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„Du bist wach." Zufrieden richtet sich Thunder auf, während ich meine Augen nicht von ihr lösen kann. Sie ist nackt. Selbstverständlich nutzt sie nicht die Decke oder das riesige Tuch, mit welchem sie zu uns kam, um ihre Nacktheit zu verstecken. Denn da gibt es nichts zu verstecken. Sie besitzt reine Modelmaße, die jede Frau in blanke Eifersucht und jeden Mann in eine schier unmögliche Versuchung schickt. „Auf dem Bett liegen Sachen, Cassy, die kannst du dir anziehen." Seufzend stützt sie ihre Hand in ihre Hüfte. „Ich mag gar nicht wissen, wer die alle schon getragen haben, Thunder." Ihr Mundwinkel zuckt ein Stück nach oben, welches er sogleich nach macht, bevor sich sein Kopf schüttelt. „Fürs Erste sollte es genügen." Damit deutet er auf ihren nackten Körper, welchen sie noch immer voller Furchtlosigkeit präsentiert.

Mit schwingenden Hüften dreht sie sich aus der Tür heraus und lässt Thunder und mich wieder alleine. Zumindest soweit wie es in dem Hotelzimmer geht. „Ella-" Ich achte nicht auf seine Worte, sondern schiebe mich einfach an ihm vorbei. Egal was er zu sagen hat, egal in welche Richtung dies verlaufen wird, ich kann es nicht hören. Denn Cassy hat mir wohl das Beste gezeigt, was er haben kann. Und damit auch das realistischste.
Sollen die Dämonen Unrecht haben. Sie werden merken, dass es nicht meine größte Furcht ist, ihn zu verlieren, an sie oder sonst jemanden. Sollen sie noch so viel in meinen Gefühlen oder in meinem Kopf herum suchen. Ich lasse mich nicht so schnell von ihnen unterkriegen.
„Wir sollten dann auch los." Ich zucke freudlos mit meinen Schultern, als ich mich in den Sessel niederlasse und die Engel mit skeptischen Blicken beobachte.

„Ich brauche einen Plan." Murmle ich leise. Anhand des wärmenden Windes, wird mir bewusst, dass beide mich gehört haben. „Wir suchen den Ältesten." Wie selbstverständlich zuckt Cassy mit ihren Schultern. „Er ist hier?" Thunder kommt nun auch aus dem Bad und widmet sich ihr neugierig. Auch wenn ich seinen schneidenden Blick auf mir spüre. „Jeder ist hier. Der Himmel und die Hölle existieren nicht mehr. Alles befindet sich nur noch hier. Und umso schneller müssen wir ihr das Blut aus dem Körper ziehen, sonst zieht sie uns mit in den Tod." Schnaubend verschränke ich meine Arme vor meiner Brust. „Es klingt, als würdest du mir die Schuld geben, dafür, dass ich das dreckige Blut besitze."

Ihre Augenbraue zuckt nach oben. „Ich hatte dir tausende Empfindungen zugeschrieben, aber du hast sie alle ignoriert! Wärest du einfach einen anderen Weg gefahren oder hättest du auf deine Intuition gehört, dann wäre dieser ganze Mist niemals passiert!" Ich zucke unmerklich zusammen, während sich ihre roten Schlieren so viel schneller in ihren Augen bewegen, während die Woge der Hitze abzuebben scheint. „Die Engel sind geschwächt, verdammt! Hast du schon einmal daran gedacht, dass du es einfach nicht geschafft hast mir diese Empfindungen zu überreichen?" Herausfordernd richte ich mich auf. Allerdings scheint sie eher mit jedem Wort von mir zu wachsen. In ihren Augen scheint ein loderndes Feuer zu existieren, in welchem sie mich wahrscheinlich verbrennen sieht. Es ist eine Qual meine eigenen Augen darin widerspiegeln zu sehen und die Hitze auf meinem Leibe zu spüren. Als würde ich wirklich in den dampfenden Schlieren stehen und um sie herum tanzen, nur um keine zu berühren. Nur um nicht meine qualmende Haut, dessen Blasen sich darauf verewigen, erneut diesen Schmerz auszusetzen.

„Es reicht."

Erneut zucke ich zurück und lasse meine Augen von ihr zu Thunder gleiten, welcher noch immer am selben Fleck steht. „Cassy sollte ich dich noch einmal dabei erwischen, wie du sie kontrollierst, dann vergesse ich mich und meine Moral."

Thunders Worte waren klar.

Sie sollten zumindest klar sein. Immerhin hatte seine Stimme selbst Stunden danach noch in meinem Körper gebebt und mein Blut in Wallung gebracht. Für diesen Moment waren seine Augen schwarz. So schwarz, als würden sie ein Loch aufzeigen, welches niemals vergisst. Eines welches seine Gegner, seine Freunde oder seinen Schuldigern immer daran erinnern würde, was ihn noch bevorsteht. Was sie einzuhalten haben, um mögliche Konsequenzen zu umgehen.

Thunder-fallen creaturesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt