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Ich weiß nicht einmal einen Monat von der Existenz des Übernatürlichen.

Und jedes Mal, wenn ich es zu verdrängen versuche, zieht es mich nur tiefer wieder zurück. Jedes Mal, wenn ich mich damit abfinden möchte, passiert wieder etwas, dass mich vom Gegenteil zu überzeugen versucht. Nichts davon ist positiv. Nicht, dass Dämonisches Blut durch mich fließt. Nicht, dass mein Vater davon weiß. Nicht, dass ich nur schwer Traum und Realität voneinander halten kann.

„Und dir geht es gut?"

Mit einem Blick bedenkt mich meine Mutter, wodurch ich nicke. „Du weißt, dass heute Abend die Gala ist und die Schule Verständnis hätte, wenn du noch nicht wieder in den Unterricht gehen kannst?" Genervt rolle ich meine Augen. „Mom mir geht es gut genug, um auch heute Abend mit zukommen." Mein Kopf senkt sich auf meine Handfläche. „Gut. Hannes holt dich alleine ab, damit ihr dort gemeinsam auftauchen könnt." Augenblicklich öffne ich meinen Mund und die Panik ergreift mich. Ich habe Hannes das letzte Mal gesehen, als ich ihn nieder geschlagen habe. Noch immer weiß ich nicht genau woher meine Kraft dafür kam und wieso ich diese Schlieren trug. Ich schiebe den Gedanken wieder eilig fort.

Ohne ein weiteres Wort über meine Lippen zu bringen, stehe ich auf und greife nach meiner Tasche. Den Protest meiner Mutter ganz ignorierend. Die Tür fällt hinter mir laut ins Schloss, wodurch ich erleichtert durchatme und bereits ein Stück den Weg entlang gehe. Meine Eltern haben mir als Strafe meinen Wagen weggenommen. Zwar hatten sie gehofft, dass ich dadurch auf sie angewiesen bin, jedoch habe ich mich schnell dafür entschieden das mein Alibi-Hannes mich ab sofort zur Schule fährt. Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen, sobald ich ihr Auto erkenne und Mar neben mir stehen bleibt. Sie muss nur einen kleinen Umweg fahren, um mich noch abzuholen, doch scheinbar tut meine faule Beste Freundin doch noch was Gutes in ihrem Leben.

„Du siehst gestresst aus." Stellt sie skeptisch fest, als ich im Auto sitze. „Heute Abend ist die Gala, Mar und ich habe vollkommen vergessen, dass Hannes da sein wird."

„Ich dachte ihr habt irgend so eine komische Abmachung." Frustriert atme ich laut auf. „Ich habe nicht alles erzählt. Als ich das letzte Mal bei ihm war, hat er mich provoziert und irgendwie wurde ich so sauer, dass ich ihn geschlagen habe."
Breit grinsend, beinahe spöttisch, hebt sie eine Braue. „Er hat es verdient, aber ging das denn als Schlag durch? Ich meine, ich kenne deine Schlagkünste." Schmunzelnd schlage ich gegen ihren Arm. „Er ist zu Boden gegangen."

„Und ich freue mich immer mehr auf die Details von heute Abend."

Marienne möchte mir nicht wirklich glauben, dass ich Hannes so sehr weh getan habe. Aber ich würde es an ihrer Stelle auch nicht tun. In der siebten Klasse wollte ich Helen Fetsch schlagen, weil sie Mar und mich seit einigen Monaten immer geärgert hatte. Ich habe ausgeholt und ich habe fast ihre Haare getroffen, bevor ich mein Gleichgewicht verloren habe und umkippte. Danach hat Mar sich auf sie gestürzt. Das war auch der Grund warum sie dann ins Internat musste. Helen hatte mich dafür in ruhe gelassen.

Die Schule war mehr als unspektakulär. Richard hatte sich nach mir erkundigt, wir haben aber die Schwierigkeiten zwischen uns ignoriert. Ebenso hatten einige davon mitbekommen, mich aber nur angestarrt, was Mar mit einem eisigen Blick bestraft hat. Also, sie hat die Gaffer gestraft, nicht mich. Sonst blieb es langweilig und doch habe ich die Aufregung für den Abend in mir gespürt.

Meine Mutter hat mir bereits das Kleid auf mein Bett gelegt, wo neben sich Chip bereits breit gemacht hat. Ich befürchte er wird langsam auf seinem Auge blind, denn er erschreckt sich jedes Mal, wenn ich ihn zu streicheln beginne.
Aber dank Thunder bleibt mir dennoch mehr Zeit mit meinem alten Hund. Eine Sache die ich ihm wohl anrechnen muss und dennoch habe ich noch keine Ahnung, was ich von ihm halten soll und wie groß das Vertrauen in ihn wirklich sein darf.

Thunder-fallen creaturesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt