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Meine Augen reißen sich auf.

Dichte Braumkronen schweben über mir, verdecken die Sicht auf den Sternenbesetzten Himmel, selbst wenn der Mondschein träge auf den Boden fällt. Es ist Kalt. Die Gänsehaut beschattet meinen Körper, während ich meinen Blick zu meiner rechten lenke. „Guten Morgen." In der Dunkelheit wirken seine Augen noch so viel leuchtender. Beinahe gruselig. Ich rolle genervt meine Augen und versuche mich von dem Boden aufzurichten. „Es ist mitten in der Nacht." Stelle ich kritisch fest, was ihn jedoch nur breiter schmunzeln lässt. Jedoch besitzt es einen verbitterten Zug. „Ehrlich gesagt fast fünf Uhr. Morgens." Letzteres schiebt er lediglich hinterher, wodurch mich meine Begrüßung dann doch nicht so sehr wundert.

„Hier ist ein Ältester, richtig?" Daher weht der Wind. Zögerlich nicke ich, während ich ihn weiter mustere. Oder eher seine Flügel. Sie sind Dunkler. Nein, eigentlich vollkommen Schwarz. Bereits unten ausgezupft. Federn fehlen ihm, worunter eine Ledrige Haut hervorkommt. Der Anblick überbringt mir ein Schauder. „Du hast seine noch nie gesehen, richtig?" Nicht richtig, zumindest.

„Einmal. Nur kurz. Aber sie sahen anders aus. Was machst du hier noch?" Er lacht auf. Traurig, irgendwie verloren, wodurch sich tatsächlich ein schlechtes Gewissen in mir anbahnt. „Ich konnte nicht weg. Ich hatte keine Ahnung wo ich lang flog, bis ich wieder hier angelangt war." Mein Mitgefühl verfliegt ebenso gleich wieder. Er wollte mich Bewusstlos hier liegen lassen. Wie einfühlend. „Daher weißt du das alles." Ich nicke lediglich, ehe ich meinen Blick von ihm abwende und in die Ferne schaue.
„Ich glaube dir Edeline. Mit allem was du gesagt hast, über dich, deinen Vater... irgendwie selbst über die Engel." Überrascht legt sich meine Stirn in Falten. „Und wie kann ich dir das Glauben?"

„Kannst du nicht." Erstaunt richte ich meinen Blick auf seinen rechten Flügel. „Ich glaube schon." Verwirrt legt er seinen Kopf schief, jedoch nicke ich eben zu der fokussierten Stelle und erkenne die gräuliche Verfärbung. „Ich habe das Gefühl es ist ein neues Zeitalter angebrochen, in denen nicht nur die Menschen Glauben müssen."

Mein Herz schlägt mir beinahe meine Rippen hinaus, als ich seinen Worten lausche. „Was hast du gerade gesagt?" Pure Nerösität fließt durch mich hindurch, während ich ihn auffordernd anschaue. Er wirkt verwirrt. Ehrlich verwirrt über meine Neugierde an seinen Worten. „Das ein neues Zeitalter anbricht?" Ich schüttle meinen Kopf und springe auf. Ignoriere noch den leichten Schwindel. „Nein, dass kann alles ändern. Das ist es! Ihr müsst glauben!"

„An was?" Er klingt gereizt. Augenrollend beginne ich zur Waldlichtung zu laufen. „An euch!" Der Ruf hallt noch in dem Wald, als ich bereits die Tür aufstemme und den Ältesten Rufe. Er befindet sich nicht in dem Wohnzimmer, dafür jedoch in der Küche. Sein Kopf ruht auf seinem Körper, während ich mich in dem Türrahmen abfange. „Ältester!" Freude durchflutet mich. Hoffnung, vielleicht doch einen Weg gefunden zu haben. „Ältester." Er schläft noch immer, sodass ich nach einer beliebigen Tasse greife und sie achtlos auf den Boden fallen lasse. Die Splitter verteilen sich mit einem Dröhnen über den Boden, sodass er erschrocken aufzuckt und mich mit großen Augen mustert. Jedoch, sobald er mich sieht, wirkt er beinahe genervt. „Es gibt eine Lösung." Ich kann mich noch immer nicht zusammen reißen, dass dümmliche Grinsen zu verbergen. Dies ist wohl die Beste Nachricht, seit... seit so ziemlich lang.
„Edeline, wir hatten alles durchgesprochen, ich weiß nicht-"

„Ganz genau, darum geht es. Sie wissen es nicht, weil es bis jetzt unbekannt war." Er wirkt wacher, aber nicht überzeugt. Seufzend setzte ich mich zu ihm an den Tisch.
„Die Engel können Glauben." Ein einfacher Satz, mit so viel Sagekräftigen Auswegen für diese Folter.

„Edeline-"

„Die Engel" ich mache eine Pause, um ihn deutlicher anzuschauen. „können Glauben." Seine grünen, sonst so ruhigen, Schlieren bewegen sich ein Stück mehr. Wenigstens eine Regung. „Ich habe mit ihm gesprochen. Und er glaubt mir, weil er sich selber glaubt. Seine sonst so schwarze Stelle wurde Gräulich. E-es- Die Engel waren Jahrhunderte mit dem Gedanken dabei, dass sie von den Menschen abstammen. Sie haben daran geglaubt. Die Menschen haben es unterstützt. Das würde erklären wieso alles zusammgengebrochen ist. Menschen sind lange nicht mehr die einzigen, die durch ihren Glauben etwas bewegen. Wir müssen einfach... alle an das gleiche Glauben."

Thunder-fallen creaturesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt