesem Albtraum.

Mein ganzer Körper musste zittern und es breitete sich ein riesiger Kloß in meinem Hals aus, den ich nicht herunterschlucken konnte.

Die Augen des Jungen ... emotionslos. Leer. Kalt. Und doch schienen sie mir vertraut. 

Woher kenne ich diese Augen bloß? Sie waren genauso dunkel, wie die Nacht selbst und strahlten dieselbe Kälte aus, in der wir uns befanden.

Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf Andrew, der meinen Namen schrie und schließlich irgendetwas in sein Handy tippte. 

Der Junge musste in meinem Alter sein, vielleicht ein paar Jahre älter. 

Ich spürte den Schmerz wieder, der sich durch meine Wirbelsäule fraß und ein stechendes Pochen hinterließ. 

Würde ich sterben oder weiter leben?

Ehrlich gesagt wollte ich gerade einfach nur dieses Gesicht vergessen, jenes zu einem Verrückten gehörte. Vermutlich hatte er sich einfach nur einen Spaß daraus gemacht, mich zu erschrecken. 

Ich würde ihn darauf ansprechen, wenn ich ihn das nächste Mal sehen würde. 

"Elenor...!", schrie jemand und dumpfe Schritte drangen in meine Ohren. Was war bloß los mit mir? Ich wollte doch einfach nur nach Hause und schlafen. 

Wo war ich überhaupt? 

Wieso war ich hier?

Die Schmerzen drohten mich zu überwältigen und es war mir ein Wunder, wie ich so lange durchhalten konnte. 

Schließlich wurden meine Lider zu schwer und sie fielen zu. 

"Bleib stark, Elenor!", dachte ich mir und versuchte, mich in dieser Dunkelheit irgendwo festzuhalten.

Ich wollte um Hilfe schreien, denn ich fiel immer und immer tiefer, drehte und überschlug mich. 

Es fühlte sich so an, als würde ich in ein schwarzes Loch gezogen werden. 

Stille.

Hunter #1.Platz Beim Platin AwardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt