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„Danke, dass sie mich mitnehmen." Ich platziere meine Hand an meinem Kopf und stütze mich an der Armlehne ab. „Nicht dafür, Edeline. Das gehört mit zu meinem Beruf. Aber wer war der Junge, ich habe ihn noch nie zuvor gesehen." Seufzend schaue ich zu meiner linken. Seine Augen sind interessiert auf mich gelegt. Ich ziehe meine Brauen zusammen und mustere den kleinen grünen Ring in seinen Augen. Er erinnert mich stark an unsere letzte Begegnung. Die Begegnung, die ich für einen Traum gehalten habe. Diese eine Begegnung, die ich versucht habe wegzusperren. „Die Leiche." Ich breche ab, als er sich über seine Lippen fährt und weiter zu mir blickt. „Ich dachte es sei ein Traum gewesen. Der Regen, die Stimmen, das fühlte sich alles so surreal an."

Erneut blicke ich in den finsteren Wald. Der Wagen wird langsamer. „Traum und Realität liegen nie weit auseinander, Edeline."
„Wohin fahren Sie?" Eine Beunruhigung liegt in mir, als er in einen Waldweg abbiegt, als ich erneut zu ihm schaue und den glühenden Ring erkenne. Mr. Adams hatte genau solch einen. Meine Lehrerin hatte ihn. Selbst Mar hatte für einen Moment diesen Ring in ihren Augen getragen.

„Lassen Sie mich raus."

Meine Finger beginnen an dem Anschnaller zu spielen, während ich weiter die grünen Augen auf mir spüre. Sie brennen sich von innen heraus auf meiner Haut.

Der Sicherheitsgurt möchte nicht aufgehen, er schnürt meinen Hals zu. Brennt sich in meinen Hals ein.

Panik beginnt sich in mir auszubreiten, als er nichts sagt, als er lediglich guckt.


„Bitte, lassen Sie mich raus." Die Angst beginnt meine Muskeln zu lähmen. Meinen Verstand. Ich zittere. Ich erzittere am ganzen Körper, während mich weiter diese Augen durchbohren.


Die Lichter des Autos gehen wieder an, wodurch ich für einen Moment wieder nach vorne blicke. Ein Widerstand prallt auf dem Auto ab, hinterlässt die Delle in der Haube und presst neue auf dem Dach ein. Der Sheriff lässt einen Kehligen Laut aus seiner Lunge entweichen, bevor er das Auto mit einem Ruck zum stoppen bringt. Erneut schnürt sich der Gurt in meinen Hals, meine Augen weit aufgerissen. Meine Finger in den Sitz verschanzt.

Ich lausche meinem eigenen Atem, während sich der Sheriff zu mir dreht und seine Hand um meinen Hals legt. Endgültig treten Tränen in meine Augen. Die Luft wird enger. Seine Finger legen sich wie ein Schraubstock um meinen Hals, drücken gegen mein Kehlkopf, lassen mich schwarze Punkte auf meiner Sicht sehen.

Erst der kräftige Windstoß bringt meine Tränen von meiner Wange und löst den festen Druck um meinen Hals. Die Splitter des Fensters krachen über mich ein, lassen mich meine Arme vor meinem Gesicht halten, während ich mit meinem Fuß aushole. Ich treffe den Kopf des Mannes, welcher sogleich auf dem Lenkrad und anschließend an die Scheibe aufprallt. Sein Körper wirkt wie eine klebrige Masse, die sich nicht schaden lässt. Eine klebrige Masse, die sich mit verzogenem Gesicht aufrichtet. Ein Schrei entkommt mir. Voller Panik, richte ich mich auf und versuche die Tür zu öffnen. Meine Finger schaffen kaum den Hebel hervorzuziehen, meine Angst schnürt mich zu.

Die Kreatur kommt mir immer näher, nur noch die Kleidung lässt mich erahnen, dass es sich um unseren Sheriff handelt. Einen missbilligten Typen, der nur das Gesetzt kennt. Doch dies hat lange nicht mehr was mit dem Gesetz zu tun. Das ist barbarisch. Unmenschlich.

Die Tür springt auf, eine Hand zieht mich an meinem Arm aus dem Auto, um mich auf dem erhitzten Gras nieder zulassen. Ich robbe weiter nach hinten, zu dem Baum, blicke auf das leuchtende Schwert, welches seine Hand umklammert und das er mit einer Bewegung in den Sheriff rammt. Die Fratze verzieht sich zu einer schwarzen Masse, die sich klebrig zu verteilen beginnt. Sie fließt und tropft aus dem Auto hinaus, verteilt sich selbst vor meine Füße und bringt den Geruch eines verdorbenen Fisches mit sich. Erbarmungslos gleitet meine Magensäure hinauf, wodurch ich mich aufrichte.

Thunder-fallen creaturesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt