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Yvonnes Worte schienen immer noch in Ashs Kopf widerzuhallen, als Margery in das Wohnzimmer trat. Vielleicht lag es daran, dass die alte Dame so aussah, wie er sich seine Ex-Freundin im Alter immer vorgestellt hatte oder vielleicht auch daran, dass sie diesen gleichen, forschenden Blick in diesen hellblauen Augen besaß, den auch Yvonne hatte. Aber etwas an dieser Frau erinnerte ihn an sie und das führte dazu, dass er ihre Worte wieder hörte. Ich hätte wirklich Lust, heute wieder mit dir auszugehen, Tiger. Vielleicht was Essen und dann ins Kino? In der Spätvorstellung gibt es wieder einen dieser kitschigen Filme, über die man sich so gut lustig machen kann. Was sagst du?

Er hatte noch nicht auf ihre Nachricht geantwortet. Sie kam keine drei Minuten, nachdem Eden die drei Teetassen gefüllt und dann den Zucker aus dem obersten Regal geholt hatte. Ash hatte sie gelesen und sein Gesicht war ein bisschen gefroren, als er das tat. Aber mittlerweile hatte er sich erholt – dennoch war er sich nicht sicher, was er ihr antworten sollte. Sie erwartete ein Ja, gerne, ich würde mich freuen!, aber das konnte er ihr nicht schreiben. Zumindest noch nicht. Im Moment musste er sich auf das wichtigere Problem konzentrieren und das war die alte Dame, die ihn mit stechenden Augen betrachtete.

Margery Lynch war alt. Ihre Haut war faltig und die Tränensäcke unter ihren Augen traten so stark hervor, dass man meinen könnte, dort verbarg sie ein zweites Paar Augäpfel. Ihre Haare waren hell und grau, doch er konnte erkennen, dass sie mal blond gewesen sein mussten, denn auch bei seiner Großmutter sah es so aus; helle, strähnige Haare, beinahe strohartig. Margery trug sie schulterlang und hatte einen steifen Halskragen an ihrer Bluse. Die weiche Haut an ihrem Hals war weiß, mit feinen, blauen Äderchen durchzogen und wurde von ein paar Leberflecken markiert. Das schlimmste an ihr, waren die Augen und der Mund. Ihre Augen waren von einer so hellen, blauen Farbe, dass sie wie Eis wirkten und der beinahe weiße Kornealring um die Iris herum, machte diesen Anblick noch schrecklicher. Ein beinahe eisiger, harter Ausdruck war um ihren Mund erschienen, als sie Ashs schlaffe Schultern erblickt hatte. Die Falten in ihrem ganzen Gesicht hatten sich angespannt, als sie sich ihm gegenüber auf dem Sessel niedergelassen hatte. Eine beigefarbene Handtasche steckte in ihren Händen und sie umklammerte sie mit festem Griff; ihre Finger waren lang und gebrechlich, aber dennoch konnte sie noch immer sehr stark zupacken. Ein schwacher Geruch von Pfefferminzbonbons umwehte die alte Dame und alles in allem machte sie ihm eher Angst, als dass er glaubte, sie könnte ihm helfen.

Als Eden wieder ins Wohnzimmer kam – einen Teller mit kleingeschnittenen Apfelstücken in der Hand – schien sie die eisige Stimmung gar nicht zu bemerken, die zwischen der Psychologin und ihrem neuen Patienten herrschte. Stattdessen schenkte sie Margery ein fröhliches Lächeln und zwinkerte Ash zu, als den Teller zwischen den beiden auf den Tisch stellte, auf dem bereits zwei Tassen voll mit heißem Tee dampften. An Margerys Tasse steckte zudem noch ein Stück Zitrone.

Sie verließ das Wohnzimmer mit flinken Füßen und ließ Ash in der Höhle der Löwin alleine. Er schluckte schwer und verkrampfte seine Finger auf der Couchlehne. Margerys Blick war stur auf ihn gerichtet, sie wirkte irgendwie berechnend, als wollte sie ohne Worte herausfiltern, wer er war. Und so, wie er das im Gefühl hatte, schien das erschreckend gut zu funktionieren.

Ashes of EdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt