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Der Geruch von frischer Erde und feuchter Fichte steigt mir sogleich in die Nase. Ich schaffe es meine Atmung zu kontrollieren. Irgendwie meine Gedanken zu sortieren, selbst wenn sie sich immer wieder überschlagen. Als würden sie sich jagen. Im Kreis drehen. Stoppen, bevor sie sich verdoppeln. Und es beginnt immer wieder von vorne. Immer und immer wieder.

Seufzend sinke ich in die Knie. Spüre wie die Kraft an mir zerrt. Wie meine Muskeln zittern, erschlaffen, während sich meine Arme um mich schlingen. So würde mir wenigstens das wärme spenden. So möge mir doch wenigstens etwas wärme spenden. Dem Experiment. Dem erfolgreichem Experiment, dessen Auswirkung für jeden nur unklar sein kann. Was für kranke Menschen.

„Das dämonische Mädchen in mitten des Waldes. Wenn das nicht unser Untergang ist."

Meine Augen schließen sich. Das Blut kocht pochend heiß in meinen Adern. Ich versuche mich mit allen Mitteln gegen ihre Provokation zu wehren. Gegen diesen Hass den sie mir entgegen bringt. Mit dem sie irgendwas zu erreichen scheinen möchte. Vollkommen Sinnlos. Ich bin erschöpft. Ich bin so verdammt müde. „Na los, springe in den Wald hinein, besuche deine Dämonen-Freunde." Das aufkommende Gefühl lässt mich glauben, die Wut würde mein Anker sein. Als würde ich aus Seilen bestehen, die mich zu führen scheinen, die mich direkt vor Cassy halten lässt, sodass der aufkommende Arg alles andere zu erledigen scheint. Die Wut, die sie in mir auslöst, mit allem was sie sagt, was sie tut. „Verliere deinen Verstand. Verliere Thunder." Das Blut rauscht in lauten Strömen durch meine Adern, saugt sich mit dem der Dämonen voll. Ich spüre das Brennen meiner Augen. Die gereizte Haut, die mich am liebsten schreien lassen würde. Voller Zorn. Voller Ärgernissen, weil dieses dröhnende Gefühl in meinem Körper nicht von mir los kommt. „Warum tust du das?" Es scheint als hätten sich meine Lippen nicht einmal bewegt. Als wären die Worte so viel tiefer, so viel mächtiger. Ihre Lippen zucken nach oben. Ihr Kinn hebt sich. „Weil du sehen sollst, was du bist." Meine Hand schlingt sich um ihren Arm, wodurch sie mich schreiend von sich schlägt. Die Wucht der Hitze die mich erfasst, lässt mich nach Luft schnappen, vergeht erst, als der Kühle Windschlag die Flammen um mich auskühlt und ich schmerzend zu Boden falle.

Keuchend stützen sich meine Ellenbogen auf dem Boden ab, meine Hände spüren noch immer die Hitze, die von ihr ausging. Die Kraft mit der sie mich erwischt hatte. Das Piepsen vergeht auf meinen Ohren nicht, während die Stimmen um mich immer hektischer, lauter werden. Mühselig versuche ich meine Lider zu öffnen. Erblicke verschwommen die dunkelblauen Linien auf meinen Armen. Die Adern, die sich immer mehr damit aufplustern. Ich spüre selbst meine Augen, die sich mit dem Blut vollsaugen. Die zu kämpfen versuchen.
„Verschwinde!"

Erschrocken blicke ich zu Thunder, welcher noch immer zu Cassy schaut. Mir vergeht die Sprache. Mir wollen nicht einmal mehr die Schmerzen in den Sinn kommen, als ich ihren brennenden Blick erkenne, bevor sie wieder ins Hausinnere geht. Dabei streift sie den Ältesten, wessen Augen auf mir liegen. „Ella." Seine Stimme scheint so entfernt und doch kniet er bereits neben mir. Seine Hand möchte sich auf die meine legen, jedoch zucke ich zurück. „Du kannst mich nicht anfassen." Hauche ich außer Atem, ehe ich versuche mich aufzurichten. „Ich hatte sie angefasst. Ich konnte sie nicht anfassen." Ich verstehe meine eigenen Worte nicht. Keiner tut es. Keiner hat gespürt, wie ihre Flammen von mir ausgelöst worden sind. Keiner hat gesehen, wie sie von ihren eigenen Flammen verschlungen wurde. „Ich kenne ihren Plan." Mein Kopf legt sich in meinen Nacken, wodurch ich in die aufgebrachten Schlieren von Thunder schaue. Wodurch ich mich entdecke. Das verdreckte, gebrochene Mädchen, dessen Haut noch immer verbrannt riecht. Dessen Augen das Rot von Cassy tragen, während sie langsam wieder abebben. Dessen Adern voller Energie von ihrem eigenen Engel waren. Das kann nicht gesund sein. „Wir waren nie im direkten Sinne verbunden. Durch dein Blut hatte das Dämonenblut nur die Chance dich abzuzapfen. Dich auszusaugen, wie ein elendiger Vampir. Ich bin ihre Waffe." Tränen treten mir in die Augen. Die Frustration scheint über mich hinaus zu wachsen. „Dein Blut hatte es alles nur abgehalten, aber ich hätte dich irgendwann getötet, wenn ich es weiter getragen hätte." Ich fühle mich so elend. So schuldig. Schuldig dafür, dass ich der Grund bin. Dafür, dass ich der Grund dafür sein werde, diese Welt zu vernichten.

Thunder-fallen creaturesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt