Kapitel 31

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EineWoche später und das Training wurde nur noch schlimmer. Das vorherschon stürmische Wetter bereitete mir jetzt, wo es dazu nochschneite, ordentlich viele Probleme und der dichte Nebel versprerrtemir andauernd die Sicht und hinderte mich daran, Tritten und Schlägenauszuweichen. 

Inzwischen konnte ich wenigstens meine Arme und Beinegleichzeitig in verschiedene Richtungen und Positionen bewegen- eingewaltiger Fortschritt, wenn man so wie ich mit zwei linken Füßenund einem blinden Auge auf das Schlachtfeld trat. 

Gut, blind war ichnicht, doch mein eingebildeter möchtegern Trainer lobte mein Talentfür das Übersehen von Anzeichen. Immer wieder strafte ich ihn mitBlicken, die ihn zum Mond schicken sollten, doch immer wieder tauchteer mit dem gleichen finsteren und genervten Gesichtsausdruck vormeiner Tür auf, nur um dann weiter still wie ein Grab meinTodesurteil zu unterschreiben.

 Wenigstens spuckte er manchmal einenoder zwei Sätze aus, auch wenn es nur zu dem Zwecke diente, michrunterziehen. Wenn er etwas konnte, dann lag ihm das Talent, anderefertig zu machen und auf die Palme zu bringen. Auch jetzt stand erauf dem riesigen Feld, das etwas abseits von dem Trainingsgebäudelag, in dem weitere Trainer und eine Schule untergebracht waren. Ichwar mir nicht sicher wieso es Leute geben sollte, die freiwillig aufsolch eine Art von Schreckenschule gingen. „...du würdest vorLachen das Bewusstsein verlieren, wenn du dich beim Kämpfen sehenkönntest! Das nennst du doch nicht wirklich Schläge!", keifte ermit einem spöttischen Ton und schüttelte den Kopf, sodass einigeseiner pechschwarzen Haarsträhnen tief in seine Stirn fielen.

 Ichkochte innerlich vor Wut und stürmte auf ihn zu um auszuholen, dochehe ich mich für meine Verhältnisse geschickt vom Boden erhob,packte er meinen Arm und wehrte meinen Schlag ab, indem er mirzusätzlich noch den Arm verdrehte. Ein stechender Schmerz schossdurch meinen Körper, hakte sich irgendwo zwischen einzigen Wirbelnin meinen Rippen ein und kroch dann ganz langsam über meinRückenmaak hinunter. 

Ich keuchte, blinzelte Tränen weg und rissmich aus seinem festen Griff. Er sah zu mir hinunter, hatte sichamüsierend auf die Lippe gebissen und die Arme hinter dem Kopfverschränkt. Der Wind- wie er in einem Film die Szene dramatisierenwürde- wirbelte meine Haare hoch, allerdings so unkoordiniert, dasssie mir die Sicht erschwerten und ich beim Zurücktaumeln über meineeigenen Füße stolperte.

 „Nicht einmal gegen den Wind hättest dueine Chance..", neckte er mich und drehte mir provokant den Rückenzu. „Macht es dir wirklich solch eine Freude, andere zukritisieren?", schrie ich ihn an, doch meine Worte schienen anseiner Hülle einfach abzuprallen und wie ein schallendes Echozurückzudräschen. Ich stapfte auf ihn zu, stemmte die Hände in dieHüfte und bot ihm die Stirn. Er hob ja nicht einmal den Blick! Dannschließlich sah er mich an. 

Grübelnd versuchte ich aus seinen Augenabzulesen, was er dachte, doch es war mir ein Rätsel, dass nur dieGötter lösen konnten. „Eigentlich nicht, aber du ziehst immer soherrliche Grimassen, wenn dir jemand die Wahrheit sagt.", meinte erund ich wich zurück.

 Hatte er das gerade ernsthaft gesagt? „Wasfällt dir ein?!", zischte ich ihn an und bohrte ihm mit demZeigefinger in die Brust, auch wenn er keinen Zentimeter zurückwich. 

Nicht einmal ein winziger Muskeln in seinem Körper regte sich. „Ichwerde mir einen anderen Trainer suchen.", beschwerte ich mich undstapfte an ihm vorbei. Schneeflocken hatten inzwischen meine weißenHaare belagert und durchnässt und ich fror, als würde ich in einemBikini durch meterhohe Schneestraßen schlurfen. „Ich war derEinzige, der bereit war, auch nur in deine Nähe zu treten. Dusolltest deine Ansprüche zurückstellen und einfach mal aufhören,dich bei dem Kleinsten zu beschweren!", warf er mir hinterher undich verharrte auf dem Absatz.

 „Das ist mir egal.", log ich. Ichspürte, wie seine Worte etwas trafen, was sie nicht hätte treffensollen. Wie sie etwas durchbohrten, was ich mal als eine Wand erbauthatte. Ich schluckte und starrte auf seine muskulöse Schulter. Ichwollte ihn nicht ansehen, nicht einmal seine Stimme hören, doch ichkonnte mich seiner beunruhigenden Anwesenheit nicht entziehen. 

„Ichhabe dir nichts getan. Zumindest nichts, was man so falsch verstehenkönnte, gleich Hass auf eine andere Person zu entwickeln.", fügteich leise, kaum hörbar hinzu und kaschierte mit einer lockerenArmbewegung meine brüchige Stimme. „Du findest sicher niemanden,der seine Zeit mit jemandem wie dir verschwenden möchte.", hauchteer mir ins Ohr. 

Wie konnte er sich so schnell bewegt haben? Ichschrak zurück und verlor das Gleichgewicht. Unsanft landete ich ineiner Pfütze, in der sich getauter Schnee sammelte und sich mit Erdemischte. Ich brachte keinen Satz mehr raus, stotterte einfach nurfassungslos vor mich hin. „Was hast du gegen mich?!", schluchzteich und hasste mich dafür, Schwäche zu zeigen. Dieser Kerl hatte esnicht verdient, dass ich auch nur eine Träne wegen seinenlächerlichen Sprüchen vergoss. Ich richtete mich auf und schwor mirin dem Moment, als sich unsere wütenden Blicke begegneten und meinHerz einen ungewollten Satz machte, dass ich diesem Kerl den Kopfabbreißen würde, ehe er von jemand anderem getötet werden würde.

@avis_der_Schatte 


Hunter #1.Platz Beim Platin AwardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt