Ohnmacht

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Reader PoV:

Die ersten Anzeichen gab es schon lange vorher: Kreislaufprobleme, Unsicherheit auf den Beinen...aber ich habe sie immer nur für den Moment wahrgenommen, nicht als ganzes. Tja, bis ich schließlich es wieder im Unterricht bemerkte. Während der Lehrer irgendwas vorne an die Tafel schrieb und dabei laberte, wurde seine Stimme plötzlich immer eindringender, während mein Sichtfeld langsam mit einer schwarzen Vignette ausgefüllt wurde. Mir war heiß und kalt gleichzeitig; mein Körper verlor zunehmend an Kraft. Punkte mischten sich nun noch vor meinen Augen dazu, mir wurde übel. Mein Kopf wusste, dass ich gleich zusammenklappen würde, mein Körper wollte diese Information nur nicht verarbeiten. Plötzlich wurde alles rot und in meinen Ohren dröhnte mein Herzschlag, dann spürte ich, wie etwas in mir losließ und ich langsam zur Seite glitt. Den Aufprall und den darauffolgenden Tumult bekam ich zwar noch mit, doch ich war wie in Watte gepackt....

Ich war auf einer weiten, weißen Ebene. Über mir war strahlend blauer Himmel. Kein Wölkchen war zu sehen. Verwundert schaute ich mich um.

,,Na, auch mal hier?"

Schlagartig drehte ich mich um. Dort, wo eben nur Leere gewesen war, stand nun ein junger Mann, so um die 20, mit blonden Haaren, blasser, leicht gräulicher Haut und Klamotten, welche mindestens 1 Jahrhundert auf dem Buckel hatten. Schief lächelnd begutachtete er mich.

,,Ähm...sollte ich sie kennen?"

Er lachte. Ein kaltes, grausames Lachen.

,,Natürlich, meine Liebe. Ich bin du."

Und plötzlich waren wir nicht mehr auf dieser weißen Ebene, sondern alles war voll mit Blut, überall lagen Leichen herum und er saß da, auf einen Stuhl aus Knochen und Menschenleder. Ich wollte weglaufen, doch da saß ICH in dem Stuhl. Und es war MEIN Mund aus dem ein grausames Lachen ertönte. Bilder schossen mir durch den Kopf, von Frauen, die schrien, die von mir gefoltert wurden, wie sie zerhackt wurden und wie ich sie zu Möbelstücken weiterverarbeitete. Ich schüttelte den Kopf und versuchte die Bilder zu verdrängen, doch es gelang mir einfach nicht.

,,Hau ab! Lass mich in Ruhe!"

,,Du verstehst es wohl immer noch nicht. Naja, von einem Weib kann man ja nichts anderes erwarten. Ich bin du."

,,Nein!"

,,Was?"

,,Ich könnte sowas niemals tun!"

,,Aber Liebes. Was machst du dann gerade?"

Und tatsächlich war ich plötzlich in einem alten Dachbodenzimmer und hatte die Hände um den Hals einer jungen Blondine gelegt. Ich hätte am liebsten losgelassen und geheult, doch ich konnte mich nicht regen, nur noch den Druck weiter erhöhen. Der Kopf der Frau war schon rot angelaufen, die Lippen blau, ihre Pupillen so groß wie Stecknadelköpfe starrten mich verzweifelt an. Sie wandt sich unter mir, japste und schnappte nach Luft, ihre Fingernägel gruben sich in meine Hände rein, versuchten sie wegzuzerren. Es war grausam. Abartig. Unmenschlich.

,,Hör auf!!"

,,Gibs doch zu. Gib zu, es macht dir Spaß. Diese...Überlegenheit! Macht! Jetzt kann sich keiner mehr über dich lustig machen, DU bist jetzt an der Spitze und alle, die dir Leid getan haben sollen büßen! In der Hölle schmoren!"

,,Du Monster!!!"

,,Surviving of the fittest, meine Liebe. Nur die Stärkeren können einen Platz unter der Sonne bekommen. So funktioniert nunmal die Gesellschaft, ach quatsch, das komplette Prinzip Leben! Vergiss diesen Mumpitz, den man dir eintrichtern will! Empathie, Nächstenliebe, so ein Unsinn! Das sind doch nur Ausflüchte von den Schwachen, damit sie sich auf ihrer faulen Haut weiterhin ausruhen können! Scheiß auf die Spenden! Das Geld kann man gut selbst gebrauchen! Geld regiert die Welt!"

,,...Wie kann man nur so kalt sein?"

Und plötzlich fühlte ich eine Hand, die mich auf der Schulter tätschelte:

,,Du bist ganz schön vom rechten Weg abgekommen, meine Liebe. Aber sei nicht Bang, ich bin jetzt ja wieder da und werde mich deiner annehmen. Bald wird dein Kopf frei von all diesem Gesüls sein, darauf gebe ich mein Wort. Wir werden gemeinsam einen Platz unter der Sonne bekommen. Verlass dich drauf."

Der Körper der Blondine erschlaffte, der Glanz in ihren Augen verschwand und das Pulsieren unter meinen Händen hörte auf. Sie war tot. Ein Schrei war zu hören. Es dauerte etwas, bis ich realisierte, dass es mein eigener war.

Laughing Jack PoV:

Ich wurde langsam wahnsinnig! Nachdem (V/N) zusammengebrochen war, hatte die Lehrerin sofort einen Krankenwagen angerufen und sie war hierher gebracht worden. Irgendjemand hatte zum Glück ihre Tasche mitgenommen, sonst wäre ich sogar noch von ihr getrennt worden und gerade jetzt wollte ich für sie da sein. Allerdings ging das auch irgendwie schlecht, denn niemand war auf die Idee gekommen, mich aus ihrer Tasche zu holen, so dass ich jetzt nicht nach ihr schauen konnte. Zwar, ich könnte mich verwandeln oder so, aber es war viel zu riskant. Jedoch...wenn ich bald nicht irgendwas bemerke, tue ich es. Ja, ganz bestimmt.

Man hörte, wie die Tür geöffnet wurde, Schritte, das Klacken des Fenstergriffes, wenn er umgelegt wurde, ein Ziehen, wieder Schritte und wie die Tür wieder geschlossen wurde.

Okay, jetzt!

Ich konzentrierte mich und krabbelte langsam aus ihrer Tasche, zog mich an dem Bettgestell hoch und lief zu ihr. Ihre Stirn hatte leichte Falten geworfen und generell sah sie ziemlich angespannt aus. Vorsichtig legte ich mich zu ihr. Und ich meinte zu spüren, wie ihr Körper etwas Spannung verlor..

Bitte...wach bald auf...

The light behind your eyes [Laughing Jack x Reader]#TeaAward2018 #iceSplinters19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt