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Die Nachricht kam kurz vor einundzwanzig Uhr an

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Die Nachricht kam kurz vor einundzwanzig Uhr an. Ash hatte sich in seinem und Aidens Zimmer zurückgezogen – sein Bruder war im Wohnzimmer und sah sich mit seinem Vater einen Film an, während ihre Mutter in der Küche etwas für Gäste am Sonntag vorbereitete – und an die Decke gestarrt, als sein Bildschirm aufgeflammt war.

Triff mich um zehn am See, an der üblichen Stelle. Ich muss mit dir reden. Normalerweise erzählte Eden ihm immer genau, worum es ging, wenn sie sich mit ihm treffen wollte, deshalb hatte ihn die Nachricht anfangs stutzig gemacht. Es sah ihr nicht ähnlich, Geheimnisse zu haben. Zumindest nicht mehr.

Ash setzte sich aufrecht hin und betrachtete die Wörter erneut, ehe er eine schnelle Zusage abschickte. Einerseits war er froh um die Ablenkung, die sie ihm bieten würde, andererseits machte es ihm irgendwie Angst, dass Eden so spät noch mit ihm sprechen wollte. Sie hätte ihn auch anrufen können, oder bis morgen warten, aber da sie das nicht tat, war es wohl wirklich wichtig für sie. Er verschwendete keine Zeit mehr in seinem Zimmer, tauschte die Jogginghose mit einer schwarzen Jeans und trat dann in den Flur.

Aiden bemerkte dies natürlich und wollte sofort wissen, wo sein Bruder denn um diese Uhrzeit noch hinwollte. Nicht, dass es Ash nicht erlaubt war, nach zwanzig Uhr das Haus zu verlassen, keineswegs. Es lag eher an den Erfahrungen, die Aiden gemacht hatte, wenn es passierte, dass er so spät plötzlich abhaute. Meist war Ash dann erst weit nach Mitternacht wiedergekommen und hatte so stark nach Alkohol gerochen, dass man denken könnte, er würde tagtäglich in einer Brauerei arbeiten.

„Was hast du vor? Triffst du dich wieder mit einem deiner Dealer und spielst mir dann die heile Welt vor?", zischte Aiden kalt und ließ die Wohnzimmertür hinter sich fallen, aus der die Geräusche des Spielfilms drangen, gedämpft, wie durch eine dicke Folie. Aus der Küche drang leise, klassische Musik – Charlotte sagte immer, sie konnte sich dann besser konzentrieren – und das monotone Geräusch eines Messer, welches immer wieder auf ein Holzbrett traf, drang an Ashs Ohren.

„Nein, stell dir vor, ich treff mich mit Eden", entgegnete er bissig und zog sich Jacke sowie Schuhe an. Aiden lehnte sich gegen den Türrahmen und bedachte ihn mit einem kritischen Blick, sodass Ash die Augen verdrehte. „Wirklich."

„Warum sollte ich dir glauben, Ash? Es hat dir bisher auch nichts ausgemacht mich anzulügen", stellte sein kleiner Bruder mit einem bitteren Beigeschmack in der Stimme fest.

„Ich lüge dich nicht an", gab Ash zurück. „Eden hat mir eben noch geschrieben, ich kann dir die Nachricht gerne zeigen."

Aiden schnaubte leise. „Lass mal. Ich vertraue dir, weil du gezeigt hast, dass du dich bessern willst. Aber lass dir eines gesagt sein, Ash", fügte er hinzu und er legte eine ordentliche Portion Eis in seine Worte. „Wenn du hier wieder betrunken aufkreuzt oder dich wieder mit Drogen vollpumpst, dann unterstütze ich Mum und Dad liebend gerne, dich nachts in einen Zug zu werfen, hast du verstanden?"

Ashes of EdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt