Es war ein ziemlich warmer Tag geworden. Von den Wolken, die am Vormittag noch den Himmel bedeckt und die Strahlen der Sonne daran gehindert hatten, auf den Boden zu fallen, war nun so gut wie nichts mehr zu sehen. Die letzten, verbliebenden Pfützen glitzerten und in den blühenden Bäumen zwitscherten ein paar Vögel, die endlich ihre lange Reise beendet hatten. Alles in allem wirkte es für Eden so, als sei dies der erste, wirklich schöne Tag des Jahres und das lag sicherlich nicht am Wetter.
„Ich bin unglaublich stolz auf dich, weißt du das?" Ihre Stimme klang auf einmal viel heller und fröhlicher, als noch eine Stunde zuvor und dieser Fakt ließ sie sogar noch ein bisschen breiter lächeln, als Ash ihr das Gesicht zuwandte. In seinen Augen konnte sie zwar noch immer Spuren von Sorge erkennen, aber ansonsten schienen sie ihren alten Glanz erneut erhalten haben.
„Wieso das?", fragte er mit einem schiefen Grinsen. „Ich kann immer noch abhauen, wenn du nicht hinsiehst und dich wieder enttäuschen." Natürlich, es war ein Scherz, dass wusste sie, was auch sonst. Doch trotzdem zuckten ihre Finger in seinem Griff ein bisschen und sie blickte zu Boden.
„Das wirst du nicht", erwiderte sie, nicht ganz so überzeugt, wie sie eigentlich wollte. „Ich vertraue darauf, dass du das wirklich machst, Ash. Du willst genauso wenig wie ich, dass es Aiden wieder schlechter geht."
Nun war es an seinem Blick gen Boden zu wandern. Die Pflastersteine der Raven Terrace waren mit Schmutz bedeckt, Kaugummis waren von den vielen Schuhpaaren platt getreten worden und auf der einspurigen Straße fuhren Taxi-Fahrzeuge und Einfamilienautos vorbei. Schulkinder, die auf dem Weg nach Hause waren, kreuzten ihren Weg und vor dem Daybreak, einem kleinen caféartigen Geschäft mit grasgrüner Außenfassade und grauen Stützbalken, lungerten zwei Teenager in Bomberjacken, die an Zigaretten zogen und betont lässig gegen der Wand lehnten. „Natürlich will ich das nicht", murmelte er, als ein schwarzer Kombi an ihnen vorbeirauschte, aus dem der Klang eines lauten Basses drang. „Ich will ihm nicht wieder wehtun."
„Das weiß ich", erwiderte Eden sanft und strich mit dem Daumen kurz über seine Hand. Die Art, wie sie zusammen durch die Stadt gingen, das leise Flüstern des Flusses zu ihrer Linken und die verschlungenen Finger zwischen ihnen, gab ihr immer wieder das Gefühl, als wäre sie für Ash etwas ganz Besonderes. „Deshalb weiß ich auch, dass du dein Wort halten wirst."
Er nickte stumm, sein Blick fiel auf die rauchenden Jugendlichen und Eden seufzte. „Mach schon", sagte sie und löste ihre Hände auseinander. Sie lächelte, als sie seinen verdutzten Ausdruck bemerkte. „Es ist mir lieber, wenn du rauchst, als dass du dir wieder irgendwelche Drogen reinziehst, Ash. Also, mach schon. Ich weiß, dass du es willst."
Er schenkte ihr ein dankbares Lächeln und mit wenigen Handbewegungen hatte er sich eine Zigarette in den Mundwinkel gesteckt und sie mit seinem Feuerzeug angezündet. Der helle, weiße Qualm brannte zwar in ihren Nasenlöchern, aber solange es Ash irgendwie glücklich machte, seine Lunge zu verpesten, war sie auch zufrieden damit, ihre Atmung so zu regulieren, dass sie nicht den vollständigen Effekt des Zigarettenrauches in ihrem Körper spüren musste.
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Ashes of Eden
General FictionMit der Entlassung aus dem Krankenhaus, beginnt für Ash Whelan eine neue Chance, sein Leben endlich wieder in die richtige Bahn zu lenken. Während seine eigenen Gedanken dabei die größten Hürden darstellen, die er überwinden muss, schleicht sich auc...