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Keuchend lehne ich mich gegen die aufgeheizten Backsteine der alten Sporthalle, während sich der Schatten dichter über mich ausbreitet. Der Schweiß rinnt meine Stirn hinunter,  meine Beine beginnen immer mehr zu zittern und das Pochen in meinem Kopf lässt mich den nächsten Schwächeanfall erahnen. „Das ist Krank." Der fauchende Unterton von Marienne lässt mich aufblicken. Sie reißt mir die Flasche mit zitternden Fingern aus meiner Hand, während sie unseren Sportlehrer mit düsteren Augen bedenkt. „Er hat sich bisher nicht ein Mal bewegt und ähnelt dennoch einem laufenden Waschlappen." Fährt sie ungeirrt fort. Ich würde am liebsten darauf erwidern, dass wir ihm alle gleich sehen, jedoch schnürt sich mein Hals durch den Flüssigkeitsverlust zu. Ich verstumme weiter und lege meinen Kopf in den Nacken.

Es ist nicht einmal mehr nötig, dass die Sonne nicht mehr scheint. Dies tat sie die vorherigen Zwölf Tage bereits zur genüge. Doch bereits zum Sonnenaufgang wurde einem bewusst, dass sich dieser Tag abhebt. Ich habe noch nie solch eine Wolkendecke am Himmel gesehen. So dunkel und ineinander verschlungen, so übereinander geschichtet und gruselig. Ich habe noch nie solch eine drückende Hitze gespürt. Als hätte man einen Deckel oder eine Kuppel über uns gelegt, die uns von der Kühle abschirmt. Nicht ein Strahl der Sonne gelangt auf den Boden.

"Bitte lassen Sie uns aufhören!" jammernd verzieht Marienne ihr Gesicht, als sie ihre Hände auf ihre Knien abstützt und um Atem ringt. Unsere Augen liegen abwartend auf unseren Sportlehrer, der unentschlossen durch die Menge schaut. Ihm ist bewusst, dass ein konsequenter Unterricht hier als einziges zählt. Sowohl die Konsequenz der Schüler, als auch die der Lehrer, umso schwieriger ist es für ihn nun die Stunde zu beenden.

„Also gut, geht euch umziehen und anschließend in die Schule. Aber denkt daran euch nicht zu sehr zu Unterkühlen, wenn ihr wieder im Gebäude seid! Und keiner verlässt das Schulgelände, bis die Stunde vorbei ist." Erleichterung durchflutet mich, als ich mich mit der Restlichen Kraft an der Wand abstütze. Mein Blick streift den ausgetrockneten Rasen, sowie den eingegangenen Blumen, die immer mehr ihre Blüten fallen lassen. Die Farben der Pflanzen verblassen immer mehr unter dem vergangenen Schein der Sonne.

"Ich hätte ihn umgebracht, wenn er uns noch eine Runde laufen gelassen hätte." meine Mundwinkel zucken nach oben, als Marienne neben mir auftaucht und wütend ihre Zähne aufeinander presst. Es ist eine Eigenschaft von ihr, die sie seit dem Kindergarten zu Pflegen scheint. Ihre braunen Strähnen fallen immer wieder vor ihr Gesicht, sodass sie an ihren Wangen hängen bleiben und sie diese genervt aus dem Gesicht pustet. "Wer weiß, wie lange dieses Wetter noch so sein wird." Schulterzuckend atme ich durch, als wir die Sporthalle erreichen und uns sogleich in den Stickigen Umkleiden befinden. Selbst hier sind die Temperaturen kaum aus haltbar. Es ist als würde die übrige Luft stehen geblieben sein.

„Ich bleibe so, was ist mit dir?" fragend hebe ich mein Kinn und mustere das kleine Mädchen, welches ein größeres Temperament, als Verstand hat. Und auch diese Eigenschaft hat uns bereits oft in die Scheiße geritten, sie mehr als mich, doch ich durfte immer helfen.

"Ich bleibe auch so." hastig greifen wir nach unseren Taschen, bevor wir aus der Halle, auf den Schulflur gehen und uns von der Klimaanlage belüften lassen. Nur schwach, aber sie tut ihr bestes.

Und sie verlässt uns ebenso, als ich mich gegen die Tür stemme und wieder der Hitze entgegen laufe. Nur dieses Mal spüre ich einen angenehmen Hauch einer Kühle, der meine Haare aus meinem lockeren Zopf löst. Automatisch springt meine Hand nach vorne um das Gummi noch zu fassen, doch dort rollt es bereits unter die Büsche der Schule. „Wir haben gerade das erste Mal gesehen, wie ein Zopfgummi abhanden kommt." Grunzend schüttelt die Brünette ihren Kopf, während sie wieder weiter geht. „Vielleicht regnet es ja heute noch?"

Thunder-fallen creaturesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt