Farbe

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Ich wurde erst bleich und machte dann einen Schritt auf ihn zu:

,,Gib. Ihn. Mir. Zurück."

,,Magst du diese Puppe so sehr? Was wohl passiert wenn ich sie...hm...aus dem Fenster schmeiße?"

Er grinste und ging Richtung Fenster. Jetzt brannten mir die Sicherungen durch: Ich nahm Anlauf und schmiss mich auf ihn. Sofort kamen schon die anderen und versuchten mich wegzuzerren. Ich strampelte und schlug um mich, um irgendwie an LJ ranzukommen, ich schrie. Die anderen lachten nur. Aber nur so lange bis es passierte: Plötzlich stand der richtige LJ vor dem Jungen und grinste ihn an, wobei seine spitzen Zähne besonders zur Geltung kamen:

,,sUchSt dU SpAß?"

Ganz gelassen packte er ihn am Kragen und hob ihn hoch. Der Junge sah jetzt nicht mehr so selbstsicher aus, im Gegenteil, er zitterte wie Espenlaub und starrte mit weit aufgerissenen Augen LJ an. Dieser kicherte und legte eine Hand an die Kehle von seinem Opfer. Langsam drückte er zu.

,,mAcH dAs NiCHt nOchMAl, vErSTanDen?"

Immer mehr verstärkte er den Druck seiner Hand, bis der Junge hektisch versuchte zu nicken, während er nach Luft schnappte. Gleichgültig warf LJ ihn nun in eine Ecke des Raumes und wandte sich nun uns zu. Die anderen hielten mich immer noch fest, während ich einfach da stand und LJ anguckte, während die anderen ihn eher mit angsterfüllten Augen betrachteten. Der schwarz-weiße Clown legte seinen Kopf schief und ging langsam auf uns zu:

,,uNd JeTZt zU eUcH."

Noch ehe man sich versah hatten die anderen mich losgelassen und das Weite gesucht. Ich war immer noch erstaunt und wollte mich bedanken, doch-....vor meinen Füßen lag nur noch die LJ-Puppe.

,,(V/N) (N/N), was ist hier passiert!?!", ertönte plötzlich die donnernde Stimme meines Lehrers hinter mir. Langsam drehte ich mich um.

,,Das Übliche."

Niemand wird den anderen glauben, wenn sie anfangen von LJ zu reden. Sie werden denken, dass das eine lahme, abgesprochene Ausrede ist...oder?

Doch zu meiner Überraschung kamen alle rein und erinnerten sich gar nicht mehr an LJ. Stattdessen behaupteten sie, dass sie nicht wüssten, was passiert sei. Der Lehrer war ziemlich wütend deswegen und meinte am Ende nur, dass er bei ihren Eltern anrufen würde. Die anderen protestierten noch, doch der Lehrer machte dem ganz schnell ein Ende. Danach wurde normal weiter unterrichtet.

Nach der Schule war ich froh, endlich wieder nach Hause zu kommen. Doch dies änderte sich schlagartig, als ich sah, was meine Mutter gerade tat: Mit einem Müllsack bewaffnet sortierte sie Sachen aus. Papas Sachen.

Ich glaub mein Schwein pfeift!

,,Was machst du da?!"

Erstaunt wandt sie ihren Kopf um:

,,Na was wohl, ich sortiere aus."

,,Aber das sind Papas Sachen!"

,,Ja, eben. Es wird höchste Zeit, dass sie wegkommen. Er braucht sie ja nicht mehr und wir brauchen den Platz."

,,Wofür denn?! Vorher sind wir doch auch gut klargekommen!"

,,Mensch, jetzt zieht aber Fred bei uns ein! Und er muss ja auch sein Zeug irgendwo lagern können."

Nun konnte ich meine Worte nicht mehr zügeln:

,,Diesen...DIESEN Arsch willst du bei uns wohnen lassen!!?"

Die Stimme meiner Mutter wurde lauter:

,,Jetzt hör aber mal auf! Schon die ganze Zeit bist du so ekelhaft zu ihm, weißt du wie peinlich das für mich ist? Hm?!"

,,Na, es ist doch selbstverständlich, jeder würde so sein, wenn er noch halbwegs bei Verstand ist, ich meine, Gott, er säuft doch nur die ganze Zeit und baggert alles an, was zwei Beine hat! Es wäre nicht schwer zu glauben, dass der sich irgendwann an mir vergeht! Und du stehst nur daneben und grinst bescheuert!!-''

,,(V/N)"

,,Mal im Ernst, DER soll ein Ersatz für Papa sein? DIESER Wichser!?! Sei doch ehrlich, du nimmst ihn doch nur weil du so notgeil bist!!!"

Und da ertönte ein Knallen. Dann spürte ich es. Ein Brennen auf meiner rechten Wange.

Sie hat mir eine Ohrfeige gegeben....sowas hätte Papa niemals zugelassen...

,,Ich will nicht mehr mit dir verwandt sein..", flüsterte ich noch, dann ging ich in mein Zimmer und knallte die Tür zu. Noch bevor meine Mutter was machen konnte, schloss ich schnell ab. Dann ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Nur passiv nahm ich war, wie meine Mutter gegen die Tür hämmerte:

,,Mach SOFORT die Tür auf!!!"

Doch ich dachte erst gar nicht dran. Plötzlich merkte ich, dass sich ein Schatten über mich legte. Langsam schaute ich auf und sah direkt in die eisblauen Augen meines besten, und nun auch einzigen Freundes. Ich wollte schnell meine Tränen wegwischen, doch er kam mir zuvor, indem er vorsichtig über meine Wange strich. Seine Hand war kalt. Ein leises Schniefen konnte ich nicht unterdrücken, woraufhin er mich sanft in Arm nahm und beruhigend meinen Rücken streichelte.

,,Alles ist gut...ich bin da..alles ist gut..", murmelte er immer wieder in mein Haar, während ich mich an ihn schmiegte. Es war so überwältigend, ihn jetzt auch im realen Leben in seiner wirklichen Gestalt zu sehen, zu fühlen. Vorsichtig atmete ich seinen Duft ein. Er roch nach Zuckerwatte und Kindheit. Langsam beruhigte ich mich wieder.

,,Danke.."

,,Wofür?"

,,...dass du mir heute geholfen hast..und dass du mein Freund bist."

,,Dafür musst du dich nicht bedanken. Wirklich."

Eine angenehme Stille herrschte zwischen uns, während ich weiterhin mich an ihn schmiegte. Da fiel mir die Naht auf, womit ich seinen Arm einst geflickt hatte. Sofort wuchs mir ein Kloß im Hals.

,,Tut..tut es sehr weh..?"

,,Ein bisschen, aber das stört mich nicht."

,,Wirklich?"

,,Ja. Schließlich verbinde ich schöne Erinnerungen damit."

Ich konnte förmlich sein Lächeln hören, was mich auch wieder etwas beruhigte. Und da bemerkte ich es: Eine seiner Federn war nicht mehr schwarz, sondern erstrahlte in einem satten Himmelblau.

,,LJ..deine Feder..du..du wirst wieder bunt."

Und abermals stiegen mir Tränen in die Augen, aber diesmal vor Freude.

The light behind your eyes [Laughing Jack x Reader]#TeaAward2018 #iceSplinters19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt