Kapitel 6

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Nach ein paar Minuten riss sie mich aus meinen Gedanken und wir hatten erneut angefangen zu lachen. Später hatte sie mich dann beruhigt und nach und nach tauchten Bilder in meinem Kopf auf, die wohl von dem Tag stammten, bevor ich hier war.

Sie spiegelten eher das Geschehen wieder, welches sich im Regen abgespielt hat.

Eine Gänsehaut überkam mich und ich erinnerte mich an den Jungen, eher den jungen Mann, der aus dem Nichts vor mir aufgetaucht war.

Bildete ich es mir nur ein, oder war er wirklich einfach so ganz plötzlich aufgetaucht?

Das konnte doch einfach nicht wahr sein!

"Kath..", fragte ich leise und sie sah von ihren Händen zu mir auf. "Ich glaube, ich muss dir etwas erzählen..", sagte ich leise und stand auf. Schnell zog ich mir die Klamotten an, die Andrew mir vorbei gebracht hatte und forderte sie auf, mir zu folgen.

"Elenor..!", rief mir eine Krankenschwester hinterher, die mich fragend musterte, es dann aber auf sich beruhen ließ. Ich würde heute Mittag entlassen werden, hatte mir ein etwas älterer Arzt in weißem Kittel gesagt.

"Was ist denn?", fragte Kathrine neugierig und griff nach meiner Hand. "Gleich.", flüsterte ich mit fester Stimme und sie verstand. Es war viel zu absurd um es möglicherweise noch Zuhörern zu erzählen.

Als wir das große Krankenhaus verließen und den gepflegten Garten betraten, drang mir der Geruch von einer frisch geschnittenen Hecke in die Nase.

Alles wirkte ruhig und friedlich und einfach perfekt.

Wir schlenderten einen kleinen Trampelpfad entlang, der uns an einem kleinen Springbrunnen entlangführte. Das Wasser plätscherte fröhlich vor sich hin und glitzerte, als die letzten warmen Sonnenstrahlen auf uns herab fielen.

Wie sehr ich den Frühling doch vermisste.

Die Luft war schön kühl und erfrischend und ich war wieder hellwach, als wir an einem riesigen Blumenbeet entlangliefen, welches sich in bunten Farbtönen erstreckt.

Vögel zwitscherten und ein Kaninchen rannte vor unseren Füßen auf die andere Seite des Gartens.

Über unseren Köpfen drang die Sonne durch die dünne Wolkenschicht und wärmte uns auf.

Als wir endlich bei einer kleinen Holzbank ankamen, die weit genug von den restlichen Besuchern entfernt stand, setzte ich mich und spürte, wie Kathrines Brust sich angespannt hob und senkte.

Wie sollte ich bloß anfangen?

"Wie lange habe ich geschlafen?", war das Erste, was aus meinem Mund kam. Die Worte hatten sich einfach aus meinem Mund geschlichen.

"3 Tage! Du warst ganze drei Tage weg..", seufzte sie und ihr Blick verharrte in den Baumkronen. Eine Trauerweide erstreckte sich mit all ihrer Schönheit neben uns und lud förmlich dazu ein, sich hinter ihren langen Armen zu verstecken.

"Komm mit..", bat ich sie und rannte auf den Baum zu, der uns eine kleine Türe zu unserem neuen Versteck öffnete. Hoffentlich würde niemand stehen bleiben und uns entdecken.

Wie lehnten uns an den dicken Baumstamm und ich schloss für einen kurzen Moment die Augen. Die Müdigkeit nagte noch immer an mir und meine Knochen schmerzten.

"An dem Abend nach unserem Telefonat, war ich wie immer draußen..", begann ich und zählte die Arme, die sich aus dem Himmel erstreckten.

Eins, zwei, drei, vier...

Ich war nervös und eingeschüchtert, nicht von meinem Begleiter sondern von all dem, was ich zu Gesicht bekommen habe. Ich wusste ja nicht einmal, ob es real war oder nur ein Streich meiner kläglichen Fantasie.

Fünf, sechs, sieben...

War es wirklich passiert?

Sie würde mich vermutlich für total verrückt und gestört halten. Nachvollziehbar.

Das konnte einfach nicht echt sein...

Die Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die Äste, die uns von der Außenwelt abschirmten und leise konnte ich das Surren vernehmen, welches kleine Grillen verursachten.


Hunter #1.Platz Beim Platin AwardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt