o14 || F O U R T E E N

187 22 28
                                    

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Die deutlichste Erinnerung, die Ash an diesen Abend hatte, beinhaltete ihn, Yvonne und ein Tablett voll mit Fast-Food. Auf dem bunten Papier, mit Anweisungen für ein Gewinnspiel, standen zwei volle Pappbecher mit Coca-Cola, salzige Pommes und zwei in dünnes, öliges Papier gewickelte Burger. Danach wirkte alles irgendwie verschwommen, als würde er einen Film schauen, nur, dass dieser hinter einer dicken Schicht Milchglas abspielen würde und der Ton würde durch eine Pappschachtel dringen müssen. Er konnte sich nicht daran erinnern, was er den Rest des Abends und der Nacht getan hatte, aber sobald er aufgewacht war, komplett nackt und das nicht in seinem Bett, da wusste er, dass irgendwas gehörig schiefgelaufen war.

Ash war so langsam und vorsichtig wie möglich aufgestanden, hatte seine Klamotten vom hellblauen Teppichboden aufgesammelt und sich dann mit dröhnendem Schädel und trockenem Mund in den Flur von Yvonnes Haus verzogen, in der Hoffnung, dass er sie nicht aufwecken würde. Seine Zunge klebte an seinem Gaumen, als er schließlich vollständig angezogen die Wohnung verlassen hatte und nun in der fortgeschrittenen Nacht auf der Straße stand. Er konnte sich nicht erinnern, was passiert war, aber das musste er auch gar nicht. Ein Blinder würde erkennen, was er und Yvonne getan hatten.

Es schien, als hätte jemand die Geräusche heruntergedreht. Nicht einmal der Wind in den Bäumen machte Töne, es war totenstill, nur Ashs rasendes Herz dröhnte in seinen Ohren, ließ seine Kopfschmerzen nur noch stärker erscheinen und er war für einen Moment so desorientiert, dass er nicht einmal mehr wusste, wo er war. Anhand der Häuser, der Straßenschilder und der Umgebung konnte er nicht ausmachen, wo er war; war es der Norden der Stadt? War er unterhalb des Sees? Konnte er da den Hafen riechen?

Aber Ash wusste genau wo er war, als er sein Handy hervorholte und auf die Uhrzeit blickte. Der Prozentbalken war fast heruntergebrannt, nur ein kleiner roter Teil war noch zu erkennen. Yvonnes Haus lag im Nordwesten der Stadt, in einer gewundenen Straße namens The Bailey. Es war eine friedliche Gegend, hatte Ash schon immer empfunden. Die Häuser waren alle flach und pastellfarben, mit dunklen Dächern, ein paar kleine Palmen standen auf sattgrünem Rasen und kniehohe Steinmauern grenzten die Gärten voneinander ab. In der Ferne, weit in der Ferne, konnte er den Highway hören – flüsternd leise Motorengeräusche und Reifen, die über den Asphalt rasten.

Seine Finger tippten automatisch eine Nachricht an Eden, auch, wenn er gar nicht wusste, wieso eigentlich. Er hatte ja nicht einmal mehr eine Ahnung, wie er in diese Situation geraten war. Ash fühlte sich kopflos an. Egal, in welche Richtung er blickte und gehen wollte, es fühlte sich falsch an.

Er ließ sich auf einer der Steinmauern nieder, ignorierte, dass sie noch feucht vom Regen war und starrte auf seine blassen Hände. „Was hab ich nur wieder angestellt?", fragte er sich selber, leise murmelnd, irgendwie krächzend. Sein Mund war immer noch trocken.

Irgendwann stand er auf. Er wusste nicht, wie lange er dort gesessen und versucht hatte, seinen Kopf zu reinigen, doch als er schließlich mit langsamen Schritten, viel zu vorsichtig, den Asphalt entlangging, da verwandelten sich der schwarze Himmel langsam in ein tintiges grau und immer mehr Lichter schienen in der Stadt anzugehen. Die Straßenlaternen um ihn herum tauchten alles in orangerotes Feuer und obwohl Ash keine Jacke trug – er wusste nicht einmal mehr, ob er eine Jacke mitgebracht hatte – fror er nicht. Seine Lippen waren taub und doch fror er nicht, weil er sich fühlte, als wäre er schon erfroren. Irgendwann war ein Eisklotz in seiner Brust erschienen und er zitterte – aber nicht vor Kälte. Seine Taten, an die er sich nicht erinnern konnte, würden Konsequenzen mit sich bringen, und Ash hatte mehr als Angst vor ihnen. Er fühlte sich schuldig, verloren und verlassen – und dabei wusste er nicht einmal mehr, was passiert war.

Ashes of EdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt