Ash konnte sich sein erstes Treffen mit Yvonne noch immer perfekt vor Augen führen. Vielleicht hätte er schon damals wissen müssen, auf was er sich dort einließ. Vielleicht hätte er damals einfach umkehren sollen. Vielleicht war er aber auch froh darüber, dass er sie kennengelernt hatte. Aber so einen Abend konnte man auch unmöglich vergessen, wenn man nicht an einer Gedächtniskrankheit litt.
So eine Schulabschlussparty sollte eigentlich eine ausgelassene Feier sein. Absolventen, die in der Schule ohne Strafe trinken konnten, erleichterte Lehrer, die diesen Tag herbeigesehnt hatten und Boxen, die die Musik durch die ganze Halle feuerten, als handelte es sich um Tischfeuerwerk. Ein Abend, an dem viel gelacht und getrunken werden sollte.
Ash hatte sich schon Fehl am Platz gefühlt, als er überhaupt erst die Ankündigung erhalten hatte. Er wollte nicht mehr hier sein. Er hatte seinen Abschluss, also wollte er am liebsten diesen Ort nie wiedersehen. „Für einen letzten Abend wirst du wohl noch herkommen können", hatte Kilian gesagt. „Es wird dich schon nicht umbringen."
Janet und Jared waren auch da, wahrscheinlich das erste Mal, dass Ash sah, dass die Zwillinge sich nicht stritten und dass, obwohl sogar ihre Eltern dabei waren. Janet schenkte ihm ein schnelles Lächeln, als sie ihn bemerkte, unterhielt sich aber weiterhin mit ihrer Mutter und wirkte tatsächlich zufrieden.
„Du sollst dich amüsieren", sagte Kilian, der neben ihm aufgetaucht war und ihm einen Plastikbecher in die Hand gedrückt hatte. „Lass uns anstoßen." Er hob seinen eigenen Becher an und mit einem Seufzen stieß Ash dagegen. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit darin schwappte bedrohlich, tropfte aber nicht über. „Auf das wir diesen Scheißort endlich verlassen können, was?"
„Wird Zeit", gab Ash mit einem gezwungenen Grinsen zu.
Der Alkohol war schnell geleert und je mehr Ash trank, desto weniger Lust hatte er, sofort aufzubrechen. Er konnte sich sogar abbringen, irgendwie Spaß zu haben. Die Musik dröhnte in seinen Ohren, der Alkohol berauschte sein Blut, aber er war keinesfalls betrunken. Seine Laune fiel erst, als er Eden sah.
Sie sah hübsch aus, in dem trägerlosen Kleid, dass sie sich von ihrem hart ersparten Taschengeld gekauft hatte, aber Ash konnte sich an diesem Abend nicht dafür begeistern, dass aus seiner besten Freundin endlich eine richtige Frau geworden war. Zu sehr war er gerade wütend auf sie, zu sehr wollte er gerade wütend auf sie sein.
Wahrscheinlich hatte sie einen kühlen Ausdruck nicht bemerkt, denn mit einem ausschweifenden Lächeln kam sie auf ihn und Kilian zu. Dieser hatte aber sehr wohl mitbekommen, dass Ash gerade nicht die höchste Meinung von ihr hatte.
„Hey Eden. Willst du was trinken? Ich wollte... eh grad was holen." Er grinste Ash entschuldigend an, als dieser ihm einen tödlichen Blick zuwarf.
„Ja, danke, das wäre lieb." Sie wartete, bis Kilian zwischen all den Leibern verschwunden war, dann redete sie weiter. „Das steht dir. Also, der Anzug."
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Ashes of Eden
General FictionMit der Entlassung aus dem Krankenhaus, beginnt für Ash Whelan eine neue Chance, sein Leben endlich wieder in die richtige Bahn zu lenken. Während seine eigenen Gedanken dabei die größten Hürden darstellen, die er überwinden muss, schleicht sich auc...